Grenzübergreifendes Friedensgebet im tschechischen Bela nad Radbuzou
Am Samstagabend feierte Diözesanbischof Rudolf Voderholzer zusammen mit František Radkovský, emeritierter Bischof von Pilsen, im tschechischen Bela nad Radbuzou (deutscher Name Weißensulz) ein Pontifikalamt. Anlass war das jährliche Friedensgebet der Partnerschulen Moosbach, Tännesberg und Eslarn aus dem Bistum Regensburg und Bela nad Radbuzou aus dem Partnerbistum Pilsen in der Kirche Zur Schmerzhaften Muttergottes.
Wir alle wollen in Frieden leben!
Bischof Rudolf verbindet mit Bela nad Radbuzou auch familiäre Erinnerungen: "Meine Mutter ist hier durchgekommen, als sie 1945 geflohen ist", erklärte er den Gläubigen. Am Vorabend des Volkstrauertags wurden zunächst Orte des Kriegs, der Gewalt und des Terrors der letzten hundert Jahre in einer Präsentation gezeigt. Bilder aus Verdun, Stalingrad, Auschwitz, Hiroshima, Vietnam, aus neuerer Zeit Syrien, Afghanistan, die Terroranschläge von New York, Paris, Berlin und London hatten eine gemeinsame Botschaft: Wir alle wollen in Frieden leben! In seiner Begrüßung gedachte Bischof František an das Leid, das viele Menschen erlitten haben: "Deshalb sind wir heute hier und bitten um Frieden." Bischof Rudolf dankte für die letzten 70 Jahre Frieden bei uns und forderte gleichzeitig die Gläubigen auf: "Wir müssen unseren Herrn immer wieder darum bitten!"
Die Seele Europas ist das Christentum
Die Predigt trugen die beiden Bischöfe abwechselnd auf Deutsch und Tschechisch vor. Leitgedanke war der Friede in Europa. Er wird durch ein vereintes Europa ermöglicht. "Die Seele Europas ist das Christentum, das ist für uns eine Gabe und Aufgabe zugleich. Wir müssen sie mit Leben füllen!" Vor unserer Zeit habe es viele Heilige gegeben, die wirkliche europäische Heilige waren: Martin, der aus Ungarn stammte und Bischof in Frankreich war. Elisabeth, die ebenfalls aus Ungarn kam und dann in Thüringen wirkte. Nikolaus aus Myra, der heutigen Türkei. Oder Johannes Nepomuk, der eine Brücke zwischen Bayern und Böhmen geschlagen hat.
Kirchen stehen nicht nur im Zentrum der Orte, sie sind auch das Zentrum
Die Seele Europas drückt sich nach den Worten der Bischöfe auch in den Schönen Künsten aus, allen voran in der Architektur, die oft vom christlichen Glauben inspiriert wurde. "Die Kirchen stehen nicht nur im Zentrum der Orte, sie sind auch das Zentrum. Denn wo Kirchen stehen, da leben auch Familien, da gibt es die Sorge um Alte, Kranke und Schwache. Und: In der Kirche gibt es keine Fremden! Das ist die Voraussetzung für Frieden!" Zusammenfassend hielten die Bischöfe fest: "Wer auf Frieden setzt, hat alle Chancen - Wer auf Krieg setzt, hat schon verloren." Die Fürbitten trugen Kinder der Partnerschulen vor, ebenfalls in beiden Sprachen. Dabei baten sie insbesondere um Sicherheit für die Soldaten in Auslandseinsätzen. Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Gläubigen auf dem Kirchplatz zum gemeinsamen Friedensgebet am Soldatendenkmal.
Seit 1990 grenzüberschreitende Schulpartnerschaft
Kurze Ansprachen erinnerten an die beiden Weltkriege und die Samtene Revolution (tschechisch Sametová revoluce) von 1989/90. Schüler aus Bayern legten einen Kranz nieder. Schulleiterin Ulrike Uhlemann von den Grundschulen Moosbach und Tännesberg erinnerte an die seit 1990 bestehende grenzüberschreitende Schulpartnerschaft und an das Schulmotto "Voneinander miteinander lernen". Bischof Rudolf beschloss den offiziellen Teil mit dem Gebetsruf: "Erbarme dich aller Opfer von Kriegen und Gewalt. Gib uns Kraft und Fantasie, dem Frieden zu dienen." In der Mensa der Schule gab es dann für alle noch einen stärkenden Imbiss, ehe sich die bayerischen Schüler, Eltern und Angehörigen der Pfarreien sowie Vertreter der Kommunalpolitik wieder auf die Heimreise machten.