Kardinal Vlk: Kirchliche Partnerschaften auch nach EU-Beitritt Tschechiens weiter notwendig
(pdr) Als eindrucksvolles Zeugnis der Verbundenheit im Glauben über politische Grenzen hinweg hat der Prager Kardinal Erzbischof Miloslav Vlk beim zehnjährigen Jubiläum der Weihe die Kirche im Prager Stadtteil Strasnice beschrieben. Der erste Kirchenneubau in Prag seit dem Ersten Weltkrieg war wesentlich aus Mitteln des Bistums Regensburg finanziert worden. An dem zehnjährigen Kirchweih-Jubiläum am vergangenen Wochenende nahm auch eine 15-köpfige Delegation aus der Pfarrei Lappersdorf mit Pfarrer Herbert Mader und dem Initiator und „Motor“ der Partnerschaft Otmar Kappl teil. Die Pfarrei Lappersdorf unterhält seit fast 40 Jahren eine Partnerschaft mit der Pfarrei Strasnice.
Im „hunderttürmigen Prag“ gebe es viele Kirchen, „aber viele sind nicht dort, wo wir sie brauchen“, so der Prager Kardinal. Dies gelte besonders für den Stadtrand, wo viele Menschen wohnen, die Kommunisten aber natürlich keine Kirchen eingeplant hatten. Gerade auf diesem Hintergrund sei der Kirchenbau mit der Hilfe aus Regensburg auch ein Zeichen für den Sieg des Glaubens über den menschenverachtenden Unglauben. Deshalb dankte der Kardinal bei dem Gottesdienst nochmals dem Bistum Regensburg, das bis zur Gründung des Bistums Pilsen vor elf Jahren eine Partnerschaft mit dem Bistum Prag unterhalten hat.
„Auch mit der EU-Mitgliedschaft Tschechiens und den offenen Grenzen haben Partnerschaften wie die zwischen Lappersdorf und Strasnice weiter ihre Bedeutung“, betonte der Kardinal die bleibende Bedeutung dieser Begegnungen. Gerade die Partnerschaft auf Bistumsebene zwischen den Nachbarn Pilsen und Regensburg und vor allem die Partnerschaften zwischen Pfarreien entlang der Grenze böten hier große Chancen. Partnerschaften seien „kleine Brücken“, die sich, wie im Fall von Strasnice und Lappersdorf, während der Zeit der Kirchenverfolgung bewährt hätten. Auch nach der Wende wirke die kommunistische Propaganda noch nach. Sie habe Deutsche und Tschechen als Feinde gezeigt. Schließlich, so der Kardinal weiter, könnten die Christen und ihre Versöhnung auch als Modell für andere dienen. Danach gelte es, zuerst einander zu vergeben und dann über die verschiedensten aktuellen Probleme zu sprechen.
Für die Zukunft wünschte sich Kardinal Vlk in den Partnerschaften noch mehr Austausch in den persönlichen Glaubenserfahrungen. Er selbst habe in Bonn bei einem Treffen einmal eine tiefe Erfahrung gemacht. „Wir hatten früher immer das Gefühl oder das Vorurteil, dass die Deutschen mit ihrer ´Liberalität` weit weg von uns sind. Bei diesem Treffen in Bonn habe ich in einer großen Gemeinschaft die Erfahrung gemacht, wie nahe wir uns im Glauben sind.“ Das lebendige Erfahren solcher Gemeinschaft nannte Kardinal Vlk als seinen größten Wunsch an die Partnerschaften zwischen der deutschen und der tschechischen Kirche. Dabei setzt er Hoffungen auch auf den Weltjugendtag in Deutschland im kommenden Jahr. „Der Glaube lebt zwar vor allem in kleineren Gruppen, aber solche großen Treffen sind eine Aufmunterung und Herausforderung. Wir werden mit einer größeren Gruppe nach Deutschland kommen“, versicherte der Prager Erzbischof.