Das Bild zeigt die Außenansicht von St. Michael in Stallwang. Die Kirche steht auf einer Anhöhe über dem Dorf zwischen Bäumen. Links im Hintergrund sieht man ein weiteres Haus. Zu der Kirche führt eine Treppe hinauf.

Kirchen aus dem Bistum: Sankt Michael in Stallwang

Eine weithin sichtbare Pfarrkirche


Regensburg, 12. Juni 2025

Die Pfarrkirche von Stallwang hat im Laufe der Jahrhunderte bewegte Zeiten erlebt. Heute steht auf der Anhöhe über dem Dorf eine beachtenswerte barocke Kirche mit reicher Ausstattung. 

Die Kirche St. Michael in Stallwang steht beherrschend auf einer Höhenkuppe über dem Dorf. Sie ist weithin zu sehen. Umgeben wird die Kirche von einem ummauerten Friedhof. Bereits um 800 gab es hier eine kleine Kirche für die Siedler. Seit 1452 ist Stallwang eine Pfarrei. Die frühesten Spuren der Vorgängerkirche sind Teile der Friedhofsmauer aus der Zeit der Romanik, zu der eine Portalanlage und ein Schlussstein mit liegendem Kreuz gehört. Auch damals lag die Kirche schon erhöht über dem Dorf. Die Stärke der Mauerreste deuten auf eine Befestigungsanlage hin. Aus der Spätgotik sind noch die drei quadratischen, unteren Geschosse des Turmes erhalten. Ferner stammt auch der Sakristeieingang aus der Zeit vor 1500. Bei Bauarbeiten wurden unter dem Pflaster weitere Mauerreste entdeckt, die heute in der Friedhofsmauer verbaut sind. Nach der Zerstörung der Kirche im Dreißigjährigen Krieg musste eine neue Kirche gebaut werden. Das gelang erst ab 1655, weil zum Krieg auch noch die Pest in den Jahren 1632 bis 1634 in der Gegend wütete. 1728 war dieser Bau erneut baufällig, so dass im selben Jahr der Grundstein für den heutigen Bau gelegt wurde. Einige Mauerstücke konnten dabei weiterhin genutzt werden. Zudem wurde der Turm um ein weiteres, nun oktogonales Geschoss und eine Zwiebelhaube aufgestockt. Kurz nach Fertigstellung und vollständiger Einrichtung brannte die Kirche aus. Das Mauerwerk blieb weitestgehend erhalten, so konnte der beschädigte Turm saniert und ein neuer Dachstuhl auf die Kirche aufgesetzt werden. Nun zog sich die Ausstattung mit Altären und Figuren bis in das Jahr 1775. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Teile der Ausstattung durch neue Teile ersetzt.

Als Ergebnis steht die heutige Kirche St. Michael als eine beeindruckende und reich ausgestattete barocke Saalkirche da. In den Jahren 1994–1996 erfolgte die bis dato letzte Renovierung. Das Schiff der Kirche ist durch einen Chorbogen vom nicht eingezogenen, gerade geschlossenen Chor getrennt. Die Ecken des Chors sind abgeschrägt. Die Flachdecke mit Stuckrahmen wurde bei der jüngsten Renovierung erneuert.

