Kirchen aus dem Bistum: St. Antonius in Pillmersried
Der Heilige Antonius von Padua sorgt für gutes Wetter
Regensburg, 30. Januar 2025
Eine kleine Kirche, fast nur eine Kapelle, ist die Kirche St. Antonius. Die Ausstattung der Kirche ist liebevoll ausgewählt, kunstgeschichtlich wertvoll und kann sich sehen lassen.
Pillmersried ist ein Ort, der eigentlich aus zwei Orten gleichen Namens besteht. Es gab je ein Pillmersried im Landkreis Neunburg vorm Wald und im Landkreis Waldmünchen. Im Zuge der Gemeindereform im Jahr 1972 wurde wurden beide Gemeinden in die Stadt Rötz eingemeindet. In dem kleinen Ort leben 230 Einwohner. Das frühere Schloss Pillmersried wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Lediglich archäologische Funde und ein Bodendenkmal erinnern noch daran. Im Ort steht die Kirche St. Antonius von Padua. Der Heilige wird besonders in Italien hoch verehrt. Seine Heiligsprechung erfolgte bereits elf Monate nach seinem Tod am 30. Mai 1232 durch Papst Gregor IX. Am 16. Januar 1946 erhob Papst Pius XII. Antonius von Padua zum Kirchenlehrer. Der Heilige Antonius wird besonders verehrt, weil er verlorene Gegenstände zurück bringt. Das trug ihm den volkstümlichen Namen „Schlamperer-Toni“ ein. Sein Festtag ist der 13. Juni.
Die Kirche war von Beginn eine Nebenkirche zunächst von Thannstein, dann von Heinrichskirchen. Es handelt sich um eine traufständige Saalkirche. Sie wurde 1692 erbaut. Ein Umbau erfolgte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Gebäude besteht aus einem im Osten dreiseitig geschlossenen Langhaus. Ein Krüppelwalmdach bedeckt die Kirche. Aus diesem erhebt sich über dem Giebel der Kirche im Westen ein achteckiger Dachreiter. Dieser ist mit Schindeln verkleidet und mit einer Zwiebelhaube bedeckt. An das Langhaus der Kirche wurde an der Südseite eine Sakristei mit zwei Geschossen angebaut. Das zweite Geschoss ist ein Oratorium. Oberhalb der Sakristeitür blickt man durch ein Fenster in den Innenraum der Kirche. Das liebenswerte Antoniuskirchlein, wie es die Webseite der Pfarreigemeinschaft nennt, ist von der Größe her gerade einmal eine Kapelle.
Schlicht ausgemalt, aber fein ausgestattet
Der Innenraum wird von einer Flachdecke überspannt. Im Barock üblicher Stuck fehlt hier völlig. Die Decke ist schlicht bemalt und wird zu den Wänden hin leicht farblich abgesetzt. Umso beeindruckender wirkt dann der Hochaltar. Es handelt sich um einen Altar im Stil des Muschelwerk-Rokoko. Diesen Stil bezeichnet man auch als Rocaille. Das ist das französische Wort für Muschelwerk. Er zeichnet sich aus durch typische Ornamentgebilde, wie sie im 18. Jahrhundert üblich wurden. Diese bestehen aus asymmetrischen, C-förmig geschwungenen und S-förmig gegeneinandergesetzten Motiven, die in Schneckenformen enden und von muschelartig geriffelten Strukturen oder pflanzlichen Motiven umgeben sind. Der Altar in St. Antonius wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut. Er hat vier Säulen und seitlich vortretende im Schweifwerk aufgelöste Stützen. Der Altar ist grünlich marmoriert und die Säulen sind weiß. An den Stützen finden sich die Muschelwerk-Muster. Das Altarbild zeigt einen sitzenden Heiligen Antonius mit Jesuskind, das auf einem neben ihm liegenden Buch steht. Im Auszug des Altares befindet sich ein Maria-Hilf-Bild. Unter dem Altarbild ist ein