Jüdische Gemeinde Regensburg bei Bischof Gerhard Ludwig: "Nazi-Umtriebe unterbinden"
(pdr) Bischof Gerhard Ludwig hat Otto Schwerdt und Hans Rosengold vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Regensburg empfangen. Die Jüdische Gemeinde hatte sich im Vorfeld des Papstbesuchs im kommenden September an den Bischof von Regensburg gewandt. Die Gesprächsatmosphäre zwischen dem Bistum Regensburg und der Jüdischen Gemeinde Regensburg ist traditionell von Freundschaft und gegenseitigem Respekt getragen. Bischof Gerhard Ludwig und die Vertreter des Vorstands der Jüdischen Gemeinde forderten gemeinsam die Stadt Regensburg auf, „ungute Nazi-Umtriebe in Regensburg, wie in den vergangenen Monaten wiederholt registriert, zu unterbinden. Sonst wird der gute Name Regensburgs beschädigt. Wir erwarten von den Verantwortlichen der Stadt, dass sie alles tun, um diesen Umtrieben ein Ende zu bereiten“. Immerhin stehe Regensburg durch den anstehenden Besuch Benedikts XVI. im Fokus der Weltöffentlichkeit.
Angesichts der derzeit eskalierenden Situation radikalisierter Muslime auf der ganzen Welt verurteilten der Bischof von Regensburg und die Jüdische Gemeinde ebenfalls gemeinsam die Gewalt, die sich „fälschlicherweise auf Gott beruft. Wer dies tut, der beruft sich auf selbstgemachte Götzen. Demgegenüber geben wir in Regensburg ein gutes Beispiel für ein vorbildliches Zusammenleben.“ Bischof Gerhard Ludwig überreichte die CD der Regensburger Domspatzen, die das Konzert bei Benedikt XVI. wiedergibt, an Herrn Schwerdt und Herrn Rosengold. Eine Begegnung von Vertretern der Jüdischen Gemeinde mit Benedikt XVI. während seines Regensburg-Aufenthalts ist geplant. Rosengold brachte die Freude der Gemeinde über den Besuch des Papstes zum Ausdruck. Er erklärte: „Wir freuen uns, dass Benedikt XVI. kommt.“ In diesem Zusammenhang erinnerte Rosengold an den Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche während des Weltjugendtags in der Kölner Synagoge: „Das war für uns alle eine wunderbare Geste.“ Es bestehe kein Zweifel, dass Benedikt XVI. hinsichtlich des Verhältnisses der katholischen Kirche zum Judentum den von seinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. aufgezeigten Weg weitergehen werde.
Rosengold, Sprecher des Vorstands der Gemeinde, erinnerte an die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965), insbesondere im Zusammenhang mit der Erklärung „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen. In „Nostra Aetate“ stellen die Konzilsväter fest: „Die Juden sind nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich.“ Hans Rosengold erklärte, „es hat uns, Juden in der ganzen Welt wie auch uns Juden in Regensburg, sehr gefreut, dass uns Papst Johannes Paul II. während seines Besuchs in der römischen Synagoge am 13. April 1986 als die älteren Brüder bezeichnete“. Der Sprecher des Gemeindevorstands würdigte außerdem die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vatikanstaat und dem Staate Israel während des Pontifikats Johannes Pauls II. im Jahr 1993. Schließlich seien besonders der Besuch und das Gebet dieses Papstes im März 2000 an der Klagemauer in Jerusalem „sehr beeindruckend“ gewesen.
Rosengold sagte, seit der Zeit des Regensburger Bischofs Rudolf Graber (1962 bis 1982) hätten sich die Beziehungen zwischen der Kirche von Regensburg und der jüdischen Gemeinde immer wieder verbessert. „Und die gemeinsamen Veranstaltungen häufen sich.“ Außerdem würdigte er den Besuch von Bischof Gerhard Ludwig in der Jüdischen Gemeinde Regensburg am Versöhnungstag am 24. September 2004. Sowohl an der Kirche von Regensburg als auch an der Jüdischen Gemeinde Regensburg liege es, dass die Beziehungen von einer „guten und freundschaftlich-vertrauensvollen Kooperation“ geprägt seien. Zeichen dafür sei unter anderem die Beteiligung der katholischen Seite an der Spendenaktion für das Synagogenkunstwerk „Ort der Begegnung“ des Künstlers Dani Karavan. Rosengold: „Anderseits ist unsere sehr intensive Beteiligung am Gedenken an den Regensburger Domprediger Johann Maier zu einer guten und gewachsenen Tradition geworden.“ Domprediger Maier (1906 bis 1945) hatte am Ende des Zweiten Weltkriegs die kampflose Übergabe Regensburgs verlangt und war noch am selben Tag hingerichtet worden.