Heiliger Johannes Chrysostomos – der „Goldmund“
Johannes Chrysostomos wurde vermutlich 349 oder 344 nach Christus in Antiochien am Orontes geboren. Sein Vater starb früh, die Mutter kümmerte sich um Johannes. Er ließ sich zum Redner und zum Juristen ausbilden. Als er 20 Jahre alt wurde, meldete er sich als Katechumene zur Taufe an. Die Vorbereitungszeit dauerte drei Jahre lang, ein damals durchaus üblicher Zeitraum. Eigentlich wollte Johannes Mönch werden. Da er seiner Mutter allerdings versprechen musste, sie nicht alleine zu lassen, gründete er zunächst eine klösterliche Gemeinschaft in seinem Elternhaus.
Nach dem Tod der Mutter schloss sich Johannes für vier Jahre einer Mönchsgemeinschaft in den Bergen an. Zwei weitere Jahre lebte er ganz alleine als Einsiedler. Die Askese übertrieb er in dieser Zeit so stark, dass er krank wurde und nach Antiochien zurückkehren musste. Dort wurde er zum Diakon und Presbyter geweiht. Schnell erwies sich Johannes als begabter Redner. Das Volk hing während seiner Predigten an seinen Lippen. Schließlich wurde Johannes Chrysostomos Erzbischof von Antiochien.
In die Verbannung und zurück
Als Erzbischof wurde er zu einem strengen Reformer. Obwohl für die Kirche des Ostens der Zölibat für Kleriker keine Verpflichtung war und ist, gaben doch viele von ihnen vor, in Ehelosigkeit zu leben und wohnten doch in Beziehungen mit Frauen. Johannes schritt ein. Er bekämpfte unnachgiebig Luxus und Dekadenz. Das machte ihm nicht nur Freunde: Eudoxia, die Frau des Kaisers, wollte sich die Aufrufe zu Armut und Bescheidenheit nicht gefallen lassen und erwirkte die Verbannung des Erzbischofs. Nach wenigen Tagen bereits kehrte er jedoch zurück.
Reiches Erbe
Johannes hinterließ mehr als 700 Briefe. Er gilt als einer der bedeutendsten Theologen der Orthodoxie. Ab dem sechsten Jahrhundert wurde er in Anspielung auf seine rhetorische Begabung „Chrysostomos“ genannt – „Goldmund“. Ein schwieriges Erbe sind heute die Predigten, in denen Chrysostomos gegen die Juden hetzt, das von Gott auserwählte und geliebte Volk.
Die Kirche feiert den heiligen Johannes Chrysostomos am 13. September.
Was ich Johannes Chrysostomos sagen wollte – ein Brief
Lieber Johannes,
eigentlich wolltest Du ja ein ganz einfaches Leben in der Abgeschiedenheit führen. Wie vielen Heiligen geht es so! Eigentlich sollte es ein unauffälliges Leben werden – aber das sollte offensichtlich nicht sein. War es Zufall, dass du erkranktest und nach Antiochien zurück musstest? Oder war es Fügung, göttlicher Wille?
Dein Bischofsamt hattest Du Dir nicht ausgesucht. Du wolltest nicht Erzbischof werden. Als Du es aber warst, wurdest du zu einem unermüdlichen Kämpfer gegen die sozialen Missstände deiner Zeit. „Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung“, heißt es im 2. Timotheusbrief (4,2). Dieses Wort hast Du Dir als Bischof zu eigen gemacht.
Du fürchtetest nicht nur die Ablehnung nicht. Du hattest nicht nur Angst davor, anderen Menschen nicht zu gefallen und dich möglicherweise unbeliebt zu machen. Du hattest nicht einmal Angst vor dem Exil, an dessen Strapazen Du letztlich ja auch sterben solltest.
Dein unermüdlicher Eifer für das Evangelium ist vorbildlich – auch für uns, auch heute. Du hast Dich für die Menschen eingesetzt, sie kritisiert, wenn es nötig war. Dabei aber hast Du nie die Geduld verloren. Du bist immer ein Seelsorger geblieben. Du bist ein Vorbild für uns. Wie gut, dass wir im Regensburger Dom eine Reliquie Deiner Hand verehren können. Sie sollte uns immer an Deinen brennenden Eifer für das Evangelium erinnern.
Heiliger Johannes Chrysostomos, bitte für uns!
Dein Benedikt