Außenansicht der Pfarrkirche St. Barbara in Abensberg. Rechts und links sieht man im Bild Ausschnitte der angrenzenden Häuser an die Kirche. Der Himmel ist strahlend blau mit vereinzelten Wolken.

Kirchen aus dem Bistum: St. Barbara in Abensberg

Eine Zeitreise durch verschiedene Kunstrichtungen


Regensburg, 26. Juni 2025

Die Pfarrkirche von Abensberg verbindet Kunststile von der Gotik bis zur Moderne. Immer wieder wurde die Ausstattung dem Zeitgeschmack angepasst und dabei die älteren Stile integriert.

Im Jahr 1380 wurde am Michaelstag die Pfarrei in Abensberg gegründet. Das Patrozinium der Heiligen Barbara wurde vermutlich von der schon vorhandenen Schlosskapelle übernommen. Zuerst gab es keine eigene Pfarrkirche, daher diente in den ersten Jahren die heutige Filialkirche Maria Himmelfahrt in Aunkofen als Pfarrkirche. Recht schnell, um 1400 begann man eine eigene Pfarrkirche im Stadtkern zu errichten. Der erste Bau war eine Saalkirche. Im Jahr 1516 wurde die Kirche umgebaut und eingewölbt. So wurde aus der ursprünglichen Saalkirche eine dreischiffige Hallenkirche, die von einem Satteldach gedeckt wird. Chor und Langhaus der Kirche werden von spitzbogigen Fenstern durchbrochen. 

Im nördlichen Chorwinkel erhebt sich der Glockenturm. Der quadratische Unterbau stammt aus gotischer Zeit. Ein Blitzschlag zerstörte 1731 den ursprünglichen Turm. Erst 31 Jahre später wurde der Turm wieder aufgebaut. Der Turm von St. Barbara ähnelt dem Turm der Klosterkirche Weltenburg. Baumeister Christoph Wolf schuf beide Türme innerhalb von zwei Jahren. Das Obergeschoss des neuen Turmes wird von paarweise angeordneten Pilastern gegliedert, die Kanten sind mit Hohlkehlen versehen. Oberhalb eines reich profilierten Absatzes wird der Turm von einer Welschen Haube mit einer Pyramide bekrönt. Eine Welsche Haube nennt man ein mehrfach geschweiftes Haubendach. Östlich des Turmes ist die Sakristei der Kirche angebaut.

Drei Wege führen hinein

Die Kirche St. Barbara besitzt drei Zugänge. Das Westportal zum Stadtplatz hin und das Südportal zum Barbaraplatz. Das spitzbogige Westportal liegt in einer flachen Wandnische. Es ist von einem Kalksteinrahmen in Form eines Wimpergs mit Kreuzblume und seitlichen Fialen umgeben. Über dem ebenfalls kalksteingerahmten Südportal ist eine Baldachinnische eingeschnitten. Die Konsolen mit geflügelten Fabelwesen stammen noch aus dem gotischen Kirchenbau. Auf den Konsolen stehen links der heilige Emmeram von Regensburg, in der Mitte die heilige Barbara und der heilige Wolfgang von Regensburg auf der rechten Seite. Die Statuen der Heiligen wurden nach 1980 erneuert. Das Nordportal erhielt vor wenigen Jahren einen modern gestalteten Vorbau, der auch einen Treppenaufgang zur Empore hat. In dieser Vorhalle steht eine Jahreskrippe, deren Figuren zum Teil noch aus der Barockzeit stammen.

Die ursprünglich spätgotische Ausstattung wurde nach und nach durch barocke Elemente ersetzt. Die im Jahr 1698 erworbene Kanzel und das 1726 gefertigte Chorgestühl sind allerdings die einzig erhaltenen Stücke aus der der Barockzeit. Der ehemals barocke Hochaltar von 1797 fiel nur 80 Jahre später im Jahr 1879 der Regotisierung zum Opfer. Doch auch die damalige Einrichtung war nicht von Dauer. Nur Emporenbrüstung und Kommunionbank sind aus neogotischer Zeit erhalten. Der heutige Hochaltar ist aus Lindenholz geschnitzt und stammt aus dem Jahr 1929. Er wurde von den Wirtsleuten des Gasthofs Kuchlbauer gestiftet und von Georg Schreiner gefertigt. Die künstlerische Absicht hinter der eigenen Gestaltung ist es, die in dem Gotteshaus vertretenen Stilrichtungen zu verbinden. Der Aufbau als Flügelaltar ist eine Reminiszenz an die Gotik. Die etwas steife Ornamentik lässt die barocke Stilrichtung anklingen. Die figurale Darstellung Christi als König, die sich im Auszug des Altares befindet, ist eine Reminiszenz an das Christkönigsfest, das im Heiligen Jahr 1925 von Papst Pius XI. eingeführt wurde. In der damaligen Zeit war das Fest besonders eines der katholischen Jugend. Bei den ausgeklappten Altarflügeln befinden sich links und rechts des Tabernakels je zwei Reliefs. Diese zeigen von links nach rechts die Geburt Christi, die Enthauptung der heiligen Barbara, das Martyrium des heiligen Sebastian und die Anbetung der Heiligen Drei Könige. In der Fastenzeit werden die Altarflügel zugeklappt. Dann werden die rückseitigen Gemälde sichtbar, die Christus am Ölberg auf der linken Seite und Christus in der Rast rechts zeigen. Diese beiden Werke stammen von Hermann Spatz, einem Künstler, dessen Werke zu großen Teilen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. 

