Katholisches Wohnungsbau- und Siedlungswerk der Diözese Regensburg feiert 75-jähriges Bestehen
Wohnungsbau ist Kirchbau
Regensburg, 10. Mai 2024
„Vergelt‘s Gott für ihr engagiertes Bemühen um bezahlbaren Wohnraum im Bistum Regensburg“, so bedankte sich Bischof Rudolf beim Pontifikalamt anlässlich des 75jährigen Bestehens des Katholischen Wohnungsbau- und Siedlungswerkes der Diözese Regensburg GmbH (KWS) in der Sailerkapelle im Regensburger Dom. Gemeinsam dankbar Rückschau und Fürbitte für die Zukunft halten, das wollten die Verantwortlichen des KWS gemeinsam mit Bischof Rudolf und den Konzelebranten am Altar, Domkapitular Michael Dreßel, Leiter der Hauptabteilung Diözesane Caritas im Bistum Regensburg, und Dompropst Dr. Franz Frühmorgen sowie Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann, der als Diakon am Altarassistierte.
Der damalige Regensburger Erzbischof Dr. Michael Buchberger unterzeichnete am Heiligen Abend des Jahres 1948 die Gründungsurkunde der Katholisches Wohnungsbau- und Siedlungswerk der Diözese Regensburg GmbH (KWS). Am 9. Mai 1949 wurde das Unternehmen dann ins Handelsregister eingetragen. Die Rahmenbedingungen haben sich zwar im Lauf der letzten 75 Jahre immer wieder verändert. Die Mission heute wie damals aber blieb: Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, besonders für benachteiligte Menschen. Heute ist das KWS der moderne, kirchliche Immobiliendienstleister in der Diözese Regensburg. Bischof Rudolf betonte, dass die Herausforderungen des KWS seit der Gründung nicht kleiner geworden sind. Migration, oder wirtschaftliche Instabilität sorgen für große Probleme auf den Wohnungsmärkten im Bistum Regensburg.
Die Gründung des Unternehmens fiel in die Nachkriegsjahre. Viele Menschen hatten damals kein Dach über dem Kopf, waren heimatvertrieben und auf der Flucht. Besonders die Diözese Regensburg war aufgrund der langen Grenze zur damaligen Tschechoslowakei stark betroffen. Die Kirche erklärte damals als Reaktion auf die große Wohnungsnot den Wohnungsbau zum vorrangigen Ziel kirchlicher Daseinsfürsorge. Die Gesellschafter setzen sich aus dem Hauptgesellschafter, der Diözese Regensburg KdöR sowie dem Diözesan-Caritasverband Regensburg, dem Bischöflichen Stuhl Regensburg und der Bischöflichen Knabenseminarstiftung zusammen.
Zusammenwirken kirchlicher Partner
„Die meisten unserer Projekte entstehen nur durch das gute Zusammenwirken verschiedener, vor allem kirchlicher Partner“, erläutert KWS-Geschäftsführer Maximilian Meiler. Hier seien an erster Stelle der Hauptgesellschafter, die Diözese Regensburg KdöR, mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, aber auch die Kirchenstiftungen vor Ort zu nennen. Freilich seien auch die staatlichen Behörden wichtige und verlässliche Partner. „Unsere tägliche Arbeit ist nach wie vor geprägt von unserem Gründungsgedanken und dem kirchlichen Auftrag. Wir schaffen und bewirtschaften Wohnraum insbesondere für Menschen, denen auf dem freien Wohnungsmarkt diverse Barrieren entgegenstehen. Wir haben beispielsweise Studentenwohnheime, eine Wohnanlage für generationenübergreifendes Wohnen und altersgerechte Wohnungen mit Serviceangebot gebaut; und das an unterschiedlichen Standorten im Bistum Regensburg“, sagt KWS-Geschäftsführer Maximilian Meiler.
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums feierte der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit Aufsichtsratsmitgliedern, Gesellschaftervertretern, Mitarbeitenden des KWS und Mitgliedern des Diözesan-Steuerausschusses in der Sailer-Kapelle im Regensburger Dom St. Peter die Heilige Messe. Von Seiten des Bistums waren auch der Bischöfliche Finanzdirektor Erwin Saiko, sowie der Leiter der Abteilung Zentrale Buchhaltung Kirchenstiftungen, Wolfgang Bräutigam, der zudem stellvertretender Finanzdirektor des Bistums ist.
