News Bild „Gottgeweihte Jungfräulichkeit: eine Gabe in der Kirche und für die Kirche“

„Gottgeweihte Jungfräulichkeit: eine Gabe in der Kirche und für die Kirche“

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(pdr) Vom 14. bis 20. Mai 2008 hat in Rom der 2. Internationale Kongress des Ordo Virginum, des Standes der geweihten Jungfrauen, stattgefunden. Das Thema des Kongresses, das auf den vormaligen Kardinal Ratzinger zurückgeht, lautete „Geweihte Jungfräulichkeit: eine Gabe in der Kirche und für die Kirche“. Eingeladen hatte Franc Kardinal Rodé, Präfekt der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens. Der Kongress diente einer theologischen Vertiefung der Berufung und war mit einer Wallfahrt nach Rom verbunden.

Weltweit gibt es rund 3000 geweihte Jungfrauen, von ihnen leben mindestens 1000 Frauen auf dem amerikanischen Kontinent und 1500 in Europa. In Deutschland gibt es ca. 150 Virgines consecratae und derzeit 8 Kandidatinnen. 500 Virgines consecratae aus aller Welt, darunter 38 geweihte Jungfrauen aus 14 verschiedenen deutschen Diözesen, tagten im Auditorium Johannes Paul II. im Athenaeum Pontificium Regina Apostolorum in Rom. Bischöfe und geweihte Jungfrauen aus verschiedenen Ländern sprachen über die historischen Aspekte der Jungfrauenweihe und ihre Erneuerung im 20. Jahrhundert, über die Kirche als Braut Christi und die theologischen Aspekte des Weiheritus. Aspekte der trinitarischen, christologischen, marianischen, kirchlichen und eschatologischen Dimension der Berufung haben zu einer theologischen Vertiefung der Berufung beigetragen. Ebenso wurden Aspekte des Lebens der Virgo consecrata in Kirche und Welt und die bräutliche Liebe in der mystischen Lehre des heiligen Johannes vom Kreuz betrachtet. Kardinal Rodé betonte, dass die Virgo consecrata dazu berufen ist, die Originalität und den Reichtum der bräutlichen Beziehung mit Christus in aller Spezifizikation zu manifestieren, indem sie den sakralen Charakter eines exklusiv der Liebe Christi und seinem Reich geschenktem Lebens intensiviert.

Die Berichte über das Leben der Virgines consecratae in allen Ländern zeigten die Vielfalt der Lebensformen dieser Berufung. Frauen, die in muslimisch geprägten Ländern ihrer Berufung treu bleiben, sind gezwungen, diese ganz im Verborgenen zu bewahren. Afrikanische Virgines consecratae geben durch ihre Berufung ein großes Zeugnis der Liebe zu Christus, da andere Werte die Kultur bestimmen.

Pater Pedro Barrajón LC, Rektor der Universität des Athenaeum Pontifcium Regina Apostolorum, wandte sich an die Teilnehmerinnen mit einem Brief und einem Willkommensgruß. Er betonte, dass diese Berufung zur Jungfräulichkeit „täglich Zeugnis von der Schönheit der Ganzhingabe an Christus“ gibt. „Gleichzeitig sind Sie selbst die schönste Frucht und die wichtigste Wurzel der Kirche. Ihre schönste Frucht, weil Sie der Welt zeigen, dass der Ruf Christi, der an Sie ergangen ist, auch heute noch gegenwärtig, wirksam und faszinierend ist. Aber auch Ihre Wurzel, weil Sie mit Ihrer Entscheidung zur Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen allen Menschen bezeugen, dass es kein größeres Gut als Jesus Christus gibt, der es wert wäre, die eigene Person ganz zu unterwerfen.“

Ein besonderer Höhepunkt war die Privataudienz für die Teilnehmer des Kongresses am 15. Mai mit dem Heiligen Vater in der Sala Clementina. Ordinariatsrätin María Luisa Öfele, Mitglied der internationalen Kommission zur Vorbereitung des Kongresses, wurde im Auftrag von Kardinal Franc Rodé gebeten, die Grußworte an den Heiligen Vater zu richten. Der Heilige Vater ermutigte die geweihten Jungfrauen, ihre Berufung täglich in ihrem „für den Glauben leuchtenden und fruchtbaren Charisma zu festigen, das aber dunkel und unnütz in den Augen der Welt“ scheint. Benedikt XVI. erinnerte die Rompilger daran, dass der „Ordo Virginum“ in der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu einer neuen Blüte gekommen sei. Die Wurzeln dieses Standes gingen „auf die Anfänge des Lebens nach dem Evangelium als eine unerhörte Neuheit“ zurück. Es handle sich um ein Charisma, das keine besondere Lebensart vorgesehen und sich langsam institutionalisiert habe, bis hin zur feierlichen öffentlichen Weihe, die vom Bischof gespendet worden sei. „Eure Berufung ist zutiefst in der Teilkirche verwurzelt, der ihr angehört: Eure Bischöfe sind für die Unterscheidung Eures Charismas der Jungfräulichkeit zuständig, sie weihen Euch und Sie stehen Euch möglicherweise nahe auf Eurem Weg, um Euch die Gottesfurcht zu lehren, so wie sie sich in der feierlichen Weiheliturgie verpflichten“. Normalerweise verblieben geweihte Jungfrauen in ihrem Lebensumfeld, erklärte der Papst. Es handle sich um einen Weg, der anscheinend keine spezifischen Eigenschaften des religiösen Lebens vorweisen könne wie etwa den Gehorsam, erfordere aber implizit die Erfüllung der evangelischen Räte, um die Treue zu Christus unversehrt zu bewahren.