Drehtabernakel. Dies ist eine barocke Sonderform des Tabernakels, bei dem ein drehbarer Zylinder eingesetzt ist. Dieser Zylinder besitzt meist mehrere Nischen, in die das Ziborium, die Monstranz, ein Kreuz oder auch ein Reliquiar eingestellt werden können. Durch Drehen des Zylinders werden die Nischen sichtbar oder befinden sich verdeckt im Inneren des in den Altar eingebauten Gehäuses. Rechts und links vom Tabernakel befinden sich Bilder vom Heiligen Sebastian und Heiligen Florian. Ein besonderer Schatz der Kirche in Pillmersried ist eine barocke Reliquienmonstranz mit einem Knochenstückchen des Hl. Antonius. Reliquien geben einen Hinweis auf die Leiblichkeit unsere Glaubens. Ein Stück des Körpers eines Heiligen oder einen Gegenstand, wie ein Kleidungsstück, das der Heilige getragen hat, stellen vom Diesseits ins Jenseits eine sinnliche Verbindung her. Der Heilige, dessen Reliquie verehrt wird, zeigt in einem vergänglichen Stück Leib auf die unvergängliche Ewigkeit, die uns allen verheißen ist.
Zwei Prangerstangen in der Oberpfalz
Im Chorbogen hängt eine Rosenkranzmadonna, bei der die Mutter Gottes in einem Rosenkranz auf einer Erdkugel steht und der Schlange den Kopf zertritt. Der Rosenkranz ist wie eine Mandorla um den Strahlenkranz gelegt, der die Mariendarstellung umgibt. Im Chorraum stehen ein Zelebrationsaltar und ein Ambo, die sich an das barocke Ensemble dezent anpassen. Kunsthistorisch bedeutsam ist auch der Opferstock für das Antoniusbrot. Der Heilige Antonius ist nicht nur Helfer bei verlorenen Gegenständen, sondern auch Patron der Armen. Eine Besonderheit der Kirche sind die beiden Prangerstangen, die links neben dem Hochaltar stehen. Diese Stangen sind in einigen Regionen, vor allem aber im Salzburger Land, volkskultureller Bestandteil des lokalen Gottesdienstes. Die Prangerstange tragen zu dürfen gilt meist als besondere Ehre. Auf den Stangen in Pillmersried befinden sich Figuren des Heiligen Augustinus und des Heiligen Josef. Im Jahr 2009 konnte für die Kirche St. Antonius eine Orgel aus Willich am Niederrhein erworben und auf der Empore aufgestellt werden. Damit wurde das lange genutzte Harmonium ersetzt.
Unter dem Aufgang zur Orgelempore steht ein Traufbecken mit Deckel. Auf dem Deckel ist die Taufe Jesu dargestellt. An der Nordseite unter der Orgelempore findet sich eine Kreuzgruppe in der Nische des ehemaligen Eingangs. Einzigartig ist die Darstellung „Antonius hinter Gittern“ an der Außenmauer der Kirche oberhalb des früheren Eingangs an der Nordseite der Kirche. Hier ist die Figur des Kirchenpatrons nach außen gewandert. Den Grund dafür bietet eine örtliche Legende. In früheren Jahren stellten die Bauern im Sommer die Milch in die kühle Kirche. Der Heilige, so die Geschichte, habe „die Milch geschleckt“. Deshalb wurde er nach außen verbannt und hinter Gitter genommen. Tatsächlich waren es jedoch, so die Überlieferung, kleine Messdiener, die dem Heiligen Milch an den Mund geschmiert haben. Eine weitere Überlieferung spricht davon, dass, soweit der Heilige von seiner Nische über dem Eingang aus schaut, ist nie ein arges Unwetter oder ein schlimmer Hagel niedergegangen. Antonius gilt auch als Schutzheiliger für gutes Wetter.
Text: Peter Winnemöller
(kw)
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In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.