News Bild Im Interview: Manfred Gerlach ist der neue Leiter der Hauptabteilung Personal für die Diözese Regensburg
Im Interview: Manfred Gerlach ist der neue Leiter der Hauptabteilung Personal für die Diözese Regensburg

Personalarbeit als wertgeschätzte Dienstleistung

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Regensburg, 21. November 2022

Seit 1. September 2022 leitet Manfred Gerlach die Hauptabteilung Personal der Diözese Regensburg. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler stammt aus Oldenburg (i. O.) und ist mit einer über 30 Jahre langen Berufserfahrung im öffentlichen Dienst und in der freien Wirtschaft ein versierter Personaler. Er arbeitete unter anderem als Personalleiter an zwei Universitäten, einer großen Berufsgenossenschaft sowie im Bereich Handel und Industrie. Wir haben mit dem verheirateten Vater von mittlerweile zwei erwachsenen Kindern gesprochen und ihn unter anderem nach den Herausforderungen seiner neuen Aufgabe gefragt, welche Zielsetzungen er vor Augen hat, wie er die Personalsituation in unserer Diözese beurteilt und was er vom Modell des Mobilen Arbeitens hält.

 

Sehr geehrter Herr Gerlach, welche Herausforderungen birgt der Leitungsposten einer Personalabteilung, die für so viele Arbeitnehmer und auch unterschiedliche Berufsbilder verantwortlich ist?

Manfred Gerlach: Zum einen ist Regensburg von der Fläche her gesehen das größte bayerische Bistum. Als Personalleiter bin ich aber nicht nur für die in Regensburg Tätigen, sondern auch in der Fläche zuständig. Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu treffen, werde ich auch hinein in das Bistum reisen. Zum anderen beschäftigen wir die unterschiedlichsten Berufsgruppen. Das macht den Reiz und die Vielfalt meiner Arbeit aus und ist eine besondere Herausforderung: Mit allen Berufsgruppen umgehen zu können, sich immer wieder neu auf die verschiedenen Berufsbilder einzulassen und die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen zu verstehen und Lösungen im Einklang mit der Organisation zu finden. Das, so würde ich sagen, ist das tägliche „Brot” eines Personalleiters.

Wo wollen Sie persönlich Schwerpunkte setzen? Wo und wie muss man Neuerungen für eine moderne Personalpolitik schaffen?

Manfred Gerlach: Meine erste Priorität liegt darin, aus vier verschiedenen Abteilungen die Hauptabteilung Personal aufzubauen.  Zwar waren in der alten Abteilungsstuktur personalbezogene Themen verankert, nun gilt es aber eine eigene Personalabteilung aufzubauen, die explizit alle Berufsgruppen betreut. Des weiteren möchte ich die Personalfragen vereinheitlichen. Das heißt: Das Thema Personal wird aus einer Hand bewirtschaftet und betreut. Das sehe ich derzeit als meine Hauptaufgabe. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass unsere Personalarbeit als wertgeschätzte Dienstleistung in der Diözese aber auch draußen bewertet wird. Diese positive Ausstrahlung soll auch die Personalgewinnung und die Personalbindung unterstützen. Mein Ziel ist es, dass das Personalwesen nach innen wie auch nach außen „strahlt”, um Menschen, die hier bereits arbeiten zu binden und neue Mitarbeitende zu gewinnen. Die potentiellen neuen Beschäftigten sollen erkennen, dass die Diözese für sie ein toller Arbeitgeber ist. Wenn Interessenten zu der Überzeugung gelangen „Hier möchte ich mich gerne einbringen!”, dann sind wir auf dem richtigen Weg.  

Wie kommen wir dahin? Ich möchte ein modernes, einheitliches Personalmanagement aufbauen: Recruiting, Personalbetreuung, Ausbildung, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung, Besoldung und Zeitmanagement. Diese Themen möchte ich standardisiert aufbauen und Mitarbeitende möchte ich mit individuellen Personalentwicklungsmaßnahmen unterstützen, um ihr Qualifikationsprofil für die Bearbeitung der ihnen zugeordneten Personalaufgaben zu schärfen. Und ich möchte ein Personalmanagement anbieten, das die Führungskräfte und Mitarbeitenden gut berät und auch als Sparringspartner für die Führungskräfte wirkt.

Sie sind seit rund 12 Wochen im Amt. Wie ist ihr erster Eindruck innerhalb der Diözese, den Sie gewinnen konnten?

Manfred Gerlach:Ichbin hier sehr gut angekommen und aufgenommen worden. Ich fühle mich hier im Bistum sehr wohl und stelle fest, dass wir ein gutes Arbeitsklima haben. Ich freue mich auf meine Aufgabe, das Personalwesen hier im Bistum Regensburg neu zu gestalten. 

Die katholische Kirche ist vom christlichen Menschenbild geprägt. Gleichzeitig ist die Diözese Regensburg ein Wirtschaftsunternehmen, das auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten muss. Wie lassen sich beide Grundsätze vereinen?

Manfred Gerlach:Christliche Werte und nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu arbeiten widerspricht sich ja nicht. Ich möchte das am Beispiel der Personalmittel beschreiben:  Um letztendlich das vorhandene Personalbudget ziel-, wirkungs- und bedarfsorientiert einzusetzen, muss wirtschaftlich gehandelt werden, denn man hat nicht unendlich Personalbudget zur Verfügung. Personalmittel sollten dort eingesetzt werden, wo sie auch gebraucht werden. Das heißt, wir müssen überlegen, wofür wir das vorhandene Personalbudget ausgeben wollen bzw. wo es am besten ziel-, wirkungs- und bedarfsorientiert eingesetzt werden kann. Natürlich kann das auch manchmal heißen, dass man gewisse Dinge nicht umsetzen kann, weil das Geld dafür nicht da ist. Meine Erfahrungen gerade in öffentlichen Einrichtungen haben gezeigt, wenn man das vorhandene Personalbudget managt und gezielt einsetzt kommt man oft gar nicht in die Situation zu sagen: „Das kann ich mir nicht mehr leisten”.