Zahlreiche Figuren und Gemälde 

Am ersten Pfeiler auf der Nordseite der Kirche ist die barocke Kanzel angebracht. Den Korpus zieren gewundene Säulen und Muschelnischen, welche die Figuren Christi und der vier Evangelisten enthalten. Auf dem Schalldeckel steht eine Papstfigur. Fachleute halten diese für den Kirchenvater Gregor den Großen. Im Jahr 1945 traf ein Sprengkörper die Nordwand der Pfarrkirche. Durch die Detonation fiel der Kanzelkorb herunter und wurde stark beschädigt. Die Kanzel konnte jedoch nach dem Krieg wieder originalgetreu restauriert und an Ort und Stelle aufgehängt werden. 

Im Altarraum von St. Barbara hängen mehrere Gemälde. Diese gehören zu früheren Hochaltären. Das Martyrium der heiligen Barbara stammt aus der Zeit um 1797. Das Martyrium des heiligen Sebastian datiert auf das Jahr 1765. Diese beiden Bilder gehörten in den barocken Hochaltar. Beide sind an der Nordwand angebracht. Ein Bild der heiligen Barbara im Nazarenerstil aus dem Jahr 1869 stammt aus dem neugotischen Hochaltar. Es hängt an der Südwand. Ferner hängen an den Wänden Figuren, die ebenfalls früheren Altären entnommen sind. Den heutigen Hochaltar flankieren die Apostel Petrus und Paulus. Außerdem sind die Heiligen Nikolaus, Wolfgang, Katharina und Margareta an den Wänden des Chorraumes zu sehen. Am Chorbogen hängt ein barockes Kruzifix mit freitragendem Lendentuch, das auf den Anfang des 18. Jahrhunderts datiert wird. Entlang der beiden Seitenwände des Langhauses steht ein vom Hofmaler Christian Wink erstellter Kreuzwegzyklus im Rokokostil zur Betrachtung des Leidens Christi bereit.

Das älteste Volksfest Bayerns

Unterhalb des ersten südlichen Fensters findet sich eine Kopie des Gnadenbildes der ehemaligen Wallfahrtskirche Sankt Gilg am Moos. Gilg ist eine in Bayern übliche Kurzform von Ägidius. Diese Kirche wurde während der Säkularisation abgebrochen. Ein Neubau der Kapelle wurde 2013 errichtet. Aus der Wallfahrt dorthin am 1. September, dem Fest des Heiligen Ägidius, leitet sich eines der ältesten und größten Volksfeste Bayerns her, der Abensberger Gillamoos, der jährlich Anfang September stattfindet.  Im südlichen Seitenschiff findet sich ebenfalls eine Figur des heiligen Christophorus mit dem Jesusknaben. Oberhalb des Südportals ist eine Kreuzigungsgruppe zu sehen. Das Kruzifix stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die frühbarocken Assistenzfiguren Maria und Johannes werden auf die Zeit um 1600 datiert und einem Meister Öllinger aus Regensburg zugeschrieben. Über dem Nordportal der Kirche hängt ein Gemälde des heilige Antonius von Padua, dem das Jesuskind erscheint, im Nazarenerstil. An der Nordwand des Langhauses stehen eine Rokokofigur des heiligen Wendelin und eine barocke Pietà. An der Stelle, an der früher der nördliche Seitenaltar platziert war, sieht man heute eine spätgotische Skulptur einer Madonna mit Kind die auf das Jahr 1450 datiert. Die Madonna bildet mit dem heiligen Franz Xaver auf der linken Seite und dem heiligen Ignatius von Loyola rechts eine Figurengruppe. Die beiden Assistenzfiguren sind Bildwerke des späten Rokokos aus der Zeit um 1785. 

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche bei einer Umgestaltung im Jahr 1956. Damals wurden die neugotischen Seitenaltäre entfernt. Der Volksaltar und Ambo wurden später eingebaut. Als Volksaltar dient die 1929 gemeinsam mit dem Hochaltar gefertigte Kredenz. Der Ambo wurde aus Teilen einer schmiedeeisernen Gittertür der Kommunionbank gefertigt. So fügen sich die Bauteile harmonisch in die Komposition des Chorraums ein, was bei der Vielfalt der Kunststile durchaus beeindruckend ist.

Text: Peter Winnemöller

(lg)

Weitere Infos

In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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