Internationale und interkulturelle Arbeit und Begegnung: 60 Jahre Haus Hemma – Zentrum für Mädchen und junge Frauen
Haus Hemma – Insider wissen es – ist viel mehr als etwa ein Jugend- oder Studentenwohnheim. Haus Hemma ist ein Stück Heimat für junge Frauen in Ausbildung, die schon mal von „richtig weit“ herkommen. Derzeit leben und wohnen in Haus Hemma durchschnittlich 85 Mädchen und junge Frauen aus 13 unterschiedlichen Ländern. Der gute Geist in Haus Hemma wird deshalb auch von der internationalen und interkulturellen Arbeit und Begegnung geprägt. Für Haus Hemma gilt die Aussage von Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, als Leitsatz.
Haus Hemma feierte das 60jährige Jubiläum mit einer „Multi-Kulti-Party“, bei der die Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen gemeinsam mit Einrichtungsleiterin Brunhilde Graf-Bohmann, dem 1. Vorsitzenden der KJF Prälat Dr. Josef Schweiger, KJF-Direktor Michael Eibl und KJF-Abteilungsleiter Robert Gruber ihre Gäste und Netzwerkpartner aus der Kommune und sozialen Einrichtungen herzlich begrüßten. Eine Podiumsdiskussion zu den Themen, die junge Frauen und die Arbeit in Haus Hemma angehen, rundete die Feierlichkeiten ab.
„Das besondere Angebot unseres Haus Hemma ist geprägt von Offenheit und Toleranz“, stellte KJF-Direktor Michael Eibl heraus, „das großzügige Raumangebot, ein schön angelegter Garten und nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen laden zu Begegnungen ein.“ Haus Hemma gelte als Geheimtipp für Mädchen und junge Frauen, die noch zur Schule gehen, ein Praktikum, eine Ausbildung machen oder studieren. „Wir haben hier eine richtig bunte Mischung“, so Eibl weiter. „Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam das Jubiläum feiern können.“
Flexibel und kompetent in der Beratung und Begleitung
Ein Studentenwohnheim ist Haus Hemma nicht. Als Jugendwohnheim unterliegt es der Heimaufsicht und bietet nach den gesetzlichen Bestimmungen neben dem Wohnraum sozialpädagogische Begleitung. In Haus Hemma arbeiten fachlich ausgebildete und kompetente Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen, die den Mädchen und jungen Frauen sozialpädagogisch beratend bzw. im Rahmen der Maßnahme „Flexible Sozialpädagogische Hilfen“ betreuend zur Seite stehen. „Das unterscheidet uns von Studentenwohnheimen“, erklärt Einrichtungsleiterin Brunhilde Graf-Bohmann.
Ein Haus für Frauen von Frauen
„Die letzten Tage habe ich im Zuge der Vorbereitungen immer wieder Rückschau auf 60 Jahre Haus Hemma gehalten“, erzählt die Einrichtungsleiterin. Dabei sei ihr bewusst geworden, dass Haus Hemma ein Haus für Frauen von Frauen gemacht sei. Denn über die 60 Jahre hinweg wurde das Haus durch gute und schlechte Zeiten von Frauen geführt. „Ich bin stolz darauf, dass ich als Leitung von Haus Hemma in der Geschichte des Hauses mitwirken darf“, so Graf-Bohmann, „ und ich bin stolz darauf, dass ich mich mit meiner Arbeit, mit meiner Person einbringen darf und kann.“
Ihren Dank richtet die Einrichtungsleiterin bei der Jubiläumsfeier an den Träger, die KJF, und deren Direktor Michael Eibl. Sie habe in schwierigen Momenten immer offene Ohren, Verständnis und Hilfe erfahren dürfen.
Noch gut in Erinnerung …
Renate Heut, Diözesanreferentin für Frauenfragen und zugleich Flüchtlingsbeauftragte des Diözesan-Caritas-Verbandes, hat nach dem 2. Weltkrieg das Haus für hilfebedürftige junge Frauen errichtet. Ihren Gesprächen und ihrem Verhandlungsgeschick ist die Inbetriebnahme von Haus Hemma zu verdanken. Mit Verweis auf die Chronik des Hauses, in der alle Eckdaten aufgeführt sind, macht Graf-Bohmann deutlich, dass ihr nicht nur die großen Ereignisse in der Geschichte des Hauses am Herzen liegen, sondern vielmehr kleine, liebevolle Gesten. „Davon gab es viele in meiner Vergangenheit“, meint Graf-Bohmann und erzählt die Geschichte des kleinen rumänischen Jungen mit Leberleiden, der in Haus Hemma während seines Klinikaufenthalts mit seiner Mutter wohnte.
Jahre der Konsolidierung und Weiterentwicklung des Hauses in Verantwortung des Hemmavereins folgen der Inbetriebnahme seit 1954. Als Verein und Einrichtung in den 80ger Jahren in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wird die Übernahme der Einrichtung durch die Katholische Jugendfürsorge mit ihrem damaligen Direktor, heute 1. Vorsitzendem, Prälat Dr. Josef Schweiger, verhandelt und auf den Weg gebracht. Damit war ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung von Haus Hemma gelegt.
Haus Hemma soll ein Haus der Lebendigkeit bleiben
Das wünscht sich Einrichtungsleiterin Brunhilde Graf-Bohmann für die Zukunft. In den letzten Jahren sind vermehrt ausländische junge Frauen ins Haus gekommen. Das empfindet sie als Bereicherung, da die jungen Frauen und auch das Personal mit unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Gebräuchen und Sitten in Berührung kommen: „Plötzlich sind uns ein Land und seine Menschen näher, weil wir damit eine bestimmte Person verbinden. Plötzlich ist uns ein Verhalten, eine Regel eines Landes nicht mehr fremd, weil wir sie im Haus kennengelernt haben. Das ist völkerverbindend.“ Wichtig ist ihr auch, dass jede Frau so sein darf, wie sie ist, „egal woher sie kommt, was sie macht, wer sie ist und wohin sie geht.“
Weiterführende Informationen:
Haus Hemma in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. ist eine Einrichtung des Jugendwohnens nach § 13 SGB VIII. In Haus Hemma wohnen und leben Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 27 Jahren im Rahmen einer schulischen und betrieblichen Ausbildung oder Berufstätigkeit. Für insgesamt 107 Mädchen und junge Frauen bietet Haus Hemma Wohnmöglichkeiten. Davon stehen 67 Plätze Dauerbewohnerinnen, 32 Plätze Blockschülerinnen und 8 Plätze jungen Frauen mit Hilfebedarf zur Verfügung.
Die meisten der jungen Frauen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, überwiegend aus aus Bayern und hier aus der nördlichen Oberpfalz. Darüber hinaus kommen die Frauen aktuell aus: Frankreich, Russland, Bulgarien, Polen, Slowenien, Korea, Vietnam, Elfenbeinküste, Kongo, Jordanien, Brasilien.
Noch mehr Informationen gibt es unter: <link http: www.haushemma.de _blank external-link-new-window>www.haushemma.de