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Zur Neuigkeit
Kirchen aus dem Bistum: St. Ulrich in Aich
Von der Spätgotik über den Barock zur Neugotik
Aich, 1. Mai 2025
Die Geschichte der Pfarrei reicht möglicherweise ins erste Jahrtausend zurück. Heute steht in Aich eine wunderbare spätgotische Kirche mit neugotischer Ausstattung.
Die heutige Pfarrkirche St. Ulrich in Aich stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im ausgehenden 17. Jahrhundert und weiter in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche schrittweise barockisiert. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Regotisierung. Die neugotische Ausstattung, die sich heute in der Kirche befindet, stammt aus dieser Zeit. Als früheste Erwähnung des Ortes Aich wird heute ein Eintrag in einer Urkunde des Salzburger Stifts St. Peter aus dem Jahr 976 angenommen. Eine Pfarrei mit dem Patrozinium des Heiligen Ulrich ist seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Die Vorgängerkirche der heutigen Pfarrkirche stand vermutlich 600 Meter weiter nordöstlich an einer Wegkreuzung in Richtung Binabiburg. Die Pfarrkirche St. Ulrich wurde von einer örtlichen Adelsfamilie zunächst als Eigenkirche erbaut. Ein bemaltes Steinrelief an der Westwand der Empore wird als Hinweis angesehen, dass der Bau der Pfarrkirche von Wolfgang von Reickher gestiftet wurde. Im Jahr 1472 wurde von Adam von Reickher und seiner Gattin Barbara der Liebfrauenaltar in der Seitenkapelle gestiftet. Hierzu wurden zudem Pfründe für einen eigenem Priester gestiftet. Die Westempore der Kirche wurde nachträglich eingebaut. Es wird angenommen, dass sie als Oratorium für die Adelsfamilie Reickher diente.
Die Kirche ist eine nach Osten ausgerichtete Saalkirche. An der Nordseite ist ein Seitenschiff angebaut. Langhaus und Seitenschiff haben je drei Joche. Der ist in der Breite des Langhauses ausgeführte Chor, hat zwei Joche und ist mit drei Achteckseiten nach Osten hin abgeschlossen. Langhaus, Seitenschiff und Chor werden von einem Satteldach gedeckt. Im Außenbereich sind Chor und Langhaus durch abgesetzte Strebpfeiler gegliedert. Die Fenster, die heute wieder gotische Spitzbögen aufweisen, waren im Zuge der Barockisierung mit Rundbögen ausgestattet und später wieder zurückgebaut worden. Das heute spätgotische Westportal stammt aus der Erbauungszeit der Kirche. An Nord- und Südseite des Langhauses finden sich weitere Portale. Ursprünglich am Turm angebrachte Nord- und Südportale sind heute geschlossen und vermauert. Der Turm ist im Westen in der Mittelachse der Kirche angeordnet. Das Unterschoss ist zugleich Vorhalle der Kirche. Es ist durchlaufend quadratisch und ohne außen sichtbare Geschosstrennung gebaut. Die Seiten werden durch zwei Reihen von jeweils drei hohen Blendbögen gegliedert. Den oberen Abschluss des Turmes bildet die Barockhaube aus der Zeit um 1740. Kugel und Patriarchenkreuz bekrönen den Turm. Südlich am Chor ist eine zweigeschossige Sakristei angebaut. An der Nordseite findet sich zwischen Chor und Seitenschiff die Allerseelenkapelle. Diese wird als Leichenhaus für den Friedhof, der um die Kirche herum angeordnet ist, benutzt.

Spätgotisches Tonnengewölbe
Im Innenraum finden sich sowohl im Chor als auch in den beiden Schiffen sowie unter der nachträglich eingezogenen Westempore spätgotische Tonnengewölbe. Chor und Hauptschiff sind in der gleichen Höhe ausgeführt. Der Länge der Kirche im Innern misst 28,60 Meter. Davon entfallen 12,60 Meter auf den Chor und 16,00 Meter auf das Langhaus. Das Seitenschiff weist die halbe Höhe wie das Langhaus auf. Am Übergang zwischen Chor und Hauptschiff findet sich ein spitzer, beidseits gefaster Chorbogen. Die Westempore überspannt das westliche Joch des Hauptschiffs. Sie ist dreijochig mit Spitzbögen unterwölbt und ruht auf zwei schlanken Pfeilern. An der Brüstung der Empore finden sich Flachbettschnitzereien. Die auf der Rückseite erhaltenen barocken Schnitzereien zeigten einst in die Kirche. Sie wurden bei der Regotisierung der Kirche auf die Rückseite gedreht.