Der Hochaltar zeigt sich außergewöhnlich prachtvoll. Er ist einer Inschrift auf der Rückseite zu Folge ein Gemeinschaftswerk von Straubinger Künstlern aus den Jahren 1786–89. Die Schreinerarbeiten stammen von Andreas Massinger. Die Fassmalerei wurde von Johann Bernhard Scheck ausgeführt. Die vier Säulen, auf jeder Seite eine gerade und eine gewundene, laufen zu einem baldachinartigen Auszug aus. Diese umrahmen eine figürliche Komposition, die die sieben Schmerzen Mariens darstellt. Diese sieben Schmerzen, die die katholische Volksfrömmigkeit betrachtet, sind biblisch bezeugt. Es handelt sich um die Prophezeiung Simeons, die Flucht nach Ägypten, den Verlust des zwölfjährigen Jesus, die Begegnung mit Jesus auf dem Kreuzweg, die Kreuzigung Christ, die Kreuzabnahme und die Übergabe des Leichnams und die Grablegung Jesu. Die Darstellungen finden sich in sechs weißen Reliefbildern in vergoldeten Rocaillerahmen. Die Kreuzigung ist im Zentrum des Hochaltars als vollplastisch ausgestaltete Mittelgruppe des Gekreuzigten und der Schmerzhaften Muttergottes ausgeführt. In einem durchbrochenen, mit Volutenpilastern, geschweiftem Gebälk, vergoldeten Blütengehängen und Akanthusblattwerk geschmückten Auszug sind direkt über dem Kreuz Gottvater in den Wolken und die Taube des Heiligen Geistes dargestellt. Seitlich daneben knien die Erzengel Michael und Raffael. Der Durchgang am Hochalter wurde beseitigt. Die ursprünglich über den Durchgängen stehenden Figuren des Heiligen Johannes Nepomuk auf der linken Seite und des Heiligen Florian auf der rechten Seite, sowie zwei Engel befinden sich jetzt auf Konsolen an den Wänden des Presbyteriums. Hinter dem Hochaltar ist die Chorwand mit Rokoko-Stuck aufwändig dekoriert. Es wird vermutet, dass dies ein Provisorium ist, das bereits vor der Aufstellung des Hochaltars geschaffen wurde. Unter der Kreuzigungsgruppe findet sich eine aufwändige Tabernakelanlage mit dem Lamm Gottes auf dem Buch mit den Sieben Siegeln oberhalb des Tabernakels. 

Die beiden Seitenaltäre stehen links und rechts des Triumphbogens. Sie wurden ebenfalls von Matthias Obermayer gefertigt. Diese Altäre sind ähnlich gebaut, sie besitzen je zwei gewundene Säulen und einen Auszug mit Volutenpilastern. Dem Gebälk ist ein Baldachin mit Lambrequins vorgeblendet. Lambrequins sind Zierblenden, die oft als Abschlüsse ornamentaler Rahmung dienen. Über den Säulen stehen Putti. Das nördliche Altarblatt zeigt den Heiligen Aloysius von Gonzaga. Im Auszug ist der Heilige Paulus mit dem Jesusschriftzug IHS in den Wolken über ihm dargestellt. Das Retabel im südlichen Seitenaltar zeigt ein Bild vom Letzten Abendmahl. Im Auszug sieht man den Heiligen Petrus mit Christus, der auf ein Kirchengebäude auf einem Felsen weist. Damit wird die Rolle des Heiligen als Fels, auf dem Christus seine Kirche baut, dargestellt. Die Bilder in den Seitenaltären gehen vermutlich auf eine Volksmission in Stallwang zurück, die im Jahr 1753 von Jesuiten durchgeführt wurde. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt das Missionskreuz, das an der Südwand des Langhauses hängt. Gegenüber, an der Nordseite, befindet sich die Kanzel. Diese datiert gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Auf dem Schalldeckel halten Putti triumphierend Kreuz und Kelch hoch. Den rundlichen Korb der Kanzel umgeben vergoldete Reliefs auf denen die vier Evangelisten dargestellt sind.

Im Langhaus sind, zum Teil in Nischen, Holzstatuen von Heiligen aufgestellt. Es finden sich hier eine Pietà und der Heilige Leonhard aus der Zeit um 1760. Die Figur des Erzengels Michael mit Flammenschwert als Drachentöter und einer Waage als Seelenwäger ist barock. Gleiches gilt für den Heiligen Sebastian, der in bewegter Haltung an einen Baum gefesselt ist. Der Märtyrer Sebastian wurde durch Pfeile hingerichtet. An der Brüstung der Empore hängen drei Ölgemälde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie zeigen den Heiligen Dominikus, den Heiligen Franz Xaver auf dem Sterbebett und die Heilige Katharina von Siena. Anlässlich der Renovierung von 1914 bis 1918 wurden Kreuzwegbilder angefertigt, die auch heute noch in der Kirche hängen. Sie haben die Kreuzwegstationen in St. Mang in Regensburg-Stadtamhof zum Vorbild, die ihrerseits auf Augsburger Kupferstiche von Kreuzwegen aus dem 18. Jahrhundert zurückgehen. Damit sich der Volksaltar harmonisch in das barocke Ensemble des Chorraumes einfügt, wurde ihm ein Retabel aus der Zeit um 1760 vorgeblendet. Das Retabel besteht aus vergoldetem und versilbertem Gitter- und Blattwerk, es zeigt in der Mitte ein Gemälde des Letzten Abendmahls. 

Text: Peter Winnemöller

Fotos: Pfarrei St. Michael Stallwang

(lg)
 

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In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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