News Bild In Plößberg entsteht gerade die größte Krippe der Welt

In Plößberg entsteht gerade die größte Krippe der Welt

Wenn 8.000 Figuren Geschichte lebendig machen

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Plößberg, 11. Oktober 2022

Bereits zum 11. Mal findet die Plößberger Krippenschau heuer vom 26. November 2022 bis 15. Januar 2023 im Kultursaal in Plößberg im Landkreis Tirschenreuth statt. 2020 wurde die Plößberger Krippenschau, die alle fünf Jahre stattfindet, coronabedingt abgesagt. Nun veranstaltet der OWV Plößberg die Krippenschau mit der größten Krippe der Welt, die weit mehr zeigt, als nur die Weihnachtsgeschichte, die Geburt Jesu Christi.

Krippenschnitzen ist gelebtes Brauchtum in Plößberg

„Etwa im 18. Jahrhundert brachten die Ofenbauer aus Böhmen, Tirol und Thüringen die Krippenkunst zu uns nach Bayern, in die Oberpfalz, nach Plößberg“, erzählt Hubert Haubner, Krippenwart des OWV Plößberg. Schon damals hätten die Menschen zu Hause Krippen mit mehr als 100 handgeschnitzten Figuren aufgestellt. „Und heute ist das Krippenschnitzen in Plößberg immer noch ein einzigartiges gelebtes Brauchtum“, sagt Haubner stolz. Nahezu in jedem Haus in Plößberg fänden sich Hauskrippen mit handgeschnitzten und handbemalten Figuren. Die Landschaften gestalten die Krippenschnitzer mit Material aus der Natur: Moos, Baumschwämme, Steine, Rinden, Zweige und vieles mehr.

8.000 Figuren finden ihren Platz in der größten Krippe der Welt

Gemäß dem Motto „Gut Ding will Weile haben“ sind Hubert Haubner, Krippenwart des OWV Plößberg, Robert Hecht, 1. Vorstand des OWV Plößberg und Harald Gerl, 2. Vorstand des OWV Plößberg nebst vielen anderen aktiven Plößberger Krippenschnitzern seit Anfang Oktober damit beschäftigt, die gewaltige Krippenlandschaft im Kultursaal in Plößberg aufzubauen. Rund 40 Aussteller leisten ihren Beitrag, jeder stellt Gebäude und eigene, handgeschnitzte Figuren. „Die größte Krippe der Welt bezieht sich auf unsere handgeschnitzten Figuren, am Ende finden etwa 8.000 Figuren ihren Platz in der Krippenlandschaft“, informiert Haubner, „die ältesten Figuren stammen dabei aus dem Jahr 1780“. Die Krippenlandschaft selbst besteht aus ca. 15 Hauskrippenteilen. Krippenwart Hubert Haubner stellt den größten Krippenteil aus seiner eigenen Hauskrippe. Allein dieser ist gut 20 Quadratmeter groß und füllt mehrere Kellerräume bei ihm zu Hause.

Die faszinierende Krippenlandschaft wird 2,5 Meter tief sein, an den höchsten Stellen, den Plößberger Krippenbergen, drei Meter messen und sich auf eine Länge von 70 Metern erstrecken. Dadurch, dass der Boden des Kultursaals angehoben und darauf die Krippenlandschaft aufgebaut wird, tritt die Kulisse näher an die Besucher heran, man wird sozusagen Teil einer 300 Quadratmeter großen, atemberaubenden Krippenlandschaft. Die Plößberger Krippenschnitzer spielen in diesem Jahr mit Lichteffekten. „Auf den Plößberger Krippenbergen wird es schneien“, erklärt Haubner, „außerdem wird es alle 20 Minuten dunkel, ein Sternenhimmel wird erstrahlen und dann nur noch die eigentliche Szene, die wichtigste Szene der Geburt Jesu Christi beleuchtet sein“.

