News Bild Kirche stellt Netzwerk für Asylbewerber zur Verfügung – Studientag mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis

Kirche stellt Netzwerk für Asylbewerber zur Verfügung – Studientag mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis

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„Was sollen wir mit euch machen?“ Unter diesem Motto stand am vergangenen Samstag eine Tagung unterschiedlicher kirchlicher und staatlicher Stellen zum Thema Asylpolitik. Die Organisatoren hatten verschiedenste Engagierte in Regensburg versammelt. Dabei waren unter anderem die Inobhutnahmestelle der Katholischen Jugendfürsorge mit Robert Gruber, das Referat für Schulpastoral mit Susanne Noffke, das Referat für Pastorale Dienste mit Richard Ebner und Stefan Lobinger sowie die Universität Regensburg mit dem Sozialethiker Bernhard Bleyer. Außerdem berichtete Wolfgang Rösch von der Arbeit mit Flüchtlingsklassen im Berufsbildungszentrum, Sabine Schiml steuerte Beispiele aus der Praxis der Pfarrei Tirschenreuth mit Asylbewerbern bei.

 

Die Kirche kann mehr als jede andere nicht-staatliche Organisation leisten

Die Verantwortlichen waren über den großen Zustrom erfreut: Etwa 70 Studenten, Lehrer und Mitarbeiter der Caritas und Kreisjugendfürsorge waren gekommen, um sich im Rahmen des Studientages intensiv mit den Chancen der Asylarbeit auseinanderzusetzen. Das Thema ist hochaktuell. Bernhard Bleyer unterstreicht, dass die Kirche ihre Verantwortung für die Flüchtlinge nicht leugnen könne, egal ob es sich dabei um Katholiken oder Angehörige anderer Religionen handle: „Die Kirche kann mehr als jede andere nicht-staatliche Organisation leisten, weil sie ein hochprofessionelles und weit in unterschiedlichste gesellschaftliche Bereiche verzweigtes Netzwerk aus Verbänden, der Caritas, den Bistümern und den Pfarreien stellt.“ Dieses Netzwerk könne in den unterschiedlichsten Bereichen wirksam werden, etwa bei der Organisation von Unterkünften, bei Deutschkursen oder gemeinsamen Feiern. Diese große Kraft des Glaubens unterstreicht auch Matthias Reindl, der Integrationsbeauftragte der Stadt Regensburg: „Der Religionsunterricht kann Netzwerke zur Verfügung stellen, die junge Menschen und Kinder nach ihrer Flucht nicht haben. Er kann ihnen helfen, eine Sprache zu finden, denn sie verstehen nach ihrer Ankunft kein Wort.“


Wie global vernetzt und unendlich vielfältig kirchliche Arbeit sein kann

Dabei handelt es sich nicht nur um einen einbahnigen Prozess. Nicht nur die Flüchtlinge können von den verschiedenen Hilfsaktionen profitieren, auch die Helfer selbst können im Kontakt mit den Asylbewerbern vieles lernen. Die Flüchtlinge befinden sich in einer extremen Lebenssituation, mussten aus ihrer Heimat in ein fremdes Land fliehen. „Sie bringen eine Geschichte mit, von der sie oft lange Zeit nicht erzählen können. Wenn wir als Kirche unsere gewohnten Bereiche der Pastoral verlassen und uns auf das gemeinsame Arbeiten mit diesen Menschen und ihren Biographien einlassen, dann merken wir sehr schnell, wie global vernetzt und unendlich vielfältig kirchliche Arbeit sein kann.“ Diese Chance unterstrich auch Sabine Schiml, Pastoralreferentin der Pfarrei Tirschenreuth im Norden des Bistums: „Es besteht eine unglaubliche Chance für unsere Kirche, hier missionarisch tätig zu sein.“

 

Unbedingte Würde und Heiligkeit aller Menschen

Diese große Chance kirchlicher Asylhilfe unterstreicht auf Papst Franziskus in seinen aktuellsten Lehrschreiben, in „Evangelii Gaudium“ und der erst kürzlich erschienen Enzyklika „Laudato si'“. Erwin Dirscherl, Professor für Dogmatik in Regensburg, hielt eben deshalb zu Beginn der Tagung ein kurzes Impulsreferat zur Rolle von Papst Franziskus in dieser Asyldebatte. „Wir befinden uns in einer starken Bewegung der Kirche“, so Dirscherl. Ganz besonders trat er für die unbedingte Würde und Heiligkeit aller Menschen ein: „Jeder Mensch ist in seiner Begrenztheit unendlich wertvoll und liebenswert. Das steht nicht zur Disposition. Selbst der Feind ist liebenswert, das ist die Provokation der Feindesliebe, zu der uns Jesus aufruft.“ Ganz besonders unterstrich Dirscherl das Plädoyer des Papstes für eine „verbeulte Kirche“, die an die Ränder der Gesellschaft gehen müsse, zu den Armen und Bedürftigen. Dort mache sie sich schmutzig – aber das sei Papst Franziskus lieber als eine vermeintliche Kirche der „Reinen“.

 

Ich bin wirklich beeindruckt, was hier alles passiert

Am Rande des Studientages stellte sich auch die studentische Initiative „CAM-PUSAsyl“ vor. Dieses Netzwerk von Studierenden und Lehrenden der Regensburger Hochschulen wurde zu Beginn des Jahres gegründet, mittlerweile engagieren sich mehrere hundert Studenten für die Initiative. Ziel ist es, die Ressourcen der Universität zu nutzen und den Asylbewerbern zugute kommen zu lassen. CAMPUSAsyl bietet Deutschkurse an, sammelt Kleidung für die Flüchtlinge, macht mit ihnen Sport oder Musik. Die Teilnehmer des Studientags zur Asylproblematik hatten so die Gelegenheit, CAMPUSAsyl und andere Initiativen für Flüchtlinge im Bistum kennen zu lernen. Felix Schamburger studiert Theologie und zeigte sich vom Programm begeistert: „Gerade der Workshop über die Inobhutnahmestelle war super. Wir haben Beispiele aus der Praxis gesehen: Wie geht es unbegleiteten Flüchtlingen? Welche Möglichkeiten gibt es für sie? Wir haben gesehen, was für diese Hilfe nötig ist. Ich bin wirklich beeindruckt, was hier alles passiert.“

Es war auch für die Organisatoren ein erfolgreicher Tag, der das Engagement für die Flüchtlinge und die Aufnahme der Asylbewerber in den Mittelpunkt stellte. Der Studientag endete mit einer Meditation über die Fußwaschung. Dieses Vorbild Jesu solle auch in der Asylarbeit maßgeblich sein. Wie Jesus sollten sich die Engagierten vor den Flüchtlingen, den Armen und den Bedürftigen auf den Boden knien – als Zeichen ihrer Liebe.  



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