Katholisches Schulwerk in Bayern verleiht den „Generoso animo“ an Gerhard Ludwig Kardinal Müller

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Seit sieben Jahren verleiht das Katholische Schulwerk in Bayern den Preis „Generoso animo“. Die Auszeichnung, die übersetzt „Großzügiges Herz“ bedeutet, wird für besondere Verdienste um das kirchliche Schulwesen an ausgesuchte Personen vergeben. Im Rahmen einer Feierstunde überreichte heute der Direktor des Schulwerks, Dr. Andreas Hatzung, den Preis an Gerhard Ludwig Kardinal Müller. Als Bischof von Regensburg rief Müller zur Rettung und Erhalt mehrerer katholischer Schulen 2003 die Schulstiftung im Bistum Regensburg ins Leben. Dies betonte auch Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Laudatio. Kardinal Müller habe erkannt, dass die Jugend der größte Schatz unserer Gesellschaft sei und wollte damals mit der Gründung der Schulstiftung ein nachhaltiges Zeichen setzen, die bestehende diözesane Trägerschaft erfolgreich verändern und ihr damit eine besondere christliche Prägung geben. Für seine verantwortungsvolle Aufgabe als Präfekt der Glaubenskongregation wünschte Bischof Rudolf Kardinal Müller Glaubenskraft, Entschiedenheit und das notwendige Durchsetzungsvermögen. Gerhard Ludwig Kardinal Müller nahm den Preis, in Form einer Urkunde und Anstecknadel, dankbar entgegen und richtete seinen Blick, verbunden mit Dank und Anerkennung auf seinen Vorgänger im Bistum Regensburg, Bischof em. Manfred Müller. Dieser habe mit der Gründung der Bischof-Manfred-Müller Schule sowie mit der Übernahme der Regensburger Marienschule in die diözesane Trägerschaft frühzeitig einen Anfang für das katholische Schulwesen im Bistum gesetzt.

 

Im Vorfeld der Preisverleihung führte die Bischöfliche Pressestelle ein Interview mit Domkapitular Johann Neumüller, dem Leiter des Referats Schule und Hochschule, zur Bedeutung des katholischen Schulwesens in der Diözese Regensburg:

Sehr geehrter Herr Domkapitular Neumüller, warum ist es wichtig, dass die Katholische Kirche ein schulisches Angebot anbietet und aufrecht erhält?

DK Johann Neumüller: Die katholische Kirche hat den Schulen schon seit jeher große Bedeutung zugemessen: „Unter allen Erziehungsmitteln hat die Schule eine ganz besondere Bedeutung“. (Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die christliche Erziehung „Gravissimum educationis“ GE 2.). Als genuinen Raum kirchlicher Verkündigung richtet das Zweite Vatikanische Konzil dabei ein besonderes Augenmerk auf die katholischen Schulen: „Die Präsenz der Kirche im schulischen Bereich zeigt sich in besonderer Weise durch die Katholische Schule. Diese verfolgt nicht weniger als andere Schulen die Bildungsziele und die menschliche Formung der Jugend. Ihre besondere Aufgabe aber ist es, einen Lebensraum zu schaffen, in dem der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist.“ (GE 8.) Damit ist die Katholische Schule „dem Volk Gottes in der Erfüllung seines Auftrags“ (GE 8.) in gleicher Weise förderlich wie etwa Pfarreien oder caritative Einrichtungen. Katholische Schulen sind also zuerst als Werkzeuge der genuinen Sendung der Kirche, der Verkündigung der Botschaft Jesu Christi anzusehen und erst in zweiter Linie unter rein zweckrationalen oder ökonomischen Gesichtspunkten. In der langen Tradition des kirchlichen Schulwesens in der Diözese Regensburg leisteten und leisten Orden, Kongregationen und kirchliche Gemeinschaften als Träger einer Vielzahl schulischer Einrichtungen einen hervorragenden Beitrag. Der unverwechselbare Charakter vieler kirchlicher Schulen in der Diözese wurde nicht zuletzt durch die besondere Spiritualität der kirchlich-klösterlichen Träger bestimmt. Dies ist auch für die Zukunft ein wichtiges Proprium kirchlich-klösterlicher Schulen in der Diözese Regensburg und die Diözese wird, wie bereits in der Vergangenheit, alles tun, um dieses wertvolle Erbe zu bewahren. Die kirchlich-schulische Erziehung ist also ein unaufgebbarer Bestandteil des Auftrags der Kirche (Can. 796 u. 800). Genauso wenig wie sich der Stellenwert einer Pfarrei rein in finanziellen Erwägungen widerspiegelt, kann und darf also auch das katholische Schulwesen einzig unter wirtschaftlichen oder haushälterischen Perspektiven betrachtet werden. Immer ist auch zu bedenken, dass sich in der Schule ein wesentliches Moment des göttlichen Verkündigungsauftrages der Kirche wiederfindet.

Was sind die Besonderheiten einer katholischen Schule, wofür entscheiden sich Eltern, wenn sie sich entschließen, ihr Kind auf eine solche Schule zu schicken?