Manfred Gerlach freut sich auf die Herausforderungen seiner neuen Tätigkeit für das Bistum Regensburg.

Die katholische Kirche gilt als attraktiver Arbeitgeber. Was haben wir den Menschen genau zu bieten? Warum lohnt es sich, bei der Diözese Regensburg zu arbeiten?

Manfred Gerlach:  Ganz an den Anfang würde ich hier stellen: Sicherer Arbeitsplatz! Das ist gerade in der jetzigen Zeit mit ihren Krisen, wie der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen für Industrie und Mittelstand ein ganz wichtiger Aspekt. Und das können wir bieten! Zweitens haben wir ein gutes Betriebsklima. Selbstverständlich muss auch am Ende eines Monats das Geld stimmen. Für uns gilt das Arbeitsvertragsrecht der bayerischen Diözesen (ABD). Damit  orientieren wir uns am Öffentlichen Dienst. Auch dieser wichtige Aspekt macht das Arbeiten bei uns attraktiv. Des weiteren bieten wir die Möglichkeit, Veränderungen aktiv mitgestalten zu können, sich in Entwicklungsprozesse miteinzubringen. Ich habe in meiner Laufbahn als Personalverantwortlicher immer wieder miterleben können, dass die Menschen es mögen, wenn man sie mitnimmt, einbindet und sie selbst Ideen aus ihrem reichen Erfahrungsschatz miteinbringen können. Diese Möglichkeit hat man meiner Ansicht nach nicht nur im Personalwesen, sondern in der gesamten Diözese. Gleichermaßen haben unsere Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich in ihrem Bereich und darüber hinaus persönlich weiter zu entwickeln. Kolleginnen und Kollegen haben hier die Chance, sich zu verändern. Wir unterstützen das explizit und stellen die notwendigen Weichen dafür und werden diesen Bereich auch noch weiter ausbauen. Wir streben auch an, das Thema Ausbildung zu forcieren. Im Moment bilden wir im IT-Bereich aus und überlegen nun auch in weiteren Bereichen, wie dem Verwaltungsbereich, auszubilden. Zukünftige Fach-  und Führungskräfte wollen wir für die Diözese ausbilden und uns damit etwas weniger abhängig vom externen Arbeitnehmermarkt machen.  Wer zu uns kommt, einen guten Job macht, der hat die Möglichkeit, bis zur Rente bei uns zu arbeiten - wenn sie/er das möchte. Mit der gleichzeitigen Option, sich weiterzuentwickeln. Um das nach außen kundzutun werden wir uns in Zukunft bei Berufsbildungs- und Karrieremessen sowie auch in den Schulen präsentieren, damit noch mehr Menschen mitbekommen: Hier kannst Du Karriere machen, Dich weiterentwickeln, entfalten und persönlich einbringen!

Während der Pandemie entstand erstmals für die Mitarbeiter die Möglichkeit der Mobilen Arbeit. Ist das auch unter normalen Umständen ein denkbares und modernes Modell, das ausgebaut werden sollte?

Manfred Gerlach: Wie die meisten Arbeitgeber mussten auch wir in relativ kurzer Zeit, bedingt durch die Corona-Pandemie, das Mobile Arbeiten erlernen und letztendlich umsetzen. Das war notwendig um die Pandemie einzudämmen und die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Dabei konnten wir Erfahrungen sammeln, wie viele andere Betriebe in Deutschland auch. Jetzt wollen wir das Thema in der AG Homeoffice vorantreiben für die Zukunft, auch nach der Pandemie. Sicher gibt es Arbeitsbereiche in denen der mobile Einsatz nicht möglich ist. In welchen Bereichen und in welchem wöchentlichen Ausmaß das machbar sein kann, darüber wird derzeit nachgedacht und Konzepte werden erarbeitet. Meine Vorstellung ist, dass das Mobile Arbeiten von den Vorgesetzten innerhalb eines Rahmens gesteuert wird und das jeder Verantwortliche für seinen Bereich klärt, wo geht das und wo nicht, bzw. in welcher Form. Die Möglichkeit der Mobilen Arbeit ist ebenfalls ein Punkt, der uns in der Kommunikation nach innen und außen als Arbeitgeber attraktiver macht.

Selbstverständlich ist es ein Unterschied, ob man persönlich zusammen sitzt und Dinge bespricht oder sich über Video- oder Telefonkonferenzen miteinander austauscht. Ein gesundes Mittelmaß zu finden ist dabei sicher der richtige Weg. All das wird derzeit in den Blick genommen, um eine gute Lösung für alle Seiten zu finden.

Die Führung von Mitarbeitern: Was muss man dabei beachten, was liegt Ihnen dabei am Herzen? 

Manfred Gerlach: Es ist für mich ganz wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen, die bei uns arbeiten, gut betreut und geführt werden. Alle Vorgesetzten möchte ich unterstützen, ihre ihnen anvertrauten Mitarbeitenden gut zu führen. Deswegen möchte ich das Thema „Führungskräfteentwicklung” forcieren als Angebot an alle Führungskräfte.

Meine Erfahrungswerte der letzten 33 Jahre sind: Wenn die betriebliche Führungskultur stimmt und von allen Vorgesetzten „gelebt” wird, dann kommen viele Probleme, die die Zusammenarbeit betreffen, gar nicht erst auf.

Das Interview führte Jakob Schötz
Fotos: Jakob Schötz

 

 



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