Die Musikabteilung der Bischöflichen Zentralbibliothek beherbergt derzeit drei Musikwissenschaftler aus Belgien, Polen und Schweden

Internationales Forscherteam in der Bischöflichen Zentralbibliothek

Neun italienische Chorbücher


Regensburg, 12. Dezember 2024

Die Musikabteilung der Bischöflichen Zentralbibliothek beherbergt derzeit drei Musikwissenschaftler aus Belgien, Polen und Schweden. Ziel ihrer Forschungsarbeiten sind zunächst Repertoirestudien und die musik- und liturgiehistorische Verortung der neun italienischen Chorbücher, die in der Bibliothek lagern.

Antonio Chemotti von der Katholischen Universität und der Alamire Foundation in Leuven, Belgien, Nicolò Ferrari, Mitarbeiter der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau und Riccardo Pintus von der Universität Uppsala in Schweden sind die drei Männer, die sich spannende Ergebnisse aus den Büchern erhoffen.

Die Zentralbibliothek besitzt neun großformatige Chorbuchhandschriften aus Italien. Sie kommen aus dem ehemaligen Bestand der römischen, direkt vor den Toren des Vatikans gelegenen Kirche Santo Spirito in Sassia und stammen aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Die Bücher enthalten vokalpolyphone, das bedeutet vereinfacht gesagt vielstimmige, Kirchenmusik der Spätrenaissance.  Franz Xaver Haberl, Gründer der Regensburger Kirchenmusikschule und von 1871–1882 Domkapellmeister, hatte die Chorbücher 1884 aus römischem Privatbesitz erworben. Während der Messfeiern eines von der Kirche unterhaltenen Regensburger Hospitals wurde die liturgische Musik von einer eigenen Cappella vorgetragen wurde.

Die Forschung trug bereits erste Früchte: Die drei Wissenschaftler entdeckten, dass eines der Chorbücher eine handschriftliche Fassung der Totenmesse des franko-flämischen Komponisten Jean Richafort enthält, die in zahlreichen Varianten vom Pariser Erstdruck von 1532 abweicht. Antonio Chemotti wird daher eine Neuausgabe des Requiems nach dem Regensburger Chorbuch vorbereiten.

Diese und weitere Ergebnisse ihrer Forschung an den Regensburger Quellen werden die drei Musikwissenschaftler in Vorträgen und weiteren Veröffentlichungen einem interessierten Publikum vorstellen.

Text: Raymond Dittrich

(mw)



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