Heiligenbrunn, 5. Dezember 2024
Der Ort Heiligenbrunn ist Teil der Gemeinde Hohentann im Landkreis Landshut in Niederbayern. Jahr für Jahr ist die dortige Kirche Mariä Heimsuchung das Ziel zahlreicher Pilger aus dem Umland. Das Patrozinium bezieht sich auf die Geschichte, die bei Lukas im Kapitel nachzulesen ist. Maria besucht ihre Cousine Elisabeth, die ebenfalls schwanger ist.
In Heiligenbrunn ist ebenfalls seit 1989 der Verein „Familien mit Christus“ ansässig. Die Gemeinschaft übernahm damals das leerstehende Josefsheim, ein ehemaliges Internat, südlich der Wallfahrtskirche. Hier bestand von 1851 bis 1986 eine Heimvolksschule für Knaben unter Leitung der Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie zu Mallersdorf, auch Mallersdorfer Schwestern genannt. Die Gemeinschaft „Familien mit Christus“ richtete hier ein Zentrum ein, um Familien auf ihrem Weg zu fördern und zu begleiten. „Eine Not unserer Zeit“, so schreibt die Gemeinschaft auf ihrer Webseite, „ist die Sprachlosigkeit in Ehe und Familie“. Die Seminare förderten die Beziehungsfähigkeit zu sich selbst, zum Partner und zu Gott. Viele, so die Gemeinschaft, seien später dankbar für die Erfahrung, durch seelsorgliche Hilfe, Gebet und Trinken aus der Quelle neu zur Dialogfähigkeit gefunden zu haben und mit mehr Freude Ehe und Familie zu leben. Neben dem Josefsheim liegt die Brunnenkapelle genau an dem Ort, an dem der Legende nach das der Wallfahrt zugrundeliegende Wunder geschah.
Dass es nämlich in dem kleinen Ort eine Kirche gibt, ist die Folge eines Leitersturzes. Am 1. September 1662, so weiß die Legende zu berichten, stürzte der Bauernsohn Melchior Paur von einer Leiter. Der Sturz ließ ihn verstummen. Nachdem er zehn Wochen lang unterschiedliche Ärzte aufgesucht hatte, machte er eine Wallfahrt nach Landshut. Auch von dieser kam er nicht geheilt zurück. So besuchte er nach einem Traum eine neu entstandene Quelle, die seit 1661 an einer Wegkreuzung neben einem Marienbild entspringt. Ein Schluck Wasser aus der Quelle heilte den jungen Mann. Es erschien ihm, so berichtete er anschließend, Maria als schwarze Madonna, so wie sie in Altötting verehrt wird. Eine Urkunde im Bayrischen Staatsarchiv der Burg Trausnitz zu Landshut berichtet von der Marienerscheinung, die der junge Mann hatte. Er erhielt von der Gottesmutter den Auftrag, ihr Bild an der Quelle zu errichten und den Brunnen ausmauern zu lassen. Bald danach kamen zahlreiche Menschen und erfuhren ebenfalls Heilung und Hilfe in persönlichen Nöten. Votivtafeln erzählen von Schicksalsschlägen und Gebetserhörungen wie die Heilung der Krankheit des Vaters oder der Mutter im Kindbett, Hilfe bei einem Unglück im Stall oder auf dem Feld, ferner Beistand bei Pestepidemie und Feuersbrunst. Im Inneren der kleinen Kapelle befindet sich der schlichte Brunnen, aus dem das Quellwasser austritt. Die Brunnenkapelle wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil neu errichtet. Sie steht genauso wie die Wallfahrtskirche unter Denkmalschutz.