Haupt- und Chororgel in Deggendorf gesegnet
„Wir dürfen hier den Himmel auf Erden erfahren“ sagte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Donnerstag, dem Fest Christi Himmelfahrt, in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Deggendorf. Hier durfte der Regensburger Diözesanbischof die Haupt- und Chororgel in der großen Pfarrkirche während eines feierlichen Gottesdienstes segnen.
Die Orgeln erklingen zum ersten Mal
Nach den herzlichen Begrüßungsworten von Stadtpfarrer Martin Neidl im Mittelgang der gutgefüllten Pfarrkirche erklomm Bischof Rudolf mit der Geistlichkeit und dem liturgischen Dienst die Empore, um die Benediktion der neuen Orgel vorzunehmen: „Gott, du hast durch deinen Diener Mose angeordnet, Posaunen bei den Opfern erschallen zu lassen, die deinem Namen dargebracht werden. Du wolltest, dass durch die Söhne Israels mit Posaunen und Zimbeln zum Lobe deines Namens gespielt werde. Wir bitten dich: Segne diese Orgel, die zu deinem heiligen Dienst geweiht ist, und gewähre, dass deine Gläubigen, die auf Erden in geistlichen Gesängen jubeln, verdienen, zur ewigen Freude des Himmels zu gelangen. Durch Jesus Christus deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.“ Dem folgten Besprengen mit Weihwasser und Inzens. Anschließend erklang die neue Orgel das erste Mal im Gottesdienst durch das fulminante Spiel von Orgelsachverständigem Gerhard Siegl und - wie erhofft – präsentierte sich der Klang der Königin der Instrumente kräftig, rund und kraftvoll.
„Um den Himmel auf Erden erfahrbar zu machen, deshalb haben wir die Orgeln“
Anschließend erhielt auch die Chororgel den kirchlichen Segen. Hier setzte Elke Szczesny mit ihrem vollen Orgelspiel an. „Um den Himmel auf Erden erfahrbar zu machen, deshalb haben wir die Orgeln“ meinte Bischof Rudolf angesichts der hervorragenden Kirchenmusik, die an diesem Tag zu hören war. „Der hohe Priester ist Christus selbst“ - erinnerte er an das großartige "Ecce sacerdos magnus" von L. Ebner, das kurz vorher erklungen war.
Die Chorgemeinschaft Mariä Himmelfahrt Deggendorf mit dem Blechbläserensemble Deggendorf zog unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Hermann Wellner alle Register ihres großartigen Könnens. Die "Messe solennelle" von L. Vierne für Chor und zwei Orgeln wurde ebenso wie das Prelude von M.A. Charpentier zu Gehör gebracht.
Die Orgel als Königin der Instrumente – Kirchenmusik als ein Stück Himmel auf Erden
In seiner Predigt nahm Bischof Rudolf Bezug auf das Hochfest Christi Himmelfahrt, das 40 Tage nach Ostern gefeiert wird. Die Vorstellungen vom Himmel und die sprachlichen Unterschiede und Wortbedeutungen nahm der Bischof dabei in den Blick. Zum einen sei der Himmel, also das, was wir "oben" sehen, heute in strahlendem Blau; damit zeige sich das, was Himmel und Erde als Schöpfung ausmacht. Das Himmelreich sei aber auch das Fundamentale, das Zugrundgelegte. Im Englischen werde unterschieden zwischen "sky" und "heaven". „Im Deutschen müssen wir damit leben, dass wir für beides nur ein Wort haben“ resümierte der Bischof und erinnerte an das nach oben hin ausgerichtet sein, an das „geistliche oben“. Man dürfe sich Himmelfahrt keinesfalls „als Raketenstart wie in Cap Canaveral“ vorstellen, sondern vielmehr als eine Heimkehr zum Vater, ein Vorbereiten der himmlischen Wohnungen für alle, die an ihn glauben. Die Jünger hätten dies erkannt und kehrten „mit großer Freude nach Jerusalem zurück“, da sie wissen, dass der Herr jetzt überall gegenwärtig ist.
