Regensburg, 4. Oktober 2024
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert am 9. Oktober 2024 seinen 65. Geburtstag. Im Vorfeld gab er zu diesem Anlass „NeutraublingNews" ein Interview, das wir hier veröffentlichen.
Lesen Sie hier das Interview in voller Länge:
Sehr geehrter Rudolf Voderholzer, wie möchten Sie am liebsten angesprochen werden: „Exzellenz“, „Hochwürdigster Herr“ oder „Herr Bischof?“
Bitte einfach Herr Bischof.
Herr Bischof, Sie sind 1959 in München in welchem Stadtteil geboren?
Um ganz genau zu sein: Zur Welt kam ich in Nymphenburg-Neuhausen, wo ich auch getauft wurde; die ersten drei Jahre wohnten wir in Schwabing, dann in Sendling. Erstkommunion und Firmung empfing ich in St. Margaret.
Welche besonderen Erinnerungen haben Sie aus Ihrer Kindheit?
Die Ferien verbrachten wir immer bei den Großeltern auf dem Land. Damit verbinde ich viele schöne Erinnerungen: das Leben in und mit der Natur. Z.B. Schwammerlsuchen im Spätsommer.
Wann wurde Ihnen klar, dass Sie Gott gerufen hat, als Priester ein Leben im Auftrag Jesu zu führen?
Als es auf das Abitur zuging und mir klar wurde, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Sehr hilfreich und prägend waren vorbildliche und überzeugende Priester, die ich kennenlernen durfte, besonders mein Religionslehrer am Gymnasium.
Wenn Sie nicht Bischof geworden wären, was wäre aus dem jungen Rudolf damals vielleicht geworden?
Wahrscheinlich wäre ich Lehrer geworden, wie auch meine Eltern beide Lehrer waren.
Hinter dem Status „Bischof der Diözese Regensburg“ verbirgt sich doch sicherlich auch viel Weltliches und eine große Verantwortung in einer großen Organisation?
So ist es. Aber Gott sei Dank habe ich viele hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann.
Was war während Ihrer bisherigen Amtszeit als 78. Bischof von Ratisbona das prägendste Erlebnis?
Einmal der Katholikentag, gleich kurz nach meinem Amtsantritt 2014, den das Bistum Regensburg damals mitausrichten durfte. Und dann der Besuch des emeritierten Papstes Benedikt bei seinem kranken Bruder Georg im Juni 2020.
In Ihrer Vita kommt immer wieder der intellektuelle Anspruch, dem sich stetigen Auseinandersetzen mit dem christlichen Glauben, zum Ausdruck. Sind Sie realiter eher ein Pragmatiker oder ein Sinnierer?
Interessante Alternative! Ich möchte jedenfalls meine Entscheidungen gut begründet wissen und im Einklang mit dem überlieferten Glauben und mit der Kirche weltweit. Dazu ist natürlich die theologische Reflexion, das Überdenken im Gebet wichtig. Dazu die feste Überzeugung, dass Glaube und Vernunft nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern der Glaube weitet und öffnet die Vernunft noch einmal.
Die Geschehnisse oder besser Vorkommnisse in der katholischen Kirche der letzten Dekade gerade in Deutschland gehen sicherlich nicht spurlos an Ihnen vorbei. Sehen Sie die katholische Kirche in einer Krise, die vielen Austritte der letzten Jahre könnten das vermuten lassen?
Was mich am meisten besorgt: Nach der KMU 6 Studie hat sich Zahl der Katholikinnen und Katholiken, die sich als betende Menschen bezeichnen, bei uns in den letzten 20 Jahren halbiert.
Wie erhalten Sie sich bei Ihrem vollen Tagespensum Ihre Volksnähe, gehen Sie sozusagen gern unters Volk?
Ich schaue schon, dass zum Tagespensum selbst auch die Begegnung mit den Leuten gehört. Ich hatte mir vorgenommen, in 10 Jahren alle Pfarreien des Bistums besucht zu haben. Leider habe ich es noch immer nicht ganz geschafft – auch Corona hat mich da ausgebremst. Aber ich bleibe dran. In diesem Jahr machen mir – neben den Firmungen und sonntäglichen Pastoralbesuchen – die gemeinsamen Wolfgangs-Wege im Bistum viel Freude! Nicht zu vergessen die persönlichen Führungen zu den Schätzen der religiösen Volkskunst im Bischofshaus – möglich für alle. Nur eine Frage des Terminkalenders.
Mit 65 Jahren hat man einen gewissen Erfahrungsschatz, vermutlich viel gesehen von der Welt und den Menschen. Welchen Wunsch haben Sie diesbezüglich noch auf Ihrem Geburtstagszettel?
Es ist eher eine Hoffnung oder ein Ratschlag als ein Wunsch: Vor lauter Begeisterung über die Künstliche Intelligenz nicht die Natürliche Intelligenz vernachlässigen! Bücher lesen, Gedichte und Gebete auch auswendig können, Musik machen, Theater spielen, auch das Kopfrechnen nicht verlernen, Briefe schreiben, und manches mehr. Den Sinn für das Schöne pflegen.
Es wird immer weniger gebetet im Alltag. Welches kleine Gebet haben Sie parat?
Kommt auf die Tageszeit an! In der Früh nach dem Aufwachen singe ich gerne für mich das Lied „Morgenglanz der Ewigkeit“. In den vier Strophen ist alles Wichtige drin. Wenn die Glocken zum Gebet läuten, versuche ich den Angelus zu beten. Und mein Lieblingsgebet in allen Lagen ist das vom hl. Nikolaus von der Flüe: „Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir.“
NeutraublingNews ist ein Magazin für die Stadt Neutraubling im Landkreis Regensburg.
Interview: NeutraublingNews
Foto: Simon Döring
(chb)