Suche
Kategorien
Seiten
Nachrichten
Bilder
Videos
{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Seite{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Neuigkeit
Die Bedeutung des Wartens in der heutigen Zeit
Zeitverschwendung?
Regensburg/Bonn, 18. Dezember 2025
In einer Welt, die Schnelligkeit verlangt, wirkt Warten wie Zeitverschwendung. Doch was, wenn gerade die leisen, verborgenen Zeiten unser größtes Wachstum bringen? Jesus selbst hat es vorgemacht, weiß die f1rstlife-Autorin Imke Sornek.
Die Kunst des Wartens in einer Welt der Ungeduld
„Viele wollen etwas sein. Wenige wollen etwas werden.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Warten – das klingt für viele nach Stillstand. Nach Passivität. Nach verpassten Chancen. Doch oft ist das Gegenteil der Fall: Warten ist der Beginn von Tiefe. Es ist nicht Leerlauf, sondern Reifung. In einer Welt, die auf Schnelligkeit ausgelegt ist, fällt es schwer, geduldig zu sein. Wir sind geprägt von Sofort-Erwartungen: Erfolg auf Knopfdruck, Selbstoptimierung im Eiltempo, Anerkennung nach außen. Wir vergleichen uns ständig – mit denen, die schon „weiter“ sind, „mehr erreicht“ haben, „sichtbarer“ sind. Doch Wachstum hat ein anderes Tempo. Es ist leise. Unscheinbar. Und oft unsichtbar, zumindest am Anfang.
Wir sehen das Ergebnis: die fertige Persönlichkeit, den öffentlichen Durchbruch, das scheinbar stabile Leben. Aber was wir nicht sehen, sind die Jahre davor: Die Unsicherheiten. Die Krisen. Die kleinen Schritte, die niemand mitbekommt. Genau dort aber geschieht das Wesentliche. Im Verborgenen. Im Werden.
Zwischen Warten und Werden
Warten bedeutet nicht, dass nichts geschieht. Warten heißt: Etwas geschieht, auch wenn es von außen nicht sichtbar ist.
Jesus selbst hat dieses Prinzip gelebt. Dreißig Jahre lang lebte er ganz „normal“: als Sohn, als Handwerker, als Mitglied einer Familie und Gesellschaft. Ohne Wunder, ohne Aufsehen, ohne öffentliche Bühne. Er lebte im Verborgenen. Erst dann beginnt sein öffentlicher Dienst – und dieser dauerte nur drei Jahre. Drei Jahre Sichtbarkeit auf drei Jahrzehnte Vorbereitung. Was für ein Verhältnis. Und was für ein göttliches Statement: Tiefe braucht Zeit. Wirkung braucht Wurzeln. Und bevor etwas durch dich geschieht, muss es in dir gewachsen sein.
Jesus war in diesen dreißig Jahren nicht „weniger Gottes Sohn“, nur weil ihn niemand bejubelte. Er war nicht weniger bedeutsam, nur weil sein Name noch nicht in aller Munde war. Im Gegenteil: In dieser Zeit hat er Wurzeln geschlagen. Nähe zu Gott gesucht. Seine Identität empfangen. Daraus konnte er später wirken. Genau das dürfen auch wir lernen: Du bist nicht weniger wert, nur weil dein Weg länger dauert. Nicht weniger geliebt, nur weil du noch wartest. Warten ist nicht verlorene Zeit – es ist investierte Zeit.
Geduld – eine leise Tugend
Warten erfordert Geduld, eine Tugend, die heute oft verloren geht. Geduld bedeutet nicht nur auszuhalten, sondern im Vertrauen zu bleiben. In der Hoffnung, dass der Weg Sinn macht, auch wenn er länger dauert.
Genau hier wird es oft schwierig: Wir vergleichen uns. Sehen, wie weit andere scheinbar schon sind und fangen an, uns zu fragen:
- „Warum bin ich noch nicht da?“
- „Was mache ich falsch?“
- „Bin ich gut genug?“
Das ist der Moment, in dem viele aufgeben oder sich selbst kleinreden.
Im Prozess sein – nicht nur im Ziel
Warten kann zermürben. Es bringt Zweifel mit sich: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Warum geht es bei mir langsamer? Was, wenn ich es nie „schaffe“? Doch vielleicht liegt genau darin die Einladung: Nicht nur etwas sein zu wollen, sondern jemand zu werden.
Wachsen bedeutet:
- auch durch Unsicherheiten zu gehen
- treu im Kleinen zu sein
- innerlich zu reifen, statt nur äußerlich zu glänzen.
Das Warten zu lernen, ist damit auch eine Form des Glaubens und der Charakterbildung. Denn wer warten kann, vertraut darauf, dass etwas wachsen darf, auch wenn es noch nicht sichtbar ist. Es ist der Glaube, dass Gottes Zeitplan trägt, auch wenn wir ihn nicht immer verstehen.
Der Wert des Verborgenen
Das größte Wachstum geschieht oft unsichtbar. Wie bei einem Baum: Bevor er in die Höhe wächst, muss er seine Wurzeln tief verankern. Das geschieht unter der Erde, im Dunkeln. Aber es ist lebensnotwendig. Ohne Wurzeln kein Stand. Ohne Tiefe keine Tragkraft.
Vielleicht bist du gerade genau in solch einer „unterirdischen“ Phase: In einer Lebenszeit, die sich monoton oder sinnlos anfühlt. In einer Phase, in der du innerlich wächst, obwohl niemand es bemerkt. Dann darfst du wissen: Du bist nicht zu spät dran. Du bist nicht wertlos, weil du noch nicht „da“ bist. Gott wirkt auch und oft besonders im Verborgenen.
Sein und Werden – kein Widerspruch
Viele glauben: Entweder ich bin angekommen, oder ich bin nicht gut genug. Doch der Glaube spricht anders: Du darfst heute schon sein, geliebt, gewollt, wertvoll. Und dennoch im Prozess des Werdens bleiben. Denn das Eine schließt das Andere nicht aus:
- Du darfst heute ruhen – und trotzdem weiterwachsen
- Du darfst angenommen sein – und dich dennoch entwickeln
- Du darfst dich auf den Weg machen – ohne schon „fertig“ zu sein
Dem Prozess vertrauen
Wenn du gerade wartest – vielleicht sogar gegen deinen Willen – dann mach dir bewusst: Warten ist nicht das Gegenteil von Bewegung, sondern eine Form davon: nach innen.
Frage dich:
- Was darf in mir gerade reifen, bevor es nach außen wirkt?
- Wo ist meine Aufgabe jetzt Geduld und nicht Aktivismus?
- Welche Sehnsucht in mir darf noch wachsen, bevor sie sichtbar wird?
- Kann ich lernen, in dieser Phase nicht nur etwas zu wollen, sondern auch in dem zu ruhen, was ich schon bin?
„Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit.“ (Prediger 3,1) Vielleicht ist genau diese Zeit, in der du das Gefühl hast, zu warten, die Zeit, in der Gott in dir etwas formt, das dich später tragen wird. Denn: Viele wollen etwas sein. Wenige wollen etwas werden. Aber die, die bereit sind, zu werden, werden oft mehr, als sie je gedacht hätten.
Text: Imke Sornek/f1rstlife
(kw)
Weitere Infos
Die Autoren von f1rstlife.de schreiben für das Bistum Regensburg regelmäßig über Themen querbeet aus allen Bereichen.