Damit schlug der Bischof die Brücke zur Segnung der zwei neuen Orgeln, mit denen wir „den Himmel auf Erden erfahren und erleben dürfen“. Die Orgel als Königin der Instrumente mache erfahrbar und spürbar, wie der Himmel hereinbrechen könne. Auch die wunderschöne Barockkirche Mariä Himmelfahrt und das Eucharistiefeiern hier bringen dies zum Ausdruck.
„Auch auf dem irdischen Weg geht immer wieder der Himmel auf“, betonte der Bischof und blickte dabei auf die wichtigen Dienste von Ministranten, Mesner, Kirchenputzdienst und verschiedenem mehr. „Die Kirchenmusik verleiht heute einen ganz besonderen Glanz, wir dürfen ein Stück Himmel auf Erden erleben“, lobte Bischof Rudolf mit einem Dank an Kirchenmusikdirektor Hermann Wellner die Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten. „Es geht einem das Herz auf, man wünscht sich, dass der Gottesdienst noch lange dauert und es lässt die Sehnsucht nach der Ewigen Heimat wachsen“ resümierte er.
Sein Dank galt allen für das Planen, Finanzieren, das Ausführen der Aufbauarbeiten und das Spielen der Orgel. Ein Gebet zur Mutter Gottes und zur Heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik schloss die Predigt, die durch die Gottesdienstbesucher mit spontanem Applaus bedacht wurde.
Gemeinsam die neuen Orgeln geehrt
Die Eucharistie feierte Bischof Rudolf gemeinsam mit Stadtpfarrer Martin Neidl, Kaplan Reinhold Aigner, Msgr. Ludwig J. Rösler, Pfarrer Gunther Jäger, Msgr. Wolfgang Riedl, Kaplan Peter Stier, Krankenhausseelsorger Pfarrer Thomas Strunz und Pfarrvikar Matthäus Karithurutel.
Neue Orgeln für die Pfarrgemeinde – Alle halfen zusammen!
Eine Informationsschrift wurde nach dem Gottesdienst an die Gottesdienstbesucher verteilt. Hier spricht Stadtpfarrer Martin Neidl von etwas, das an ein Wunder grenzt: die Pfarrgemeinde hat eine neue Orgel. Diese Freude haben zwei Ereignisse möglich gemacht. Der Deggendorfer Bürger Franz Deyerling hat sein nicht unerhebliches Erbe für die Orgel der Pfarrkirche vermacht und das Bistum Regensburg hat seine Zuschussrichtlinien "in drastischer Weise" verbessert. Beides hat die finanzielle Basis für die dringend nötige neue Orgel geschaffen. Und so wurde geplant und geschaffen!
Ein klangliches, optisches und technisches Kunstwerk - zum einen im historischen Gehäuse von 1749 auf der Empore, zum anderen im neuen Design von 2019 im Chorraum.
Die Orgelbaumeister Johannes und Hans-Georg Vleugels aus Hardheim mit ihren Mitarbeitern waren am Werk und schufen eine Konstruktion an beiden Orgeln, durch die jede einzelne der 3880 klingenden Orgelpfeifen den von ihr benötigen Platz und Freiraum erhielt. Der Klang der Orgel ist entsprechend der Größe des Raumes und der Verteilung auf zwei Standorte sehr vielseitig ausgelegt. Beide Orgeln sind von beiden dreimanualigen, identischen Spieltischen aus spielbar.
Im Juli 2018 wurde die alte Hauptorgel abgebaut, ab September 2018 erfolgten der Einbau der Orgel an der Empore mit ihren 2720 Pfeifen und später der Einbau der neuen Chororgel mit ihren 1160 Pfeifen. Als Hölzer wurden Fichte, Tanne, Eiche, Ebenholz, Hainbuche und Linde verwendet. Das Gesamtgewicht beträgt 15 Tonnen. Gekostet hat das gesamte Werk rund 1,1 Millionen Euro. Dabei gab es 493.740,-- Euro Zuschuss von der Diözese, 317.000 Euro kamen von einer zweckgebundenen Erbschaft, der Förderverein für Kirchenmusik steuerte 50.000,-- Euro bei, die Stadt Deggendorf 95.000,-- Euro, die Regierung von Niederbayern 8.000,-- Euro, private Spenden 53.700,-- Euro, Patenschaften 59.300,-- Euro und der Eigenanteil der Pfarrei 18.260,-- Euro.