Jesu Geburt im eigenen Leben – die Krippe geht alle an: Online-Seminar mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hat am vergangenen Freitagabend ein Online-Seminar der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) gehalten. Das Thema lautete „Zur Bedeutung der Weihnachtskrippe“. Die Veranstaltung war eine Hinführung für Familien mit dem Diözesanbischof.
Prof. Dr. Klaus Unterburger, Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung in der Stadt Regensburg, sprach zu Beginn und äußerte maßgebliche theologische Gedanken. Der Professor machte darauf aufmerksam, dass sich der Jesuit Henri de Lubac (1896-1991) stets gegen ein rein spiritualistisches Verständnis der Menschwerdung Gottes gewandt habe. Gerade die Greifbarkeit der Krippe ist Ausdruck dessen. Bischof Dr. Voderholzer ist bekannt als Henri de Lubac-Kenner. Außerdem erinnerte Kirchenhistoriker Unterburger daran, dass die Befassung mit Krippen nicht zuletzt ein Anknüpfen an zahlreichen Krippentraditionen unseres Landstrichs ist, die die konkrete Volksfrömmigkeit in der Praxis spiegeln. Schließlich, wusste Prof. Unterburger, drückt sich in der Unterstützung der Krippenwelt als Instrument der Verkündigung die enge Verbundenheit des Bischofs von Regensburg mit der tschechisch-böhmischen Nachbarschaft aus. Im Übrigen verwies Prof. Dr. Unterburger auf die Tatsache, dass 1562 Jesuiten in Prag erstmals Krippen verbreitet hatten.
Die Geburt Jesu ist das einzige Ereignis, das derart dargestellt werden kann, als habe es „bei mir“ – das heißt: in der eigenen Kultur und im eigenen Leben – stattgefunden. Bischof Dr. Voderholzer verwies auf die sehr große Vielfalt der Krippendarstellungen, die in Regensburg im Rahmen des Krippenwegs zu bewundern sind. Vor allem brachte der Bischof von Regensburg die Krippe auf den Punkt: „Ohne Kind in der Krippe ist die Krippe keine Krippe.“ Auch die Beleuchtungsfrage bei der Krippe sei von großer Bedeutung, sagte der Krippenkenner.
Nach zahlreichen geschichtlichen Aspekten der Krippe sagte der Bischof den bedeutenden Satz, dass es eine schier unüberblickbare Bandbreite an Materialien gibt, aus welchen Krippen bestehen: vom Holz über das Glas, Terra cotta, Papier, Stroh, Wolle, Metalle bis hin zum Staniolpapier und noch viel mehr. Auch verwies Dr. Voderholzer auf die Tatsache, dass in Krippendarstellungen oftmals die Kreuzesdimension „versteckt“ sei – der Hinweis darauf, dass das Kind in der Krippe derjenige sei, der später am Kreuz hingerichtet wurde. Dies zeigt sich etwa im gebundenen Lamm sowie in der Figur eines Johannes des Täufers, der mit einem Kreuzesstab auftritt. Außerdem bemerkte Bischof Voderholzer, dass „vieles in den Krippen erst zu verstehen ist, wenn wir das Alte Testament und das Neue Testament zusammensehen“.
Im Übrigen war es dem Bischof von Regensburg ein erhebliches Anliegen zu verdeutlichen, dass der Weihnachtsbaum und die Krippe in keinem widersprüchlichen Verhältnis zueinander stehen. Abgesehen davon, dass der Christbaum eben nicht, wie gelegentlich kolportiert, heidnischen Ursprungs sei, sei er vielmehr „eine wunderbare Ergänzung“.
Warum es eigentlich diese große Vielfalt an Krippen gibt? „Die Geburt Christi geht alle Völker und Kulturen an.“ In diesem Sinne berühren sich in der Krippe Himmel und Erde, sagte Dr. Voderholzer. Zuvor hatte Frau Julia K. Knoll, Mitarbeiterin der Abteilung Familienbildung der KEB, die Bedeutung der Krippe für die Familie erläutert.