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Interview mit Dekan Alfons Kaufmann

Wir müssen uns wieder trauen, den Glauben zu leben

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Regensburg, 9. Juni 2023

Im Interview mit Dekan Alfons Kaufmann betont dieser, wie wichtig es ist, wieder positive Zeichen des Glaubens zu setzen. Es ist nötig, das Gespräch mit den jungen Familien zu suchen, damit diese sich auch wieder ein religiöses Leben zutrauen und ihren Glauben öffentlich leben.

Was hat Sie bewogen, Priester zu werden?

Zum einen bin ich in die Kirche hineingewachsen, habe seit der frühesten Kindheit Kirche immer positiv erlebt und auch Vorbilder unter den Priestern gehabt. Zum anderen habe ich gedacht, dass die Berufung zum Priester etwas ist, was mein Leben erfüllter und reicher machen könnte. Dann habe ich den Schritt gewagt und bin ins Priesterseminar eingetreten. Und dies war gut für mein Leben.

Was schätzen Sie am meisten nach der Corona-Pandemie?

Was ich besonders schätze, ist der Kontakt mit den Menschen, dass man sich nun endlich wieder persönlich begegnen kann. Alles kommt so langsam wieder ins Laufen. Aber ich muss auch feststellen, dass die Zahl der Gottesbesucher geringer geworden ist. Es variiert eben. Zu Ostern hatten wir viele Besucher, zu den normalen Sonntagsgottesdiensten kommen jetzt weniger als vor der Pandemie. Corona war – wie in vielen Bereichen des öffentlich-kulturellen Lebens – eine Art von Brandbeschleuniger.

Wie kann man in Zeiten von Internet und sozialen Netzwerken junge Menschen für die Kirche gewinnen?

Das ist eine schwierige Frage, die wir uns immer wieder stellen. Dennoch hoffen wir mit Angeboten in der Ministrantenarbeit und dem Kinderchor junge Leute zu gewinnen. So hoffen wir, sie weiter an die Kirche zu binden und für den Glauben zu begeistern. Dazu veranstalten wir in unserem Dekanat auch wieder einen Ministrantentag. Generell kann man sagen, dass es in den Pfarreien viele Mädchen und Buben gibt, die als Ministranten ihre Aufgabe wunderbar wahrnehmen. Aber zur anderen Seite der Medaille gehört auch, dass es in einzelnen Pfarreien keine Ministranten für Beerdigungen mehr gibt. In Oberviechtach geht es uns da noch gut.

Welche Rolle spielt das Thema Neuevangelisierung?

Positive Zeichen des Glaubens zu setzen ist wichtig. So z. B. bei Beerdigungen, wo auch Menschen kommen, die eher am Rand oder nicht in der Kirche sind. Sie sollen erleben, wie man sich würdig und schön mit der Liturgie der Kirche von Verstorbenen verabschiedet. Dieses wird oft sehr positiv von jenen wahrgenommen, die mit der Institution sonst nichts zu tun haben. Auch mit einer guten Predigt lässt sich ein Anstoß geben, dass Menschen sich wieder oder neu mit dem Glauben beschäftigen.

Wird der Glaube in der Familie noch gelebt?

Es ist leider so, dass in den Familien kaum noch miteinander gebetet wird. Wir unterstützen die Familien in der Pfarrei, in dem wir einen Kleinkindergottesdienst anbieten. Sicherlich bleibt dies ein großes Thema, dem wir uns verstärkt zuwenden müssen. Insbesondere müssen wir in das Gespräch mit den jungen Familien treten, damit diese sich auch wieder ein religiöses Leben zutrauen und ihren Glauben möglichst auch offen und einladend leben, also ein Zeugnis ihres Glaubens in der Öffentlichkeit ablegen.

Was wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir einen offenen Austausch und respektvollen Umgang, was die derzeitig großen Fragen betrifft. Dass wir uns als Kirche nicht spalten lassen in Konservative und Progressive, sondern dass gemeinsam ein guter Weg in die Zukunft gefunden wird. Der Papst spricht von einer synodalen Kirche. Ich denke, anders geht es nicht.

Interview und Foto: Stefan Groß

(kw)



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