Herzlicher Empfang beim Pastoralbesuch von Bischof Rudolf im Barockstädtchen Luhe und in Oberwildenau
Wer wie Diözesanbischof Rudolf Voderholzer öfter auf der Autobahn (A93) unterwegs ist, kennt das Hinweisschild auf das Barockstädtchen Luhe bei der Abfahrt Luhe-Oberwildenau. Jetzt hat der Oberhirte aus Regensburg nicht nur das Städtchen Luhe mit barocker Martinskirche (Baumeister Philipp Mutone), sondern auch die Seelsorgeeinheit mit St. Michael in Oberwildenau und Filialkirche St. Barbara in Neudorf kennengelernt. Beim Pastoralbesuch mit Empfang durch Kindergarten und Vereine, Pontifikalamt und anschließenden Gesprächen bei der Begegnung mit den Katholiken im modernen, lichtdurchfluteten Pfarrheim war Bischof Rudolf beeindruckt von der lebendigen Pfarrei, die ein gutes Miteinander mit der Stadt und den Politikern pflegt. Auch ein Besuch bei den syrischen Neubürgern war eingeplant.
Am Sonntag, 12. Februar, waren ganze Scharen von Bürgern aus den Pfarreien Luhe, Oberwildenau und Neudorf auf den Beinen. Grund dafür war der Pastoralbesuch von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in Luhe. Schon um 9 Uhr herrschte reges Treiben im Umfeld der St. Martinskirche. Alle waren neugierig auf den Oberhirten aus Regensburg, der erstmals nach Luhe kam, um die Pfarrei und die Menschen kennen zu lernen. Pfarrer Arnold Pirner, im Januar 2017 zum Bischöflich Geistlicher Rat erhoben, übernahm beim Eintreffen des Gastes im Pfarrhof bei Minusgraden die Begrüßung, gemeinsam mit den Luher Kindergartenkindern, der Blaskapelle Oberwildenau, den politischen Vertretern und allen Vereinen, die ein stattliches Fahnenspalier bildeten.
Mit fröhlichen Liedern, Fähnchen und einem selbst gemalten Bild hießen die Kindergartenkinder den Bischof willkommen. Dieser sang erfreut mit und nahm sich die Zeit, alle Kinder einzeln zu segnen, auch wenn am Nachmittag die Kindersegnung in der St. Michaelskirche in Oberwildenau geplant war. Mit einem stattlichen Kirchenzug, angeführt von der Blaskapelle und vielen Ministranten und Ministrantinnen, ging es in die barocke St. Martinskirche zum Pontifikalgottesdienst für alle Lebenden und Verstorbenen der Seelsorgegemeinschaft, wo der Bischof von den Kommunionkindern mit Blumen sowie von den "Martinsspatzen" und dem Kirchenchor musikalisch willkommen geheißen wurde.
Für Pfarrer Arnold Pirner, er stammt aus Riglasreuth und ist seit neun Jahren Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Luhe-Oberwildenau-Neudorf, war es eine große Freude, dass der Bischof nach Luhe kam, "um uns im Glauben zu bestärken und mit uns Gottesdienst zu feiern." Der Bischof könne sich in der barocken Martinskirche - erbaut 1761 - davon überzeugen, dass das Schild "Barock in Luhe" an der Autobahn nicht falsch ist. Alle freuten sich über den hohen Besuch: die vielen Ministranten der Seelsorgegemeinschaft, Vereine, Kirchenchor, Martinsspatzen, Bürgermeister und Stellvertreter, Markträte, Ehrenbürger, Pfarrgemeinderat, Kirchenverwaltung, Schwestern und Brüder. "Möge uns der heutige Tag im Glauben bestärken, dass wir auch in Zukunft eine lebendige Gemeinde sind, so Pfarrer Pirner.
Bischof Rudolf bedankte sich für den schönen Empfang und die herzliche Begrüßung durch Kindergarten- und Kommunionkinder, Vereine und Gemeindevertreter. "Ich freue mich, bei Ihnen zu sein." Beeindruckt war der Hirte von den vielen Ministranten und der musikalischen Gestaltung durch Kirchenchor und Martinsspatzen. "Es ist schön, dass Kirchenmusik sich hier über Generationen ausdrückt." Begeistert war er von der wunderbaren Kirche, zu denen er die Pfarrangehörigen nur beglückwünschen konnte. "Da gehen einem die Augen über, man kann sich gar nicht satt sehen!"
In seiner Predigt ging Bischof Rudolf auf die Lesungen über die Verkündigung der Weisheit, die uns Gott voraussagte, und das Evangelium nach Matthäus ein, in dem ermahnt wird, sich mit seinem Bruder zu versöhnen, Frieden mit seinem Gegner zu schließen, solange es noch ohne Gericht geht, nicht Ehe zu brechen und keinen Meineid zu schwören. Das Evangelium sei die Fortsetzung der Bergpredigt und habe es in sich. "Auch das gehört zu Jesus: diese sehr differenzierten, mahnenden und herausfordernden Worte." Jesus bestimme sein Verhältnis zu den Zehn Geboten und wolle ihren tieferen Sinn herausarbeiten. "Unsere Gerechtigkeit ist größer als die der Pharisäer und Schriftgelehrten."