Der „Goaßreiter“ und der „Baamrutscher“

Die Plößberger Krippenschau zeigt mehr, als nur die Weihnachtsgeschichte. Die zentrale Szene ist die Geburt Jesu Christi, aber „dargestellt wird etwa die Zeit ab 100 Jahre vor Christus bis etwa 200 Jahre nach Christus“, sagt Haubner, „auch Kleopatra und Napoleon werden dabei sein“. Napoleon sei im 18. Jahrhundert durch die Oberpfalz gezogen, erzählt Haubner. 15 Städte werden in die gewaltige Landschaft eingebettet sein, darunter Bauwerke der Geschichte wie das Herodium, die Festungs- und Palastanlage von Herodes dem Großen, die Stadt Jericho und Macheros, die Todesstätte von Johannes dem Täufer. Neben dem biblischen Teil spielt auch das weltliche Geschehen eine Rolle. Gezeigt werden „die Glasbläser, Metzger und Korbmacher bei ihrer Arbeit, Bauern beim Bestellen ihrer Felder und zünftige Wirtshausszenen mit Blasmusik und Zoigl“, führt Haubner aus. Auch Besonderheiten der einzigartigen Krippenkultur aus Plößberg stellen die Plößberger Krippenschnitzer dar. Darunter der „Goaßreiter“, der „Baamrutscher“ und der „Brückenschleicher“. Aus Überlieferungen geht hervor, dass die „Goaß“, wie wir hier die Ziege nennen, „damals die Kuh des kleinen Mannes war und in keinem Stall fehlen durfte“, berichtet Hauber.

Führungen für Kindergärten und Schulen

Neben der Krippenschau finden Sie auch heuer wieder die „Schnitzerstube“, quasi die Werkstatt, in der Sie den Plößberger Krippenschnitzern über die Schulter schauen können. Hier können „die Besucher mit uns Krippenschnitzern bei einem ‚Kramlbirlschnaps‘ oder einem Zoigl über unser Brauchtum philosophieren“, lacht Haubner. Um eine Figur zu Schnitzen bräuchten die Krippenschnitzer etwa acht bis zehn Stunden, so Haubner, danach nehme das Bemalen der Figuren, das ebenfalls von Hand erfolge, noch einmal mehrere Stunden in Anspruch. Im 1. Stock des Kultursaals in Plößberg befindet sich das Krippenmuseum, das ganzjährig geöffnet ist und im Rahmen der Krippenschau besucht werden kann. Außerdem gibt es eine Cafeteria mit selbstgebackenem Kuchen und Kaffee. Besuchergruppen können Führungen buchen, bei denen sie über Headsets allerlei Interessantes über den Brauch und die Krippenkultur erfahren. Für Kindergarten- und Schulgruppen werden die etwa 45-minütigen Führungen an Vormittagen angeboten. Der Eintritt kostet sechs Euro für Erwachsene, u.a. für Kinder, Familien und Gruppen gibt es Ermäßigungen.

Eröffnung am 25. November 2022 mit Bischof Rudolf

Im Rahmen des weltlichen Geschehens in der Krippenlandschaft wollen die Plößberger Krippenschnitzer immer auch das aktuelle Weltgeschehen mit aufzeigen. „Die Krippe soll leben, wir wollen am Ball der Zeit bleiben“, betont Haubner. Demnach werde eine Figur mit dem Titel „Corona Impfung“ zu sehen sein und „eventuell bauen wir wegen der Fußball-WM in Katar auch ein paar Fußballer mit in die Krippe ein“. Die Krippenschnitzer aus Plößberg wünschen sich, „dass die nächsten Generationen die Kultur des Krippenschnitzens weiterführen und so das jahrhundertealte Brauchtum weiterlebt“, so Haubner. Am Tag vor der offiziellen Eröffnung, am 25. November 2022, findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Säulenhalle des Kultursaals in Plößberg statt, bei dem Bischof Rudolf Voderholzer neben geladenen Gästen kommen wird. Einen Flyer zur Krippenschau zum Download gibt es unter www.krippenschau.de.

Text: Corinna Hagn/jas, Fotos: Hubert Haubner, Krippenwart des OWV Plößberg



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