Neugotik dominiert die Einrichtung
Die Altäre in St. Ulrich sind alle im neugotischen Stil ausgeführt. Sie entstanden in den 1870er Jahren. Den Hochaltar schuf im Jahr 1871 der Landshuter Bildhauer Michael Mayer nach einem Entwurf von Paul Weiß. In der Mitte über der Mensa findet sich der Tabernakel. Über diesem ist ein Reponarium zur Aussetzung des Allerheiligsten angeordnet. Der Kirchenführer der Gemeinde spricht hier von einer Doppel-Tabernakelanlage. In den weiteren Nischen sind vier Figuren angeordnet: der Evangelist Johannes, die Heiligen Petrus und Paulus sowie Johannes der Täufer. Der Familien- oder Josefaltar mit einer Darstellung der Heiligen Familie wurde 1874 in der Frauenkapelle aufgestellt. Die beiden neugotischen Seitenaltäre und die Kanzel wurden im Jahr 1877 von Johann Wittmann ebenfalls nach Entwürfen vom Paul Weiß hergestellt. Die Kanzel besteht aus einem mit Maßwerk verzierten Kanzelkorb und einer ebenso gestalteten Rückwand. Der Schalldeckel trägt vorne ein kleines Relief mit einer Heilig-Geist-Taube. Auf dem Schalldeckel steht eine Figur des Guten Hirten. Der Taufstein ist spätgotisch. Er stammt noch aus der Erbauungszeit der Kirche, ist 84 Zentimeter hoch und aus rotem Marmor gearbeitet. Auf einem achtseitigen Fuß, der in einen schlanken, ebenfalls achtseitigen Ständer übergeht, steht ein weit ausladendes achteckiges Becken.
Zwei barocke Ölgemälde erhalten
Zwei Gemälde aus dem Barock haben die Regotisierung der Kirche überdauert. An der Nordseite des Chores zeigt ein großformatiges, figurenreiches Ölgemälde auf Leinwand den letzten Kommunionempfang des Kirchenpatrons Ulrich kurz vor seinem Tod im Jahr 973. Ein weiteres Ölgemälde ist im Seitenschiff über dem Nordportal angebracht. Es zeigt eine Darstellung der Schutzmantelmadonna und datiert auf die Zeit um 1700. Bemerkenswert an diesem Bild ist der aus der Zeit stammende, mit reichem Akanthusschnitzwerk und einem Puttenkopf verzierte Barockrahmen.
Eine Besonderheit der Kirche St. Ulrich ist das Orgelprospekt. Es ist mit Rokokomuschelwerk reicht verziert. Laut Bayerischem Landesamt für Denkmalpflege ist es „eines der schönsten und kostbarsten Orgelgehäuse Niederbayerns“. Die spätbarocke „Johann-Schweinacher-Orgel“ wurde um 1770 im Psallierchor der Landshuter Dominikanerkirche aufgestellt. Die Intarsienarbeiten sind in Nussbaumholz ausgeführt und wurden von dem Landshuter Bildhauer Christian Jorhan d. Ä. geschaffen. Im Jahr 1802 kam sie nach der Säkularisation des Dominikanerklosters zunächst in das Kloster Seligenthal. Dort wurde sie um 1812 restauriert und kam im Jahr 1856 durch Kauf in die Pfarrkirche Aich. Hier erfolgte im Jahr 1884 eine neuerliche Restaurierung des barocken Orgelwerks. Im Jahr 1931 baute Ignaz Weise aus Plattling ein neues Werk mit zehn Registern auf zwei Manualen und Pedal in das historische Gehäuse. Eine nächste Erweiterung des Instruments erfolgte im Jahr 1993. Orgelbau Eisenbarth aus Passau baute nun wiederum ein neues Orgelwerk in das historische Gehäuse. Das vollmechanische Schleifladeninstrument umfasst nunmehr 23 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Disposition von Hauptwerk und Pedal wurde dabei an die der historischen Schweinacher-Orgel angelehnt. Die mechanischen Spiel- und Registertrakturen des modernen Instruments entsprechen dem Vorbild des barocken Orgelbaus.
Seelsorglich gehört die Kirche St. Ulrich in Aich seit 2005 zu einer Pfarreiengemeinschaft mit Treidlkofen, Binabiburg und der Expositur Frauensattling.
Text: Peter Winnemöller
(kw)

Weitere Infos
In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



