Bild Antonius von Padua: Finder von Dingen und Menschen

Ein oft gesuchter Heiliger

Antonius von Padua: Finder von Dingen und Menschen

  • 13.
    Juni
    2036

Der Heilige Antonius von Padua wurde um 1195 in Lissabon in Portugal geboren. Gestorben ist er am 13. Juni 1231 in Arcella, heute ist das Stadtteil von Padua, und das bekannte Heiligtum in dieser norditalienischen Stadt zeugt von der Präsenz, die er ganz unverändert noch bei den Gläubigen genießt. Ja, es scheint fast so, als kämen Jahr für Jahr mehr Gläubige aus aller Welt, um hier in Padua ihre Gebete durch Antionius vor Gott zu bringen.

Als Ferdinand Martim de Bulhões e Taveira wurde der Heilige geboren, er war der Sohn einer begüterten Adelsfamilie. Er wurde zuerst an der Schule der seinem Elternhaus benachbarten Kathedrale, dann ab 1210 an der Schule der Augustiner im Kloster São Vicente de Fora in Lissabon und ab 1212 im Augustinerkloster Santa Cruz in Coimbra ausgebildet. Nach gründlichen wissenschaftlichen Studien wurde er 1212 in Coimbra zum Priester geweiht. Erschüttert durch das Erlebnis der Bestattung der Gebeine der fünf marokkanischen Märtyrer in seiner Kirche reifte sein Entschluss, sich den Franziskanern anzuschließen; 1220 trat er in Coimbra ins Kloster ein, das Santo António dos Olivares geweiht war und nahm den Ordensnamen Antonius an.

1220 ging Antonius selbst nach Marokko, wurde aber durch Krankheit zur Heimkehr gezwungen, wobei ein Sturm ihn nach Sizilien verschlug. Er ging nach Assisi und nahm 1221 am Generalkapitel seines Ordens teil; dabei erlebte er die Versammlung mit 3.000 Ordensbrüdern und Franziskus persönlich. Die Brüder erkannten seine Begabung als Redner; Antonius lebte dann längere Zeit in der Einsiedelei – heute ein von Klarissen betreutes Sanktuarium auf dem Montepaulo bei Dovadola nahe Forlì. Gratian, der Ordensprovinzial der Romagna, beauftragte ihn 1222 bis 1224 mit dem Kampf gegen die Katharer und die Waldenser in Oberitalien, in Mailand und in Südfrankreich, wo Antonius auch als eindrücklicher Bußprediger wirkte.

„Hammer der Ketzer“

Seine franziskanische Armut verlieh seinen Reden Glaubwürdigkeit, seine enorme Bibelvertrautheit verschaffte ihm Bewunderung, er wirkte so überzeugend, dass man ihn den „Hammer der Ketzer“ nannte. Antonius' hatte zudem eine ans Wunderbare grenzende Begabung, sich fremden Völkern durch den Schwung seiner Rede verständlich zu machen. Zu den bekanntesten seiner Predigten gehört eine am Hafen von Rimini: die Einwohner wollten ihm nicht zuhören, aber die Fische versammelten sich und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser, um seinen Worten zu lauschen; dieses Wunder soll fast die ganze Bevölkerung der Stadt bekehrt haben.

Papst Gregor IX. nannte Antonius, nachdem er ihm zugehört hatte, eine „Schatztruhe der Heiligen Schrift“. Franziskus persönlich ernannte ihn 1224 zum Lektor der Theologie für die Minderen Brüder des Ordens an der Universität in Bologna und theologischen Leiter des Ordens. Antonius führte nun die Theologie von Augustinus in den Franziskanerorden ein. 1226 weilte er in Bassano del Grappa im damals an der Kirche San Donato beheimateten Franziskanerkloster. 1227 bis 1230 war Antonius wieder als Bußprediger in Oberitalien tätig, zugleich wurde er Ordensprovinzial der Romagna mit Sitz in Padua; in dieser Stadt verbrachte er dann die letzten Jahre seines Lebens. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten sensationellen Erfolg, keine Kirche war groß genug, er musste ins Freie ausweichen, die Überlieferung berichtet von bis zu 30.000 Zuhörern.

1230 legte Antonius, entkräftet von den anstrengenden Reisen, seine Ämter nieder, und lebte auf einem Landgut – an der Stelle des heutigen Sanktuariums delle Visione –, auf das ihn der Grafen von Camposampiero bei Padua eingeladen hatte. Dort predigte er von einem nahen Nussbaum herab, und zwar an der Stelle des heutigen, 1604 geweihten Sanktuariums „del Noce“, „der Nüsse“. In seiner letzten Lebensphase wurde er von den Klarissen im damaligen Kloster Santa Maria dell'Arcella – heute Santuarium für Antonius in Arcella, dem damaligen Ort bei und heute Stadtteil von Padua – gepflegt, wo er starb.

Heiliger der verlorenen Dinge

Antonius' Patronat für verlorene Sachen geht zurück auf die Überlieferung, dass ein junger Mönch, des Ordenslebens überdrüssig geworden, das Kloster heimlich verlassen und den Psalter des Antonius mitgenommen hatte. Antonius versenkte sich ins Gebet für den jungen Mönch, aber auch für die Wiedererlangung seines Buches; daraufhin wurde der Abtrünnige von Erscheinungen heimgesucht, so dass er das Buch schleunigst zurückbrachte. Sein Attribut, das Jesuskind, geht auf eine Legende zurück, nach der ein Adeliger – nach späterer Überlieferung sein Förderer Graf Tiso von Camposampiero – als Gastgeber spätabends den Heiligen nachts noch aufsuchen wollte, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Aus der Kammer des Heiligen an der Stelle des heutigen Sanktuariums delle Visione in Camposampiero drang ein so heller Lichtschein, dass der Graf einen Brand vermutete und erschrocken die Tür aufriss. Er fand Antonius lächelnd vor, in seinen Armen das über und über strahlende Jesuskind haltend. Der Augenzeuge bekam die Auflage, erst nach dem Tod des Heiligen von diesem Geschehnis zu berichten.

Antonius ist wohl der im katholischen Kirchenvolk bekannteste und beliebteste Heilige, er übertraf ab dem 16. Jahrhundert seinen Ordensvater Franziskus und seinen Namenspatron Antonius in der Verehrung des Volkes. An seinem Grab ereigneten sich so viele Wunder, dass Bonaventura meinte: „Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius!“ Und natürlich sind damit nicht zuletzt wunderbare Auffindungen verlorener Gegenstände – oder auch Menschen – gemeint. So kommt es, dass die Basilika Sant' Antonio di Padova in Padua heute eine der meistbesuchten Wallfahrtsstätten der Welt ist. 

Es gibt aber auch sonst kaum eine römisch-katholische Kirche auf der Welt, die nicht einen Altar, ein Gemälde, ein Fresko oder eine Statue besitzt, die ihm geweiht ist. Seit dem 16. Jahrhundert wird Antonius mit dem Jesuskind dargestellt; der spanische Maler Murillo bevorzugte dieses Motiv, das ab dem 17. Jahrhundert auch außerhalb Italiens Verbreitung fand und seitdem das charakteristische Attribut darstellt. Manchmal steht der Jesusknabe auf einer Bibel, die von Antonius gehalten wird, als Symbol für das geschriebene und fleischgewordene Wort Gottes.

Text: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

(sig)