75 Jahre KWS und 1100. Geburtstag des Diözesanpatrons Wolfgang
In seiner Predigt ging Bischof Rudolf auch auf den 1100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang ein, der in diesem Jahr im Bistum Regensburg mit einem Wolfgangsjahr gefeiert wird. Dabei bezog er sich auf die Attribute des Bistumspatrons, der vorwiegend mit seinem „Hackl“ dargestellt wird. „Dieses Attribut geht zurück auf die Legende vom Kirchenbau in St. Wolfgang in Österreich, wohin der Heilige sich für eineinhalb Jahre zurückgezogen hatte, um nicht in den Konflikt zwischen Herzog Heinrich dem Zänker und dessen Cousin, dem Kaiser Otto III. hineingezogen zu werden“, so Bischof Rudolf. In Österreich fasste er auch den Entschluss eine Kirche zu bauen. Die Bestimmung des Bauplatzes überließ er der Legende nach der Vorsehung, indem er ein Beil ins Tal schleuderte und an dessen Auffindeort eine Kirche erbauen wollte. Nach drei Tagen fand er das Hackl „auf einer felsigen Anhöhe am Ufer des Sees“ - dem heutigen Standort der Wallfahrtskirche St. Wolfgang im gleichnamigen Ort im Salzkammergut. Wolfgang war ein Kirchenbauer in Wort und Tat. Auf der einen Seite wird er oft mit „Beil, Hammer und Spachtel, Schaufel dargestellt, der selbst Hand anlegt“. Auf der anderen Seite „verweist das Beil natürlich auch auf den geistigen Kirchbau, den Wolfgang durch seine Verkündigungstätigkeit, seine Reformen und weitsichtigen Weichenstellungen auf den Weg gebracht hat“, erklärte Bischof Rudolf den Festgästen des KWS.
Mit den Vergleichen schlug der Regensburger Oberhirten die Brücke zur Gründung des Katholischen Wohnungsbau- und Siedlungswerkes. „Etwa zeitgleich mit der Gründung vor 75 Jahren hat der damalige Erzbischof von Köln, Josef Kardinal Frings, das für die Not seiner Zeit bezeichnende Wort geprägt: „Wohnungsbau ist Dombau“. Um die ganze Wucht dieses Wortes zu begreifen, muss man, wie Bischof Voderholzer erklärte, sich die Geschichte des Baus des Kölner Doms vor Augen führen, der ja „in einer gewaltigen Anstrengung, an der sich fast ganz Deutschland beteiligt hatte im 19. Jahrhundert, gerade erst fertiggestellt worden war und jetzt aus einer Trümmer- und Ruinenlandschaft finster mahnend herausragte“. Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf und menschenwürdiger und bezahlbarer Wohnraum ist ein Menschenrecht, machte Bischof Rudolf in seiner Predigt deutlich. Wie er oft bei Einweihungsfeiern der KWS betont, ist das Wort „Wohnungsbau ist Kirchbau“ auch gewissermaßen das Motto des KWS. Regensburg hatte zum Ende des Zweiten Weltkrieges Glück. Im Gegensatz zu anderen Städten blieben fast alle Kirchen und der Dom unbeschadet. „Einzig die Obermünsterkirche im Süden der Altstadt fiel einem Bombenangriff zum Opfer, wurde zur Ruine und ist als Mahnmal sozusagen bis heute geblieben. Umso mehr Energie konnte in den Wohnungsbau gesteckt werden“, so der Regensburger Oberhirte.