Benedikt XVI. sprach abschließend die Hoffnung aus, dass die Gott geweihten Jungfrauen immer die Würde der Braut Christi ausstrahlen und so die Neuheit des christlichen Daseins und die ruhige Erwartung des künftigen Lebens zum Ausdruck bringen mögen. Gott geweihte Personen sind wie „Sterne“, die der Welt die richtige Richtung weisen, bekräftigte Papst Benedikt XVI. „Die Entscheidung zum jungfräulichen Leben ist“, so der Papst, „eine Erinnerung an die Vergänglichkeit der irdischen Wirklichkeiten und eine Vorwegnahme der künftigen Güter. Seid Zeugen der wachsamen und tätigen Erwartung, der Freude und des Friedens, der dem zueigen ist, der sich der Liebe Gottes hingibt. Seid in der Welt und dennoch Pilgerinnen unterwegs zum Reich.“

Die dem Kongress sich anschließenden Tage der Pilgerreise waren eine Gelegenheit, freundschaftlichen Beziehungen zu knüpfen und zu vertiefen, während die heiligen Stätten besucht wurden. Insbesondere sei ein Weg auf den Spuren der Virgines in Rom, vor allem nach St. Agnese, hervorzuheben. Von der heiligen Agnes stammt eine Antiphon im Weiheritus. Die gemeinsamen Tage endeten mit der feierlichen Eucharistiefeier in der Basilika St. Paul vor den Mauern und einer Einführung ins Paulusjahr.

Die Grußworte, die Ordinariatsrätin María Luisa Öfele während der Audienz der Virgines consecratae am 15. Mai 2008 an den Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., richtete, im Wortlaut:

Heiliger Vater!

Erfüllt von großer Freude und tiefem Dank sind wir heute als gottgeweihte Jungfrauen aus 52 Ländern um den Nachfolger Petri versammelt. Von Herzen danken wir Eurer Heiligkeit für das Geschenk dieser Begegnung, die wir im Gebet und in hoffnungsvoller Vorfreude erwartet haben! Viele von uns, die in diesen Tagen des internationalen Kongresses und der Pilgerreise nicht anwesend sein können, sind zu dieser Stunde im Gebet mit Eurer Heiligkeit und uns allen hier in Rom verbunden. Seit den Zeiten der Apostel hat der Herr christliche Frauen dazu berufen, sich in einer größeren Freiheit des Herzens, des Leibes und des Geistes ungeteilt an ihn zu binden.

„Die Feier der Jungfrauenweihe gehört zu den kostbarsten Schätzen der römischen Liturgie“ , die - wie das Sakrament der Ehe - von der Verbindung der Kirche mit Christus und von der Schönheit der Vermählung mit Christus kündet. Durch einen feierlichen Ritus der Kirche wird die Jungfrau zu einer gottgeweihten Person, zu einem ekklesialen Zeichen, da die Kirche selbst in erster Linie „Jungfrau“ und „Braut“ ist. Die bräutliche Beziehung mit dem verherrlichten Christus im „Ordo Virginum“ ist ein Charisma, das der Heilige Geist der Kirche schenkt. Wir besitzen es also nicht, sondern empfangen es. Als solches ist es darauf ausgerichtet, die Kirche in ihrem innersten Wesen aufzubauen. Heiliger Vater, wir danken heute für diese Gabe, die wir durch den Dienst der Kirche empfangen haben. Dieses Geschenk verpflichtet uns in jeder Lebensphase und vereint uns mit der Kirche in der brennenden Bitte: „Komm ... komm, Herr Jesus !“ (vgl. Offb 22, 17a.20b).

Gottgeweihte Jungfräulichkeit ist niemals nur eine private, persönliche Entscheidung, sondern eine „Gabe Gottes in der Kirche und für die Kirche“ (Kardinal Ratzinger). Als „Braut Christi“ die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen ist, gehört die „Virgo consecrata“ Christus uns der Kirche. Wir sind vermählt, mit dem, dem die Engel dienen und dessen Schönheit Sonne und Mond bewundern. Die mystische Vermählung ist vor allem der Kern des Weihegebetes, der wir uns als „Virgines consecratae“ in aller Welt und in jeder Diözese verpflichtet wissen.
Heiliger Vater, wir erneuern heute unsere Treue gegenüber dem Nachfolger Petri und allen Hirten der Kirche sowie gegenüber dem kirchlichen Lehramt. Durch die Feier der Eucharistie, die Feier der Liturgie der Kirche, die Betrachtung der Hl. Schrift und durch unser Gebet, wissen wir uns zum Dienst der Kirche bestimmt. In Einheit mit der Kirche und unter dem Schutz der Allerheiligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria wollen wir ein „Zeugnis der Liebe und ein Zeichen des kommenden Reiches Gottes sein“ , „zum Lob der Herrlichkeit Gottes“ (Eph 1,14) und zum Heil der Menschen.

Unsere Antwort auf den Ruf des Bräutigams: „Höre, (…) sieh her und neige dein Ohr“ (Ps 45,11a) ist und bleibt eine Antwort im Glauben die wir täglich in der Gemeinschaft mit der ganzen Kirche erneuern. Wir bitten Sie, Heiliger Vater, stärken Sie uns im Glauben, damit wir alles finden in Christus, den wir über alles lieben und dem wir uns für immer geweiht haben.

Mehr Informationen zum Stand der geweihten Jungfrauen gibt es hier.

Willkommensgruß von Pater Pedro Barrajón LC, Rektor der Universität des Athenaeum Pontifcium Regina Apostolorum



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