„Ich seh’ dich in tausend Bildern“
Unter dem Motto „MAGNIFIKAT“ präsentierten am Samstag, den 04. Juni der Oratorienchor und der Jugendchor Heimstetten verstärkt durch ein Kammerorchester eine Zeitreise durch sieben Jahrhunderte Musik-, Religions- und Kulturgeschichte. 140 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Innenstadtseelsorge DOMPLATZ 5 in die Pfarrkirche St. Andreas in Regensburg/Stadtamhof gefolgt und bekamen eine musikalisch und literarisch außergewöhnliche Veranstaltung geboten. Als Ehrengäste konnten die Veranstalter den BDKJ-Bundesvorsitzenden Knuth Erbe, die Domkapitulare Reinhard Pappenberger, Peter Hubbauer und Max Hopfner, den Domvikar Dr. Josef Ammer und den Bischofskaplan Martin Priller begrüßen.
Mit dem abwechslungsreichen Programm wurde wie bei einer gelungenen Kirchenführung Historisches und Geistliches, Mystisches und Politisches, Theologie und Musikgeschichte, Musik und Lyrik in einer spannungsgeladenen Form miteinander verbunden. Gebete, Texte und Erläuterungen, ließen die Gottesmutter Maria - die Bittende für die Menschen im Mittelalter, die Entrückte und gleichzeitig Gefühlsbeladene des 19. Jahrhunderts und die Mitleidende, Mutige und Kritikerin des 20 Jahrhunderts - lebendig werden. Maria Trübswetter, Katholische Radioredaktion Regensburg, meisterte mit Bravour die Herausforderung, Texte aus verschiedenen Epochen und unterschiedlicher literarischer Gattungen darzubringen.
Highlight des Abends war die Interpretation von Magnifikatvertonungen aus sieben Jahrhunderten durch einen sechzigköpfigen Chor begleitet von einem Kammerorchester mit 18 Musikerinnen und Musikern, geleitet von der Kirchenmusikerin Christine Gampl. Oratorienchor, Jugendchor und Frauenchor der Pfarrei St. Peter, Heimstetten setzten die verschiedenen Aspekte des Gebets Magnifikat in Szene: Ein achtstimmiger Doppelchor interpretierte das freudige und sinnliche Magnifikat Heinrich Schützs. Erbarmen und Verheißung Gottes wurden mit Bachs Suscipet Israel und Sicut locutus sinnhaft zum Ausdruck gebracht. Der gefühlsbetonte Lobpreis des 19. Jahrhunderts fand seinen Widerpart Charles Counods „An evening service“ und der Motette „Meine Herz erhebet Gott den Herrn“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Nach der Pause standen dann zeitgenössische Musik und Texte auf dem Programm. Stimmungsvoll intonierte der Jugendchor das Gospelmagnifikat des „My soul doth magnify the Lord“ von Robert Ray, St. Louis / Missouri, sowie zwei Lieder der Neuen Geistlichen Musik, von denen das bekannte Taizé-Magnifikat von Jaques Berthier auch die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Mitsingen einlud. Abgerundet wurde das Konzert von zwei Magnifikat Antiphonen des estischen Komponisten Arvo Pärt und
mit drei Versen des fulminantnen Magnifikat des britischen Komponisten John Rutter. Inspiriert durch das Bild des Feierns und Tanzen lateinamerikanischer Feste spannt Rutter einen weiten Bogen durch die Musikgeschichte und verbindet Elemente des gregorianischen Chorals und Bachs Fuge mit Elementen aus Gospel und Musical der Neuzeit.
Ein Konzert für Jugendliche? Das Publikum des Konzerts war gemischt. Einige Jugendliche, viele junge Erwachse und auch ältere Menschen waren der Einladung des BKDJ und der Innenstadtseelsorge gefolgt. Das Konzert war eine Veranstaltung unter vielen, die der BDKJ mit seinen Mitgliedsverbänden an unterschiedlichen Orten der Diözese zur Vorbereitung auf den Weltjugendtag 2005 in den vergangenen Monaten angeboten hat. Im Rahmen dieser Magnifikat-Aktionen setzten sich junge Menschen mit dem Magnifikat auseinander, welche auf einzigartige Weise das Lob Gottes mit einer Vision für eine bessere, gerechtere Welt verbindet. Die vielfältige Beschäftigung junger Menschen mit diesem alten Text zeigt, dass das Magnifikat auch heute noch in das Lebensgefühl junger Menschen passt. Was Jugendliche mit diesem Text verbinden, konnten die Besucherinnen und Besucher in Gedankensplittern im Programmheft nachlesen. Zwei Verfremdungen des Textes, gelesen von Florian Kraus und Gabi Kühnlein vom BDKJ, brachten die Intention des Abends und der jungen Menschen auf den Punkt: Vor Gott herrschen andere Verhältnisse als die, die wir oft für unabänderlich halten und wie es geht, diese Verhältnisse Wirklichkeit werden zu lassen, hat Gott uns durch Jesus Christus vorgelebt.