Hinein ins Bistum! Bischof Rudolf trifft Gläubige in der Diözese
Der heilige Nikolaus ist nicht der Weihnachtsmann
Zwar war den Kindern des Kindergartens Freihung gesagt worden, Bischof Voderholzer sei diesmal nicht als „Nikolaus“ – mit den Insignien Mitra und Stab – ausgestattet. Doch als der selbst dies vorab hörte, ließ er es sich nicht nehmen und besuchte die Gruppen des Kindegartens gerade als solcher: „Es ist viel, wenn die Kinder einen echten Bischof sehen.“ Die Kinder wussten außerdem bereits, dass auch der heilige Nikolaus ein Bischof war: „Es ist ebenso wichtig, dass sie Nikolaus nicht mit dem Weihnachtsmann verwechseln“, sagte der Oberhirte der Diözese Regensburg, der zum Abschluss der Großen Visitation in das Dekanat Sulzbach-Hirschau gekommen war.
Landrat Richard Reisinger hatte sich den ganzen Tag Zeit genommen, um Dr. Voderholzer und Regionaldekan Ludwig Gradl aus Amberg zu begleiten. Am Abend spielte der Landrat während des großen Pontifikalgottesdienstes in der Sulzbacher Marienkirche die Basstuba. Doch zunächst bewunderte Bischof Rudolf in der Freihunger Pfarrkirche Heiligste Dreifaltigkeit die Deckenfresken, die u.a. die Lazarusgeschichte veranschaulichen. Für die anstehende Renovierung wünschte er alles Gute.
Aufstieg zum „Monte Kaolino“
Völlig anderes Bild in Hirschau, das – aus der Vogelperspektive betrachtet, vom Kaolinberg „Monte Kaolino“ war dies ja dann auch so zu sehen – vom Tagebau aufgefressen zu werden scheint; aber eben nur scheint, denn zwar öffnen sich gewaltige Gruben, in denen das wertvolle Mineral gehoben wird. Hier gibt es die größten Vorkommen in ganz Europa. Dennoch lege das Unternehmen, wie Geschäftsführer Dr. Otto Hieber mehrfach unterstrich, großen Wert auf den Umgang mit den Hinterlassenschaften: so werde der Boden eigens verdichtet, um kurz darauf ein Siedlungsgebiet darauf ausweisen zu können.
Gut 500 Menschen finden hier Arbeit. Auch der Betriebsrat der Amberger Kaolinwerke hob die konstruktive Atmosphäre und das gemeinsame Interesse, als Sozialpartner zu wirken, hervor. Bischof Dr. Voderholzer rief auf dem Monte Kaolino, wohin mit einem kräftigen Fahrzeug ukrainischer Bauart gefahren worden war, den Segen Gottes auf die Unternehmung, die Mitarbeiter sowie auf die umliegenden Gemeinden, deren Kirchturmspitzen allerorten zu sehen waren, herab.
Nach der Brandstiftung Anfang Januar 2013 in der Pfarrkirche von Vilseck ist alles getan worden, um die Kirche wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Heute erinnert nur noch das restverkohlte Gebälk der ehemaligen Kanzel an die furchtbare Tat, die die wunderbare Kirche von innen weitgehend verrußt hatte. Erst Stunden nach der offenkundigen Tat war der Brand aufgefallen. Pfarrer Kiefmann, Architekt sowie zahlreiche Gläubige aus Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung waren gekommen, und Bischof Voderholzer fand lobende Worte für das Gotteshaus, das nach der Renovierung in neuem Glanz erstrahlt. Die neue Kanzel – im Stil ihrer Vorgängerin – wird künftig folgen. Einstweilen wirkt sie noch wie eine Wunde, allerdings im Meer der neuen Schönheit des Gotteshauses, das, gemäß Altbefund, vor allem in Weiß gehalten ist.
Treffpunkt für Autoren, Wissenschaftler und Literaturinteressierte
Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer stellte im Begegnungszentrum der jüdischen Synagoge Sulzbach das reiche kulturelle Leben der Stadt vor – dem bibliophilen Bischof Dr. Voderholzer sprach er von den vielfältigen Zusammenhängen der frühen und maßgeblichen Buchproduktion in der Pfalzgrafenstadt. Diese gedruckte Welt war ein wichtiger Indikator und Seismograph für das Miteinander des Judentums sowie des Christentums in mehreren Bekenntnissen in Sulzbach, wie es sich somit heute noch erkennen lässt. Auch lässt sich daran durchaus beeindruckend die Verflechtung maßgeblicher politischer Herrscher mit den Wegen kultureller Erschließung der Wirklichkeit ersehen. Ein Thema übrigens, das im Literaturarchiv unweit davon, auf Walter Höllerer und seine literarischen Kontakte im 20. Jahrhundert bezogen, problemlos weitergeführt werden konnte.
Michael Peter Hehl leitet diesen wohl weitgehend einmaligen Treffpunkt für Autoren, Wissenschaftler und Literaturinteressierte, in dem nicht zuletzt der Koffer des Günther Grass zu besichtigen ist, in dem alle maßgeblichen „Ingredienzen“ für die Entstehung der „Blechtrommel“ von 1959 enthalten sind. Eine Aufnahme Hehls zusammen mit Bischof Rudolf Voderholzer sollte nicht fehlen – für Hehls Patin, der dies sehr wichtig sei, wie der Leiter versicherte.
Die Dekanatskonferenz in Sulzbach offenbarte ein deutliches Lob an die Priester sowie die weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den pastoralen Diensten im Dekanat. Regionaldekan Ludwig Gradl hatte dieses ehrliche und in vielen Bereichen positive Bild in zahlreichen Besuchen und Gesprächen, nicht zuletzt mit dem Bischof, zusammengesetzt. Allerdings wurde bei allem erfreulichen „Befund“ (Ministrantenarbeit, Bergfeste, teilweise noch volkskirchliche Strukturen) nicht übersehen, dass die Zeiten eines umfassenden Umbruchs längst auch im Dekanat Sulzbach-Hirschau angekommen sind.
Bischof Rudolf: „Unser Glaube ist uns heilig“
In der zentral gelegenen Pfarrkirche St. Marien in Sulzbach-Rosenberg feierte Bischof Rudolf den abschließenden Pontifikalgottesdienst, den der „Dekanatsprojektchor“ musikalisch nicht nur „umrahmte“, sondern auf hohem Niveau gestaltete. Nach viel Ermunterung für alle Gläubigen, in welchen Verantwortungsbereichen auch immer, griff er die derzeitige Herausforderung durch die Ankunft der vielen Flüchtlinge auf. Der Regensburger Bischof würdigte die „stille Arbeit des Landrates Reisinger, die mir außerordentlich gut gefällt“, so Dr. Voderholzer.
„Ich mache mir Sorgen, dass wir als Glaubensgemeinschaft und christliches Abendland unsere eigene Identität verlieren“, fügte er an. Wir könnten nicht selbst integrierend wirken, wenn wir nichts mehr darstellten, so der Bischof: „Unser Glaube ist uns heilig.“Es gelte daher, uns und andere zu befähigen, zu unserem Glauben zu stehen und ihn auch zu erklären. In der muslimischen Welt habe sich bereits herumgesprochen, dass Deutschland nicht mehr an seine eigene Identität glaube. Im benachbarten evangelischen Gemeindesaal klang der Tag aus – in guter ökumenischer Verbundenheit.