News Bild „In Gottes Namen sterbe ich für Mamming“ – Lebenszeugnis von Josef Heinrich

„In Gottes Namen sterbe ich für Mamming“ – Lebenszeugnis von Josef Heinrich

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Er wollte die Ortschaft Mamming vor der sinnloser Zerstörung in den letzten Tagen des II. Weltkrieges retten und gab sein Leben: Pfarrer Josef Heinrich starb am 29. April 1945.

Domvikar Monsignore Georg Schwager, Leiter der Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Bistum Regensburg, hat sich intensiv mit dem Lebenszeugnis des Pfarrers von Mamming auseinandergesetzt:

 

Bereits im Ersten Weltkrieg verwundet

Josef Heinrich wurde am 6. Januar 1895 im niederbayerischen Andermannsdorf, einer Ortschaft zwischen Landshut und Regensburg geboren. Schon früh wünschte er, in ein Missionsorden einzutreten. Doch es kam anders. Im ersten Weltkrieg wurde er 1918 schwer verwundet. Aufgrund einer Nervenverletzung trat am rechten Arm eine Lähmung ein. Eine Schwächung seiner Willenskraft kam hinzu, woraufhin er sich nicht mehr in der Lage sah, als Priester in einem Missionsorden zu dienen.

 

Berufen zum Weltpriester

Stattdessen bat er um Aufnahme in das Priesterseminar in Regensburg. Er erkannte diesen Weg nun als seine eigentliche Berufung, welche er begeistert leben möchte.

Am 1. Juli 1943 wurde ihm die Pfarrei Mamming zur Seelsorge übertragen, nachdem er bereits an vielen anderen Stellen seit seiner Priesterweihe 1922 gewirkt hatte.

 

Beschießung der Ortschaft Mamming im Zweiten Weltkrieg

Ende April 1945 versuchten bei Mamming stationierte SS-Truppen den anrückenden Amerikanern Widerstand zu leisten. Trotz ausgehängter weißer Fahne (sie hing auf der Nordseite des Turmes, statt gegen Westen) hielt die Beschießung durch die Amerikaner an, so dass sich Pfarrer Heinrich gedrängt fühlte, eine zweite Fahne am Turm anzubringen – als sichtbares Zeichen der Ergebung und der kampflosen Übergabe des Dorfes. Sein Mesner wollte ihm dabei helfen. Pfarrer Heinrich antworte aber entschieden: „Ich sehe nach, Sie haben Kinder!“ Als er die Haustüre des Pfarrhauses öffnete, setzte sogleich wieder heftiger Beschuss ein, so dass sich der Pfarrer und seine Haushälterin, die bei ihm blieb, gerade noch in Sicherheit bringen konnten. Daraufhin schickte Josef Heinrich auch die Haushälterin in den Keller zurück; er selbst wollte warten, bis die Lage entspannter sei. Bei seinem zweiten Versuch das Pfarrhaus zu verlassen, wurde er getroffen und schwer verwundet.

 

Behandelnder Arzt bekehrt sich am Sterbelager

Ungarischen Studenten, die im Keller des Pfarrhauses auf das Ende der Beschießung warteten, brachten den Verwundeten in Sicherheit und konnten sogar einen Arzt herbeiholen. Am Pflasterboden auf einer Steppdecke hingestreckt, einen bepackten Rucksack unter seinem Kopf, erwartete der sterbende Pfarrer geduldig seinen Tod. Auf die Bemerkung, dass er so armselig am Pflasterboden liegen müsse, gab der Pfarrer zur Antwort: „Unser Herr hat es nicht einmal so gehabt.“

Die tapfere Haltung des Pfarrers und die bewusste Annahme des Todes trafen den anwesenden Arzt mit solcher Tiefe, dass er sich noch am Sterbelager bekehrte. Josef Heinrich beklagte sich trotz seiner schweren Verwundung kein einziges Mal. Die letzten Worte des sterbenden Pfarrers waren: „In Gottes Namen sterbe ich halt für Mamming. Sagt ihnen, sie sollen beten, besonders die Jugend.“

 

Identität des Todesschützen bleibt offen

„Es bleibt ungeklärt, ob Pfarrer Josef Heinrich durch deutsche Wehrmachtsangehörige oder durch amerikanische Soldaten sterben musste“, berichtet Domvikar Monsignore Georg Schwager. Ebenso bleibt es offen, ob er von einem Schützen bewusst ins Visier genommen oder im allgemeinen Feuerhagel getroffen wurde. Fest aber steht die Haltung, aus der heraus Pfarrer Heinrich das Pfarrhauses verlassen wollte, um die ihm Anvertrauten und die Ortschaft Mamming vor sinnloser Zerstörung zu retten. Es war die Haltung des guten Hirten, der sein Leben für die Seinen hingibt (vgl. Joh 10,11).

 

Pfarrer Heinrich wird auch heute noch von Gläubigen verehrt

1960 konnte Pfarrer Kaiser aus Mamming an den damaligen Bischof berichten: „Pfarrer Heinrich wird von den Gläubigen außerordentlich verehrt und es wird viel gebetet an seiner Gruft vor der schmerzhaften Mutter Gottes.“

Bischof Rudolf Voderholzer zeigte sich ebenfalls zutiefst beeindruckt von Pfarrer Joseph Heinrich bei seinem Besuch im Mai 2019 in der Pfarrei Mamming. Im vergangenen Jahr feierte die dortige Pfarrkirche St. Margareta ihr 70-jähriges Jubiläum. Bischof Rudolf betete zusammen mit Pfarrer Thomas Gleißner, Pater Viktor Maria Susai und einigen Ministranten vor dem Grab von Pfarrer Josef Heinrich.



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