Expositurkirche St. Laurentius, Stein

Kirchen aus dem Bistum: St. Laurentius in Stein

Hitler in der Hölle


Regensburg, 5. Juni 2025

Die Expositurkirche in Stein ist eine beeindruckende Barockkirche, die mit der Zeit eine künstlerische Entwicklung erfahren hat. Das jüngste Kunstwerk ist ein Wandgemälde des aus Ostpreußen vertriebenen Malers Ossy Tytlik: Beim Jüngsten Gericht an der nördlichen Seite des Chorraumes thront der Höllenfürst über Hitler, der ihm als Fußschemel dient, sowie über Himmler und Göring. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit den Scheußlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts.

Das Kirchdorf Stein gehörte seit 1289 zur Zisterzienser-Abtei Waldsassen. Die Ortschaft ist ein Teil des Marktes Plößberg und liegt in der nördlichen Oberpfalz. Eine Filialkirche in „Stain“, wie eine ältere Schreibweise des Ortes lautet, ist im Jahr 1508 erstmals belegt. Archäologische Funde aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit belegen die Existenz eines Vorgängerbaus. Den Grundstein für die heutige Expositurkirche St. Laurentius legte am 8. Juni 1762 der Waldsassener Abt Wiegand Deltsch. Gebaut wurde die Kirche in den Jahren 1762 bis 1763 von Philipp Muttone, einem in der Region bekannten Baumeister. Bereits am 9. August 1763 konnte die Kirche geweiht werden. 

Kirchenbau von Philipp Muttone, 1762 bis 1763

Es handelt es sich um einen Saalbau mit eingezogenem, halbrund geschlossenen Chor. Der Kirchturm befindet sich im nördlichen Chorwinkel. Der Turm schließt oben mit einer Laternenzwiebelhaube ab. Diese Art des Kirchenbaus gilt als typisch für Muttone. Die Westfassade der Kirche besitzt Eckpilaster, die auf hohen Granitsockeln stehen. Das Langhaus hat ein Tonnengewölbe. Es besteht aus drei Jochen. An diese schließt sich der Chorraum mit zwei Jochen an.

Reiche Innenausstattung und jüngere Kunstwerke

Der Innenraum der Kirche zeigt eine reichhaltige Ausstattung, die zumeist aus der Bauzeit stammt. Einiges wurde 1907 bei einer Renovierung ergänzt. Der Hochaltar datiert auf das Jahr 1767. Er besteht aus einem Rokokoaufbau mit vier Säulen. Auf dem Altarbild ist Martyrium des Kirchenpatrons, des Heiligen Laurentius von Rom, dargestellt. Seitlich finden sich Figuren des Heiligen Florian und des Heiligen Sebastian. An den äußeren Seiten neben dem Hochaltar stehen eine Maria Immaculata auf der Mondsichel und der Heilige Josef mit dem Jesuskind. Diese beiden Statuen datieren auf die Zeit um 1857 und standen ursprünglich auf den Seitenaltären. Das Altarblatt wurde in den Jahren 1868 bis 1869 von einem Maler aus Amberg geschaffen. Auf dem linken Seitenaltar zeigt das Altarblatt ein Bild der Himmelskönigin. Im Auszug befindet sich ein Gemälde der Heiligen Theresia von Avila. Neben den Säulen stehen Statuen der Heiligen Elisabeth und des Heiligen Franziskus. Der rechte Seitenaltar zeigt ein Bild des Heiligen Josef. Hier findet sich im Auszug ein Bild des Heiligen Abtes Leonhard. Neben den Säulen stehen die Figuren einer namentlich genannten Heiligen Nonne und des Heiligen Antonius mit Jesuskind. Die Kanzel zeigt rund um den Korb Bilder der vier Evangelisten. Auf dem Schalldeckel ist das Lamm Gottes zu sehen. Sie datiert auf die gleiche Zeit wie der Hochaltar. In einer kleinen Nische links von der Kanzel befindet sich das Taufbecken. An der Nordseite des Langhauses findet sich ein Wappen von Abt Wiegand Deltsch. Dieses datiert auf das Jahr 1762, in dem der Abt den Grundstein für diese Kirche legte. 