DK Johann Neumüller: Der Ausgangspunkt und zugleich das oberste Ziel des kirchlichen Engagements im Bereich von Erziehung und Bildung ist die Entfaltung des von Gott um seiner selbst willen geschaffenen Menschen in seinen persönlichen menschlichen Anlagen. Oder wie es Papst Benedikt XVI. em. einmal ausgedrückt hat: Es geht bei der Erziehung „um die Ausbildung der menschlichen Person, um ihn oder sie zu rüsten, das Leben in seiner Fülle zu leben.“Anders ausgedrückt: Kirchliche Schulen sollen sich auch dadurch auszeichnen, dass sie den jungen Menschen erfahrbar machen, dass sich ihr Wert und ihre Würde nicht von ihrem Erfolg in dieser Gesellschaft herleitet, sondern bereits darin begründet ist, dass sie von Gott gewollt und angenommen sind. Schülerinnen und Schüler sollen also an unseren Schulen ihre persönlichen Anlagen entfalten können, mit Gott in Berührung kommen, von dem wir glauben, dass er allein den Menschen zur Fülle seines Lebens führen kann. Und sie sollen sich ihrer Verantwortung innerhalb der Gemeinschaft bewusst werden und bereit sein zum Dienst an ihren Mitmenschen. Unsere Schulen müssen also in schulpädagogischer, fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Hinsicht eine sehr gute und professionelle Arbeit leisten, zum anderen aber sollen Katholische Schulen eben ihr unverwechselbares charakteristisches katholisches Profil zeigen. Dieser doppelte Anspruch, also die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität unserer Schulen bei gleichzeitiger Schärfung ihres ureigenen Profils, bildete auch den Hintergrund für die Formulierung von Qualitätskriterien für Katholische Schulen, die die Deutsche Bischofskonferenz im Jahre 2009 beschlossen hat (Die deutschen Bischöfe 2009). Die innere Schulentwicklung und die Evaluation mit Außensicht sind wesentliche Bausteine, die unsere Katholischen Schulen in ihrer Entwicklung und Profilierung voranbringen und somit Qualität sichern und weiterentwickeln.

 

Ein Großteil der Kosten für das schulische Angebot wird vom Staat getragen. Wieviel bringt die Diözese Regensburg jährlich auf, um ihre Schulen zu finanzieren?

DK Johann Neumüller: Eine genaue Summe kann man in diesem Zusammenhang nicht nennen, denn neben dem laufendem Haushalt der einzelnen Schulen sind auch die Kosten für verschiedene Baumaßnahmen bzw. Instandhaltungsmaßnahmen der Schulen einzubeziehen, die jährlich stark variieren. Aber eines ist klar: jedes Jahr werden viele Millionen für kirchliche Schulen im Haushalt der Diözese eingeplant. Die Diözese Regensburg hat ja damals mit der Gründung der Schulstiftung im Jahre 2003 einen Grundstein für den Erhalt kirchlicher Schulen gelegt. Aus den Zinsen des Stiftungskapitals wird damit der laufende Unterhalt der 13 Stiftungsschulen finanziert. Dies ist zurzeit gut möglich. Darüber hinaus aber wurden und werden auch  ahlreiche Baumaßnahmen von der Diözese finanziert. Diese können natürlich nicht mehr aus den Zinserträgen finanziert werden. Ich erinnere an den Neubau der Realschule in Schwandorf, an die Umbaumaßnahmen und die laufende Generalsanierung der Marienschulen in Regensburg, an den Erweiterungsbau des Further Gymnasiums, an weitere Erhaltungsmaßnahmen an verschiedenen Schulen. Erwähnt werden muss ebenso der Neubau Grundschule der Domspatzen und die anstehende Generalsanierung des Gymnasiums der Domspatzen. Zusätzlich werden auch die in Trägerschaft der Ordensgemeinschaften befindlichen Schulen durch Zuschüsse großzügig unterstützt.

Ein Großteil der Schulen im Bistum Regensburg ist nicht in Trägerschaft der Diözese. Wie sieht die Zukunft der Trägerschaft aus? Wird die Schulstiftung noch weitere Schulen übernehmen?

DK Johann Neumüller: Die Entscheidung, ob möglicherweise noch weitere Schulen in die Trägerschaft der Schulstiftung übernommen werden können, obliegt dem Stiftungsrat der Schulstiftung, dessen Vorsitzender unser Bischof Rudolf ist. Mehrere Ordensgemeinschaften haben selbst eigene Stiftungen zum Erhalt ihrer Schulen gegründet, andere sind auch selbst noch in der Lage ihre Schulen zu finanzieren. Für mögliche weitere Übernahmen von Schulen wäre es allerdings grundsätzlich von großem Vorteil, wenn sich neben der Diözese und der jeweiligen Ordensgemeinschaft auch die Landkreise (wie zum Beispiel Cham, Schwandorf oder Landshut) an der Finanzierung beteiligen würden.

 

Hier finden Sie die <link file:8295 _blank download von bischof rudolf>Laudatio von Bischof Rudolf Voderholzer auf Kardinal Gerhard Müller.



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