Gefängnismauer

Heiliges Jahr in einem portugiesischen Gefängnis

Einblick in die Weltkirche


Regensburg, 18. Dezember 2025 

Das Heilige Jahr der Hoffnung wurde für viele Gruppen gefeiert. Am vergangenen Wochenende fand in Rom das Jubiläum der Gefangenen statt. Im Portugal hatte sich die Kirche dazu etwas einfallen lassen.

Zu den Beschränkungen die Strafgefangenen im Allgemeinen auferlegt sind, gehört es, nicht reisen zu können. So konnten auch im Heiligen Jahr der Hoffnung Strafgefangene zumeist nicht nach Rom reisen, um dort einen Ablass zu gewinnen. Dennoch sollte das Jubiläum auch für die Gefangenen stattfinden. Die Tage vom 12. bis 14. Dezember 2025, so die Planung, standen im Vatikan ganz im Zeichen der Strafgefangenen und des Strafvollzugs. Rund 6.000 Pilger aus etwa 90 Ländern waren zu dieser dreitägigen Großveranstaltung nach Rom gekommen. Darunter waren unter angemessener Bewachung auch Inhaftierte, denen diese Reise genehmigt worden war. Mit ihren waren Familienangehörige sowie Gefängnispersonal, Vertreter der Polizei und der Gefängnisverwaltungen nach Rom gereist. Aus Italien waren unter anderem Delegationen aus den Gefängnissen Rebibbia und Casal del Marmo vertreten, die Papst Franziskus mehrfach besucht hatte, um den Strafgefangenen Hoffnung zu geben und die mediale Aufmerksamkeit auf die oft prekären Zustände im Strafvollzug zu lenken. Auf seinen Wunsch hin war auch erstmalig in einem Heiligen Jahr eine Heilige Pforte in einem Gefängnis geöffnet worden. Papst Leo XIV. hatte diesen Aspekt aufgenommen und erinnerte an die Öffnung der Heiligen Pforte in der Kirche „Chiesa del Padre nostro“ im Gefängnis von Rebibbia am 26. Dezember des letzten Jahres. 

Auch in Portugal wurde das Jubiläum der Gefangenen begangen. Ponta Delgada ist die Hauptstadt der zu Portugal gehörenden Insel São Miguel in den Azoren. Die Insel gehört zum Bistum Angra. In der Hafenstadt Porta Delgada befindet sich in der Nähe des Hafens, in Sichtweite der Küste das örtliche Gefängnis. Hier stand schon der Donnerstag vorher ganz im Zeichen des Heiligen Jahres der Hoffnung. Die Inhaftierten erhielten an diesem Tag Botschaften von jungen Menschen.

Die Hoffnung, die die Jesus Christus ist, so Schwester Virginia Dantas von den Missionsschwestern vom Heiligen Gesicht Jesu, sei unerschütterliche Hoffnung, die von nichts oder niemandem erstickt werden könne. Das sei es, was sie stets den Gefangenen vermittelt habe. Besonders in diesem Heiligen Jahr der Hoffnung und an diesem Donnerstag habe man das Jubiläum mit Rom gemeinsam feiern wollen. Bei der Feier des Jubiläums mit Insassen des Ponta-Delgada-Gefängnisses erhielten die Häftlinge Texte von jungen Leuten aus der Diözese Angra. Diese waren im Rahmen des Jubiläums der Jugend in der Diözese am 23. November geschrieben worden. Die Ordensleute  und laut den Ordensleuten von ihrer Tiefe überraschten.

"Es gab keine negativen Ausdrücke. Das waren inspirierende, kraftvolle Worte, und das tut den Herzen dieser Männer sehr gut", sagte Schwester Virgínia Dantas. Die Worte der jungen Menschen waren in die Feier integriert worden, um das zentrale Thema zu stärken. Es ging um die innere Freiheit, die aus Vergebung, Glauben und Vertrauen in einen möglichen Neuanfang führen kann. Das pastorale Team im Gefängnis betonte die Bedeutung persönlicher Würde, denn viele Gefangene "fühlen sich entwertet und ohne Identität", aber "in den Augen Gottes sind sie weiterhin kostbar, und das müssen wir ihnen sagen". Das war die Botschaft für die Gefangenen. 

Die Feier des Jubiläums der Insassen des Gefängnisses Ponta Delgada zum Heiligen Jahr 2025 war auch ein Anlass, sich mit den Gedanken zur sozialen Wiedereingliederung der inhaftierten Straftäter zu beschäftigen. Noch einmal Schwester Virgínia Dantas: "Das Gefängnis ist kein Selbstzweck, es ist eine Schule fürs Leben". Damit meint die Ordensfrau die Bestrebungen, die Strafgefangenen zu resozialisieren. Auch die Seelsorge an den Insassen gehört mit dazu. 

Am Tag der Feier wurde eine Krippe aufgebaut, die bei vielen Insassen Erinnerungen an die Familie weckt und zugleich und Erwartungen in die Zukunft zu erneuern vermag.  Der Gefängniskaplan Pater Victor Arruda stellte in seiner Predigt Jesaja in den Fokus. Der "Prophet der Hoffnung" weist auf Maria hin und zeigt die Gottesmutter als Zeichen des Versprechens und der kommenden Befreiung.

Damit haben im Gefängnis Ponta Delgada mit dem Jubiläum auch die Vorbereitungen für Weihnachten begonnen. In der folgenden Woche geht es weiter mit traditionellen Feiern mit Liedern, der Verehrung des Jesuskindes und der Übergabe von Andachtsgegenständen wie kleinen Bildern, Krippenszenen oder religiösen Symbolen für die Gefangenen. Das Kruzifix ist nach wie vor das meistgewünschte Objekt der Insassen, da sich sehr viele tief mit dem Christus identifizieren. Der Herr hatte ungerechte Gefangenschaft erlitten. Darum fühlen sich die Häftlinge mit ihm verbunden. Immer hat die Seelsorge auch die Zeit nach dem Gefängnis im Blick. Schwester Virgínia Dantas, die die Gefängnisgemeinschaft seit über 20 Jahren begleitet, erklärte, dass die Gefangenen zwar "ihrer Freiheit beraubt werden, aber nicht ihrer Würde", und "sie haben Träume und Projekte, und mit ihnen darüber zu sprechen, ermutigt sie, nicht aufzugeben". Die Schwester sagen, dieser Dienst an den Gefangenen sei zwar still, verborgen und unauffällig, doch er sei unerlässlich, um den Inhaftierten "das Wort Gottes, die Hoffnung und die Gewissheit zu bringen, dass die Würde jedes Menschen niemals eingesperrt werden darf." Nur eine sehr kleine Gruppe von Gefangenen aus Portugal konnte an der Feier in Rom teilnehmen. So war es den Seelsorgern im Gefängnis von Ponta Delgada ein besonderes Anliegen, auf diese Weise von Ferne an der Feier mit den Gefangenen teilzunehmen. 

Text: Peter Winnemöller
Foto: Shutterstock 



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