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Indien: Christen in Angst vor neuen Schikanen

Politische Lage verschärft religiöse Verfolgung

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München / Regensburg, 1. August 2024

Nach dem Stimmenverlust der hindunationalistischen Regierungspartei Bharatiya Janata Party (BJP) bei den Parlamentswahlen in Indien fürchten Christen und andere religiöse Minderheiten Vergeltungsaktionen. Das sagte Jesuitenpater Pradeep aus dem Bundesstaat Jharkhand im Nordosten des Landes.

„Wir befürchten, dass die BJP, die in unserem Bundesstaat weniger Stimmen erhalten hat als vor fünf Jahren, den Augenblick nutzen wird, um Minderheiten wie Christen und Muslime noch mehr zu schikanieren“, sagte der Jesuit Pradeep; aus Sicherheitsgründen möchte er im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) seinen vollen Namen nicht veröffentlicht sehen.

Dennoch sei das Wahlergebnis auch Anlass zu vorsichtigem Optimismus: „Premierminister Modi hat zwar gewonnen, aber er hat nicht so viele Stimmen erhalten wie erwartet. Für uns Christen ist das ein starkes Zeichen für den Sieg des Volkes, weil es sich getraut hat, seinen Widerstand gegen die BJP zum Ausdruck zu bringen.“ Trotz der starken Wahlpropaganda in den Medien für Modi habe sich gezeigt, „dass er nicht so unbesiegbar ist, wie er immer gesagt hat.“

„Konstante und systematische Unterdrückung“

Die Unterdrückung religiöser Minderheiten besonders in Nordindien sei „konstant und systematisch“, erklärte der Jesuit. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an seinen Mitbruder Pater Stan Lourduswamy, der als Stan Swamy bekannt war und sich für Menschenrechte eingesetzt hatte. Der 84-Jährige Pater war aufgrund seines Engagements wegen Terrorismus und Volksverhetzung angeklagt worden und nach einigen Monaten im Juli 2021 im Gefängnis gestorben.

Kirchliche Schulen hätten aktuell Schwierigkeiten, Lehrer einzustellen, da die Behörden die Ausstellung von Ausweisdokumenten blockierten, sagte Pater Pradeep. Ausländische Priester erhielten kaum noch Visa für die Einreise nach Indien. Verhöre und andere Repressalien seien an der Tagesordnung. Christlichen Organisationen im Bundesstaat Jharkhand sei es jüngst verboten worden, Gelder aus dem Ausland anzunehmen, beklagte der Ordensmann: „Warum? Weil die Verantwortlichen in den Behörden wissen, dass die Minderheiten nicht für die BJP stimmen.“

Versuch, Christen von staatlichen Hilfen auszuschließen

2017 wurden im Bundesstaat Jharkhand sogenannte Antikonversionsgesetze erlassen; ähnliche Bestimmungen sind in elf weiteren indischen Bundesstaaten in Kraft. „Diese Gesetze wurden eingeführt, um Menschen vor Zwangsbekehrungen zu schützen, aber in Wirklichkeit dienen sie dazu, Missionare und Christen, die Stammesgruppen angehören, zu schikanieren“, beklagte der Ordensmann. Viele Christen gehören indessen ethnischen Minderheiten an, die einem Schutzstatus unterliegen und von der Regierung unterstützt werden. Vertreter der BJP hätten versucht, Christen von diesen Hilfen auszuschließen.

Ein Stopp der Hilfen sei bislang nicht gelungen, erläuterte Pater Pradeep. Trotz aller Schwierigkeiten bleibe er mit Blick auf die Zukunft daher hoffnungsvoll: „Ich sehe den Mut der Menschen, gegen die BJP zu stimmen. Ich bete darum, dass trotz der weiteren Amtszeit unter Premier Modi die Schwierigkeiten, denen wir täglich ausgesetzt sind, abnehmen.“ Von den über 1,4 Milliarden Bewohnern Indiens sind knapp fünf Prozent Christen. Sie erleben seit Jahren eine Zunahme religiöser Gewalt durch hindunationalistische Kräfte.

Text: Kirche in Not

(sig)



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