Landschaft bei Werdenfels

Haus Werdenfels feiert Marienwallfahrt

Dankbarkeit und Freude in Gottes Schöpfung


Werdenfels, 1. Mai 2025

Für die meisten Menschen ist der Mai der „Wonnemonat“, für gläubige Christen steht er vor allem im Zeichen der Marienverehrung. Die Gläubigen gedenken in dieser Zeit der Gottesmutter Maria durch Andachten und Wallfahrten. Wie jedes Jahr hatte das Haus Werdenfels in der Gemeinde Nittendorf zu seiner traditionellen Wallfahrt am ersten Mai in der Waldkapelle eingeladen. 

Der Maifeiertag sei für das Exerzitienhaus Werdenfels immer ein ganz besonderer Tag, wie Direktorin Elisabeth Paukner erzählt: Freunde des Hauses, ehemalige Mitarbeiter, Anwohner des Waldweges und Pilger aus nah und fern würden sich einfinden, um die Muttergottes zu ehren und ihre Verbundenheit zum Haus Werdenfels zum Ausdruck zu bringen. Rund 300 Pilger konnten Kirchenrektor Günter Lesinski und Ruhestandspfarrer Gerhard Pausch begrüßen und herzlich willkommen heißen. 

Auf einer idyllischen Lichtung vor der Waldkapelle feierten der Kirchenrektor und Pfarrer Pausch dann gemeinsam mit den Gläubigen bei schönstem Frühlingswetter den Wallfahrtsgottesdienst. Die Werdenfelser Madonna hatte dabei vor dem Altar einen Ehrenplatz erhalten. Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Gaudeamus Chor unter Leitung von Gerhard Kolbeck und vom Bläserensemble aus Wenzenbach unter Leitung von Andreas Wenzel. Die zwei Lesungen (Paulus-Brief an die Kolosser 3, 12-17 und Brief an die Galater 4, 4-7) trugen Direktorin Elisabeth Paukner und die Sießener Franziskanerin Sr. Magdalena Morgenstern vor. Das Evangelium berichtet von der wundersamen Verwandlung von Wasser in Wein durch Jesus bei der Hochzeit zu Kana.

Für seine Predigt hatte Pfarrer Pausch ein Bild aus einem Barockgedicht des schlesischen Dichters und Mystikers Angelus Silesius gewählt: „Blüh auf, gefrorner Christ; Der Mai steht vor der Tür, Du bleibest ewig tot, Blühst du nicht jetzt und hier.“ Gefrorene Christen, mit Kälte in den Worten, in den Blicken und im Tun, so Pfarrer Pausch, hätten keine innerliche Beziehung zu Christus mehr. Ihr Glaube liege im Gefrierfach und werde nur zu Weihnachten und Ostern kurz aufgetaut. Mit Blick auf den Frühling forderte der Geistliche die Besucher auf, wieder innerlich aufzublühen in Freude, Dankbarkeit und Demut vor Gottes Schöpfung. Aufzublühen wie die Rose unter den schützenden Händen der Werdenfelser Gottesmutter. Es Maria gleichzutun und für die anderen schützend da zu sein, sie zu loben, anzuerkennen und wert zu schätzen. Als Beispiel verwies Pfarrer Pausch auf den verstorbenen Papst, der trotz schwerer Krankheit noch den Ostersegen spendete, um Mut und Hoffnung zu schenken. 

Nach dem Schlusssegen konnten sich die Wallfahrer bei einem geselligen Beisammensein stärken. Gutes Essen und Trinken und Spiritualität gehören bei einer Wallfahrt zusammen. Auch an die Kinder war gedacht worden, die schöne Spielangebote vorfanden. Eines wurde deutlich spürbar: Die Besucher wirkten nach dem Treffen fröhlicher und befreiter. Der Weg zur Werdenfelser Madonna hatte ihnen ermöglicht, den Alltag hinter sich zu lassen, zu sich selbst zu finden und ihre Sorgen in die Hände der Muttergottes zu legen. Das macht den Kopf wieder freier und klarer. Und viele äußerten den Wunsch, bei der Wallfahrt im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.

Die Werdenfelser Wallfahrt

Ursprünglich ein Privathaus, erwarb der Jungmännerverband der Diözese Regensburg 1929 das Haus Werdenfels als Erholungsheim, 1934 ging es in den Besitz der Diözese über. Ein dazu gehöriges, kleines Spielhaus für Kinder baute man in eine Waldkapelle um. Das Anwesen wurde Zentrum der Jugendbegegnung mit tausenden Teilnehmern bei den Jugendwallfahrten und später Exerzitienhaus. Die weibliche Jugend hatte 1934 eine Marienfigur gestiftet, die vom Künstler Georg Bornschlegel aus Burglengenfeld angefertigt wurde. Die Madonnenstatue ist einzigartig: Die Muttergottes steht auf einer Weltkugel, zu ihren Füßen die besiegte Schlange als Symbol des Bösen. Schützend hält Maria ihre Hände über eine Rose, die als Symbol für die Liebe, für Jesus als Spross aus der Wurzel Isais oder jeden einzelnen Gläubigen vielfältig gedeutet werden kann. Nach Jahren der Unterbrechung der Wallfahrt wurde die Tradition 2009 wieder aufgenommen und seither wird jedes Jahr ein großes Wallfahrtsfest am ersten Mai gefeiert.

Text und Fotos: Matthias Wille
(jas)



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