Im Innern der Kirche ist die Stichkappentonne durch Gurte gegliedert. Unter der Decke finden sich Rahmenstuck und ein Deckengemälde aus den Jahren 1907 und 1947. Die Bilder stellen Szenen aus dem Leben des Heiligen Laurentius dar. Neben der Weihe zum Diakon findet sich die Aufklärung des Kaisers über die Schätze der Kirche. Diese sind die bedürftigen Menschen. Ferner ist die Gefangennahme des Heiligen und der Abschied von seinem Priester dargestellt. Die Deckengemälde hat der Kirchenmaler Kaspar Schleibner erstellt. Über dem Chorraum ziert ein Fresko der Emmauserzählung aus dem Lukasevangelium (Lk 24, 13-35) die Decke. Der Chorbogen enthält drei Bilder der Verklärung Christi. In den Stichkappen über den Fenstern finden sich Szenen aus dem Leben Jesu.

Die Empore an der Westseite wurde erst später eingebaut. Hier finden sich an der unteren Brüstung kleine Reliquiare sowie Bildnisse der Maria mit dem Jesuskind und Anna mit ihrer Tochter Maria. Die Kirche St. Laurentius verfügt im Innern über beeindruckende Wandmalereien. Hier finden sich vier große Gemälde. Das sind Mariä Verkündigung, Jesus auf dem Ölberg, die Geißelung Jesu und die Dornenkrönung Jesu. Auch auf der Empore finden sich weitere Ausstattungsgegenstände. Hier findet sich in einer Nische an der Wand eine Statue des Guten Hirten. Davor steht eine Statue von Bruders Konrad. Diesem gegenüber steht ein Glasschrein mit dem Heiligen Laurentius.

Hitler, Himmler, Göring und Eva Braun beim Jüngsten Gericht

Ein etwas außergewöhnliches Wandgemälde weist die Kirche St. Laurentius an der nördlichen Seite des Chorraumes auf. Das dortige Gemälde vom Jüngsten Gericht wurde im Jahr 1947 vom heimatvertriebenen ostpreußischen Maler Ossy Tytlik geschaffen. Der Maler hat sich in der Region mehrfach mit dem Endgericht auseinandergesetzt. Auf dem Bild in St. Laurentius in Stein thront der Höllenfürst über Hitler, der ihm als Fußschemel dient, sowie über Himmler und Göring. Josef Stalin steht, als Jungteufel, vor seinem Chef. Die blaugekleidete Eva Braun wird von Teufeln gepackt. Der Maler selbst hat sich, braun gekleidet, auf der Seite der Seligen verewigt. Es handelt sich dabei um eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit den diesseitigen Scheußlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts und den möglichen ewigen Folgen. Auf der Nordseite der Kirche steht auf dem Kirchhof eine freistehende Kapelle. Diese ist ein Zentralbau mit Laternenglockenhaube und einer Lourdesgrotte von 1913. Das gesamte Ensemble beeindruckt durch die erhaltene Barockausstattung in Verbindung mit den Kunstwerken jüngeren Datums. 

Was ist eine Expositurkirche?

Eine Expositurkirche ist eine Kirche, die anstrebt, Pfarrkirche zu werden. Die Expositur als Seelsorgebezirk verfügt über keine eigene Vermögensverwaltung. Die Leitung eines solchen Bezirkes liegt in den Händen eines Pfarrvikars. Zwar verfügt die Expositur über eigene Kirchenbücher, diese werden jedoch von der Mutterpfarrei geführt. Praktisch ist eine Expositur einer Pfarrei gleichgestellt. Rechtlich ist sie jedoch abhängig von der Pfarrei, der sie zugeordnet ist.

Text: Peter Winnemöller

(SSC)

Weitere Infos

In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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