Neben den allgemeinen Baumaßnahmen ist das Tätigkeitsfeld der KWS sehr vielfältig, wie Bischof Rudolf anmerkte. Es gehe „vor allem auch um die fachliche Begleitung und Beratung der Pfarreien und anderer kirchlicher Bauträger, und vieles mehr“. Zum Abschluss seiner Predigt wollte sich Bischof Rudolf Voderholzer noch einmal ausdrücklich persönlich bei allen Verantwortlichen des KWS für die gute und immer hochprofessionelle Zusammenarbeit bedanken. „Vergelt’s Gott für alle Mühewaltung und allen Einsatz. Der auferstandene und zum Vater heimgekehrte Herr Jesus Christus lebt und wirkt in der Kraft des Heiligen Geistes in seiner Kirche zur Ehre Gottes und zum Heil und Wohlergehen der Menschen, durch Kirchenbau und Wohnungsbau, unterstützt durch die KWS, und der Patron mit dem Hackl, er möge Fürsprache für uns einlegen und auch für die nächsten 25 Jahre bis zum 100. Geburtstag und, so Gott will, darüber hinaus! Heiliger Wolfgang bitte für uns!“.
Neubauprogramm und Baubetreuung
Das Neubauprogramm begann mit der Flüchtlingskrise 2015. Bischof Rudolf selbst hatte damals die Initiative zu diesem Neubauprogramm gegeben. Die Kirche wollte geflüchteten Menschen, aber auch der heimischen Bevölkerung in einer Zeit, in der der Wohnungsmarkt angespannt ist, beim Thema Wohnraum helfen. Die Zeiten, in denen nur in Ballungszentren wie Regensburg oder Landshut die Verhältnisse schwierig sind, gibt es nicht mehr. Auch in ländlicheren Regionen ist der Wohnungsmarkt gerade für benachteiligte Menschen sehr angespannt. Acht Jahre später blickt das KWS nun stolz und zufrieden auf das bereits Geschaffene zurück. 700 Wohneinheiten an zehn verschiedenen Standorten sind überwiegend fertiggestellt. Das Unternehmen investiert dafür insgesamt rund 140 Millionen Euro. Nach aktuellem Stand werden bis in zwei Jahren alle Neubaumaßnahmen fertiggestellt sein. Nach Abarbeitung dieses Neubauprogramms sind aufgrund der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie Baukosten, unsichere Förderlandschaft und vor allem dem Zinsniveau zunächst keine weiteren eigenen Neubaumaßnahmen geplant. Es solle dann verstärkt darum gehen, sich -gerade auch aus ökologischer Sicht - um die Erhaltung und Weiterentwicklung der eigenen sowie fremdverwalteten Wohnungsbestände zu kümmern. Doch nicht nur die Bestandsbewirtschaftung bzw. der Wohnungsneubau stehen auf dem Geschäftsplan. Auch die wirtschaftliche Baubetreuung läuft in vollem Tempo. „Wir unterstützen kirchliche, aber auch freie Institutionen bei deren Bauvorhaben, egal ob Kirche, Altenheim, Wohnbebauung oder Schule“, erläutert Meiler. Das KWS stellt hier seine jahrzehntelange Expertise von der ersten Projektidee bis zur Schlussabrechnung zur Verfügung.
Unsichere Zeiten in der Bauwirtschaft
Die Wohnungswirtschaft erlebt aktuell keine leichten Zeiten. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen Neubauinvestitionen aktuell nicht mehr zu. Der Druck auf die Wohnungsmärkte ist groß. Das Jubiläum fällt in eine Zeit, in der Wohnungsnot wieder existiert, wenn auch in anderer Form als nach dem Krieg. Die Bereitstellung von familiengerechten und barrierearmen Wohnungen ist nach wie vor der große Auftrag. Neben gestiegenen Ansprüchen an die Lebensqualität sind jedoch mit Klima- und Umweltschutz, Digitalisierung und der zunehmend schwierigen Bezahlbarkeit des Wohnens große Herausforderungen für die Unternehmen hinzugekommen. „Wir werden weiterhin mit Hochdruck daran arbeiten, unseren wertvollen Beitrag zu leisten. Gerade mit unseren besonderen Wohnformen sind wir hier gut aufgestellt“, sagt Meiler.
„20 x 750“: Aktion zum Jubiläum
Anlässlich des Jubiläums „75 Jahre KWS“ wird das kirchliche Wohnungsbauunternehmen eine Spendenaktion veranstalten. Dabei sollen 20 Projekte von Kirchenstiftungen in der Diözese Regensburg mit jeweils 750 Euro bedacht werden. Weitere Infos dazu gibt es auf der Homepage des KWS Regensburg.
Text: Christian Beirowski, Maximilian Meiler / jas
Fotos: Christian Beirowski