News Bild „Ich hab’ ein Haus, ein wunderschönes Haus …“ - Erwachsene Menschen mit Behinderung wohnen wie jeder andere auch

„Ich hab’ ein Haus, ein wunderschönes Haus …“ - Erwachsene Menschen mit Behinderung wohnen wie jeder andere auch

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Und wo wohnen sie? In einem Einfamilienhaus in Donaustauf. Da haben es sich Julia Ostertag und ihr Mitbewohner Karl-Heinz Steinborn seit über einem halben Jahr so richtig gemütlich gemacht. Es fehlt ihnen an nichts, außer an drei weiteren Mitbewohnern, die mit ihnen das schöne Haus, die netten Nachbarn und die Umgebung am Ortsrand von Donaustauf genießen.

Das inklusive Wohnprojekt der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) ist ein besonderes. Denn es will erwachsenen Menschen mit Behinderung ein Wohnen und Leben „mittendrin“ ermöglichen. Das ist der konsequente Schritt hin zur Inklusion, der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen. Wohnen gehört selbstverständlich dazu! Die Wohngemeinschaften St. Hildegard Straubing, zu denen das Einfamilienhaus in der Prüllstraße in Donaustauf organisatorisch gehört, hat mit den ersten inklusiven Wohnformen bereits vor über 10 Jahren begonnen. Selbstbestimmt leben ist das zentrale Anliegen, welches die KJF-Einrichtung für ihre Bewohnerinnen und Bewohner verfolgt. Einrichtungsleiter Peter Weiß bestätigt: „In unseren Appartements, Wohngemeinschaften und Wohngruppen sowie dem ambulant betreuten Wohnen unterstützen und begleiten wir Menschen mit Behinderung, jeden so und in dem Maße, wie er es braucht.“ Donaustauf sei das erste Projekt, bei dem Bewohner direkt in das Leben der Gemeinde mit Kirche und Vereinen selbstverständlich integriert sind. „Das ist eine echte Chance und Bereicherung für unsere Gesellschaft“, bewertet Peter Weiß das inklusive, sozialraumnahe Wohnprojekt.

Hier darf man sich willkommen fühlen
Ihre Gäste begrüßen Julia Ostertag und Karl-Heinz Steinborn mit selbstgebackenem Kuchen. Am gemütlich gedeckten Tisch plaudert es sich angenehm. „Ja, den Nusskuchen habe ich selbst gebacken“, sagt Karl-Heinz Steinborn, „etwas Sahne dazu?“, fragt er zuvorkommend und schon thront das Sahnehäubchen auf dem Kuchenstück. Der 54-jährige erzählt von seiner Arbeit bei der Integrationsfirma Retex, von den Stationen seines Lebens, und darüber, wie schön es ist, hier in Donaustauf in dem schmucken Haus zu wohnen. Stolz führt er durch die Gemeinschaftsräume, erlaubt einen Blick in sein Zimmer und sein Bad. Auch Julia Ostertag hat nichts dagegen, alles herzuzeigen. Wie ihr Mitbewohner auch, fährt sie jeden Tag zur Arbeit. Sie ist in der Küche des Freizeit- und Bildungshauses Hermannsberg bei Wörth an der Donau beschäftigt. Nach getaner Arbeit nach Hause zu kommen, tut gut. Besonders, wenn es die eigenen vier Wände sind. Und so fühlt sich das für Julia Ostertag und Karl-Heinz Steinborn auch an.

Der größte Wunsch: Nette Mitbewohner und noch mehr Leben im Haus
Wenn die beiden einmal mit etwas nicht zu recht kommen oder spezielle Anliegen haben, dann ist Maria Knödl für sie da. Die Heilpädagogin wohnt im Ort und schaut immer dann vorbei, wenn sie gebraucht wird. Es ist gut, dass sich Julia Ostertag und Karl-Heinz Steinborn auf sie verlassen können. Eigentlich ist alles gut, die Spazierwege nahe beim Haus, die Nussbäume, der große Garten, der tolle Ausblick bis nach Regensburg, die Terrasse. Es könnte noch ein Haustier geben, meint Julia Ostertag, auf jeden Fall aber weitere Mitbewohner, so Karl-Heinz Steinborn. Das ist der größte Wunsch der beiden, der hoffentlich bald in Erfüllung geht. Denn das Haus ist geräumig, zu geräumig für nur zwei Bewohner. Da gehört mehr Leben rein, das spüren alle, die zu Besuch kommen.

Mutig das eigene Leben in die Hand nehmen
Das ist sicher gefragt, wenn sich Menschen mit Behinderung, die noch im Erwachsenenalter lange Zeit bei ihren Eltern oder in einer Einrichtung wohnten, entschließen in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. Auch für Mitbewohner, die bislang alleine lebten, wie es bei Karl-Heinz Steinborn der Fall war, bedeutet es eine große Veränderung. Die einen gewinnen an Selbstständigkeit, Eigenbestimmtheit und Freiräumen, die anderen gewinnen das Miteinander in dem Maße wie sie es möchten oder zulassen können. Angehörige erfahren Entlastung, die neue Situation birgt viele Chancen für jeden der Beteiligten. Maria Knödl sieht es so: „Ich erlebe diese Wohnform als größtmöglichen Freiraum in einem gelebten Miteinander, das alle, die an dem spannenden Projekt beteiligt sind, bereichert.“ Ihre Erfahrungen zeigten, dass jeder von jedem enorm viel lernen kann.

Das Angebot der Wohngemeinschaften St. Hildegard in Donaustauf ist sehr gut geeignet für Personen mit einer Behinderung, die sich das Alleine-Wohnen nicht ganz zutrauen oder gerne mit anderen Kontakt haben möchten. Maria Knödl und weitere Kollegen/innen sind in der Betreuung vor Ort tätig und können nötige Hilfen z. B. in Krisensituationen schnell leisten.

In den beiden Wohnungen des Einfamilienhauses können 5 Erwachsene mit Behinderung wohnen: Im Erdgeschoß zwei Personen und im Obergeschoß drei Personen – auch Paare können einziehen. Neben Garage, Hobby- und Abstellraum sowie weiteren Nebenräumen bietet das Haus eine Terrasse, einen schönen Garten und einen Keller. Auf einer großzügigen Wohnfläche von gut 100qm ist viel Platz für Gemeinsames und für einen selbst. Die Gemeinschaftswohnräume sind möbliert, die eigenen Zimmer richten die Mieter/innen mit eigenen Möbeln ein.
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Interesse?
Wer sich für eine Wohnung in der Prüllstraße 59 in Donaustauf interessiert, meldet sich bei: Peter Weiß, Wohngemeinschaften St. Hildegard, Krankenhausgasse 13, 94315 Straubing, Mail: verwaltung(at)wg-st-hildegard.de, Telefon 09421/9621- 0.

Anforderungen:
Das Angebot richtet sich vorwiegend an Menschen mit einer geistigen Behinderung (nach § 53 SGB XII), die ambulante Hilfen in der Lebensgestaltung benötigen. Voraussetzung für eine Aufnahme in die betreute Wohngruppe ist eine relative Selbständigkeit der Bewohner, was insbesondere die Selbständigkeit während der betreuungsfreien Zeit v. a. auch während der Nacht, in der Früh und am Wochenende betrifft.



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