"Ich bringe keinen um, lügen tue ich meist auch nicht und Ehe habe ich auch nicht gebrochen", denken sich viele. Aber Jesus weiß, das kann auch schief gehen. Kapitale Sachen wie Mord, Ehebruch und Verstoß gegen die Wahrhaftigkeit haben eine lange Vorlaufzeit, "das baut sich auf. All diese Dinge fangen mit Kleinigkeiten an." Deshalb müssten wir vorsichtig sein und uns die Worte Jesus zu Herzen nehmen. Voderholzer ging auf die Verrohung der Sprache im Schutz der Anonymität der neuen Medien (z.B. Internet) ein, die ihm Sorgen macht. Sehr besorgniserregend sei, dass es Gewalt und Verrohung, Mobbing und Ausstoßen schon in der Schule gibt. Das führe zu Hass und Gewalt. "Mord und Totschlag geschieht schon mit Worten, man muss aufpassen, dass dies nicht in der Tat - mit Waffen - passiert."
Jesus will, dass wir gut miteinander umgehen, uns nicht beleidigen und beschimpfen. Jesus will, dass unser Leben gelingt. Er ermahnte uns, schon auf die Anfänge zu achten. Einander in die Augen schauen zu können und es gut miteinander zu meinen. Jesus sei kein Moralapostel. Es gehe nicht darum, nur Gebote und Verbote zu beachten, sondern die Weisung der Bergpredigt als Einladung zu nehmen, ein guter Mensch zu sein, auf den man sich verlassen kann. "Wir sollen keine Paragraphenreiter sein, sondern gute Menschen mit einem reinen Herzen." Der christliche Glaube ist nicht Moralismus. Die typische Handbewegung von Jesus war nicht der erhobene Zeigefinger, sondern die segnende Hand. Die Glaubensverkündigung sei eine Einladung zum Leben.
Dem Bischof war es ein großes Anliegen, allen zu danken, die Sonntag für Sonntag, Werktag für Werktag, Feiertag für Feiertag den Glauben mit den Christen feiern und ihn verkünden. So wie in Luhe Pfarrer Pirner, der für seine vorbildliche Art und Weise, die Pfarrei zu leiten und das Evangelium zu verkünden, diesen Januar die Auszeichnung zum Bischöflich Geistlichen Rat als kleine Anerkennung erhielt. Die Pfarrangehörigen bat der Hirte, ihren Pfarrer zu unterstützen. Ein Pfarrer alleine wäre einsam und verlassen, würden ihm nicht Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, Ministranten, Chor, Martinsspatzen und Pilgerführer zur Seite stehen und sich für die Mitsorge engagieren, damit "das Leben in Ihrer Kirche blüht und der Glauben weiter geht". Wenn der Gottesdienst schön ist, spüren das auch junge Leute. Und es wird nicht auf die Uhr geschaut, wann er endlich vorbei ist.
Bischof Rudolf hatte eine Bitte an alle: "Tun Sie alles, dass es im Gottesdienst schön ist, um andere zu begeistern und mitzureißen." Dies sei eine Gemeinschaft über den Gottesdienst hinaus. Mit einem herzlichen "Vergelt's Gott" dankte er für die gute Gebets- und Glaubenskultur in Luhe. Begeistert war der Hirte von der Mehrchörigkeit, der Gottesdienst war wunderbar gestaltet. Dank sagte er allen Vereinen, die sich engagieren, von den kirchlichen Vereinen, die zu ihrem Glauben stehen und gemeinsam Zeugnis für den Glauben geben, bis zu allen anderen Vereinen und Verbänden. Dank galt Eltern und Großeltern, "die ersten Missionare und Religionslehrer", die ersten Boten des Glaubens im Leben ihrer Kinder und Enkel. "Nehmen Sie Ihre Verantwortung ernst."
Nach dem Bischofssegen wurde die Geistlichkeit von den Vereinen mit einem Festzug ins moderne Pfarrheim geleitet, wo der Bischof mit einem tollen Lied in Mundart - selbst getextet und auf Luhe zugeschnitten - begrüßt wurde. Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung überreichten einen Geschenkkorb und drückten ihre große Freude über sein Kommen aus. Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Preißer stellte die Gemeinde mit ihren 3500 Einwohnern und 1500 eigenen Arbeitsplätzen vor, den neubarocken Marktplatz (nach einem Brand 1928 erneuert) und die barocken Kirchen (St. Martin wurde unter Baumeister Philipp Mutone errichtet). Es gibt sogar drei Fußwallfahrten, die organisiert werden. Als Geschenk überreichte Dr. Preißer ein Buch über das barocke Luhe und Liedtexte, bevor er den Hirten bat, sich in das Goldene Buch einzutragen. Auch alle Anwesenden durften sich eintragen, bevor es zum gemütlichen Teil mit vielen Begegnungen und Gesprächen, Sekt und Partygebäck überging. Zum Pastoralbesuch gehörte für den Bischof ein Treffen mit den Syrern in Luhe und die Kindersegnung in Oberwildenau.