News Bild Kapläne aus dem Bistum waren im Gespräch mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
Kapläne aus dem Bistum waren im Gespräch mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer

Begegnungsfelder suchen, Gottesdienstpraxis pflegen

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Regensburg, 8. Mai 2024

Begegnungsfelder suchen und die christliche Verkündigung in die Öffentlichkeit stellen.  Diesen Appell richtete Bischof Dr. Rudolf Voderholzer an die 23 Kapläne, mit denen er sich am Tag vor Christi Himmelfahrt im Exerzitienhaus Werdenfels austauschte. Bei dem Gespräch ging es um aktuelle Themen, sowohl aus dem Feld der katholischen Kirche insgesamt als auch aus dem Bistum Regensburg.

In seiner Begrüßung wies der Bischof auf den an diesem Tag begangenen Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hin – und auf die großen Feiern in Russland zum Start der fünften Amtszeit von Präsident Wladimir Putin. „Das sind schlimme Zeitabläufe“, bemerkte der Oberhirte dazu.

Den Synodalen Prozess in Rom abwarten

Der erste Themenblock war dem aktuellen Stand beim Synodalen Weg gewidmet, konkret dem Synodalen Ausschuss (mit Gründung des Trägervereins), der ja den Synodalen Rat vorbereiten soll. Bischof Rudolf zeichnete die Entwicklung in den letzten Monaten nach (Treffen ausgewählter deutscher Bischöfe im Vatikan, Gründung des Trägervereins am Mittwoch der Karwoche) und bekräftigte seine kritische Haltung, die er mit den Bischöfen von Eichstätt, Köln und Passau teilt. „Wir sollten den Synodalen Prozess in Rom abwarten und uns dann in mögliche Perspektiven einklinken. Der Synodale Weg wurde in seinen Grundlagen erheblich durch die Veröffentlichung der evangelischen Missbrauchsstudie in Frage gestellt“, vertiefte Bischof Voderholzer. Er wünscht sich eine alle Institutionen umgreifende Dunkelfeldstudie, wie sie Prof. Dreßing fordert. „Das würde den Opfern mehr helfen als ideologische Grabenkämpfe und verbohrte Diskussionen“, schloss der Oberhirte diese Thematik und riet, was den synodalen Ausschuss betrifft, die weiteren Stellungnahmen aus Rom abzuwarten.

Synodalität bedeutet „Beratung“

Im ersten Thementeil ging es er darüber hinaus um die grundsätzlichen kirchenrechtlichen Aspekte (bischöflich verfasste Leitungsstruktur der Kirche in Deutschland versus Mitwirkung von Laien) und um den Blick auf die weltkirchliche Synode mit ihren differenzierten Inhalten. „Das Anliegen von Papst Franziskus ist, die Synodalität mit der Mission zu verknüpfen. Für missionarische Strahlkraft müssen alle Kräfte unter der Leitung der Pfarrer zusammenwirken. Es ist nicht daran gedacht, die Lehre der Kirche in Frage zu stellen. Es ist eher eine Frage des Stils des Umgangs zwischen Priester und Laien. Ich sehe keine Anzeichen für strukturelle Änderungen“, erläuterte der Bischof. Er wies auf die originäre Bedeutung von Synodalität hin, nämlich „Beratung“ und betonte die gleiche Würdigung von Verbandsvertretern, ganz Kirchgängern und in Gebetskreisen aktiven Frauen und Männern.

Wir müssen uns mit der Dynamik der Säkularisierung abfinden

Im zweiten Themenblock ging Bischof Rudolf auf die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ein. Bei diesem Projekt der  Evangelischen Kirche in Deutschlandwaren erstmals auch Katholiken beteiligt. Im Vordergrund der empirischen Untersuchung stehen die unaufhaltsamen Säkularisierungs- und Individualisierungstendenzen. „Die konfessionellen Unterschiede flachen sich ab“, stellte Bischof Voderholzer einleitend fest und zitierte den an der Untersuchung beteiligten Prof. Dr. Detlef Pollak (Ordinarius für Religionssoziologie an der Universität Münster): „Wir müssen uns mit der Dynamik der Säkularisierung abfinden, die Säkularisierungstendenzen nüchtern anerkennen, die Säkularisierung ist nicht aufzuhalten.“ Er gab die von Pollak erarbeiteten Empfehlungen weiter: Pflege der Gottesdienstpraxis, Gutes tun (Caritas), Begleitung von Menschen (Seelsorge), Vermeidung von Bevormundung, Erweiterung von Kontaktflächen („sich nicht abschotten“), behutsam politische Orientierung geben und Politik möglich machen. Beim Aspekt „religiöse Sozialisation“ habe die Analyse eine „Verstärkung der konfessionellen Unterschiede zugunsten der katholischen Kirche“ festgestellt, so der Bischof abschließend zu diesem Bereich, bei dem für ihn die Ministrantenarbeit, die Sternsinger oder auch kirchliches Brauchtum und Wallfahrten prägend sein können.

Christliche Verkündigung hat sich immer in die Öffentlichkeit gestellt

Beim abschließenden Gottesdienst danke Bischof Voderholzer den Kaplänen für ihren seelsorglichen Dienst, ihr Engagement und die „Leidenschaft bei der Verkündigung des Evangeliums und der Spende der Sakramente“. In seiner Predigt führte der Bischof – ausgehend von der Lesung aus der Apostelgeschichte -  den Apostel Paulus als Beispiel an. Dieser sei bewusst in die Öffentlichkeit der Hellenen und der griechischen Welt gegangen und habe in seiner Missionstätigkeit „die hellenistische Geistigkeit mit dem Evangelium verknüpft“. Dies sei die Basis der Christianisierung des Mittelmeerraumes in den weiteren drei Jahrhunderten gewesen. „Christliche Verkündigung hat sich immer in die Öffentlichkeit gestellt und Begegnungsfelder gesucht“, machte der Bischof deutlich. Heute seien etwa die Sozialen Medien, in denen einige Kapläne aktiv sind, „der Areopag unserer Tage“, wo Menschen für Christus begeistert werden können.

Text und Fotos: Markus Bauer

(SG)



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