News Bild „Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“ - Treffen der Ordensleute der Region Straubing-Landshut

„Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“ - Treffen der Ordensleute der Region Straubing-Landshut

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(pdr) Dichter Nebel herrschte am frühen Samstagmorgen im Gäuboden und vorderem bayerischen Wald. Fuhr man die Straße hinauf zum Klosterdorf Windberg, war der Nebel verschwunden und die Sonne ließ erkennen, dass es ein schöner Tag wird. Ein gutes Zeichen für die rund fünfzig Ordensfrauen und Ordensmänner aus der Region Straubing-Landshut, die sich in der Prämonstratenser-Abtei zum Regionaltag trafen.

2006 hatte Ordinariatsrätin Maria Luisa Öfele als Verantwortliche für die Ordensleute im Bistum Regensburg dieses jährliche Treffen für die insgesamt vier Regionen der Diözese initiiert. In diesen Wochen finden Begegnungen der zahlreichen Ordensleute in den vier Regionen des Bistums statt. An diesem Samstag fand dies in der Region Straubing-Landshut statt.

Der gemeinsame Gottesdienst in der Klosterkirche stand zum Beginn. Hier zitierte Pater Dr. Jakob Seitz OPraem den französischen Diplomaten und Dichter Paul Claudel (1868-1955) mit seiner Aussage „Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“. Dieses Wissen sei sehr tröstlich, gerade auch in der heutigen Zeit, sagte Pater Jakob. Niemand sei perfekt, aber jede und jeder könne seine Talente und Fähigkeiten erkennen und dazu stehen. Bezugnehmend auf das Evangelium mit dem Gleichnis von der Hochzeitsfeier mit der Vergabe der „besten Plätze“ schlug er die Brücke zu uns heutigen Menschen. „Nimm dich nicht zu wichtig“ betonte der Prediger, vielmehr wolle Jesus eine gute, realistische und nüchterne Selbsteinschätzung von uns. Dann wisse man auch, wo der Platz für einen sei: nicht ganz oben, nicht ganz unten, sondern „die gute Mitte wäre es“.

Lauter frohe und erwartungsvolle Gesichter fanden sich anschließend im Amtshaus ein. Bei Kaffee und Gebäck freute man sich über ein Wiedersehen und lebhafte Gespräche. Alle Teilnehmer verbindet, dass sie ihr ganzes Leben in den Dienst an Gott und den Nächsten gestellt haben. Beteiligt waren die Franziskanerinnen von Aiterhofen, die Prämonstrantenser von Windberg, die Maristen aus Cham, die Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der heiligen Familie zu Mallersdorf, die Minoriten Dingolfing, die Zisterzienserinnen von Seligenthal, die Barmherzigen Brüder aus Kostenz und die Eremitin von der Klause Sankt Andreas Windberg.

Bei seiner Einführung erklärte Pater Dr. Jakob Seitz, dass das Thema des Tages „Gesandt wie ER“ der Titel eines Buches sei. Und sofort bezog er seine Zuhörer in die Überlegungen mit ein. In Kleingruppen machten sie sich Gedanken, was für sie denn „Sendung“ bedeute. Am meisten Auskunft gebe die Bibel, wenn es um menschliches Leben geht, resümierte der Pater und brachte anhand von Genesis 24 das Wesen der Sendung anhand von Abraham und seinem Großknecht Eliezer näher. Er stellte auch klar, dass jeder „Sendung habe“ und die Sendung nie aufhöre. „Der Gesandte kommt im Namen des Herrn. Und das Herz der Sendung heißt Vertrauen“, so der Referent. Wichtig sei es, darauf zu vertrauen, dass Gott die Wege, die er mich führt, gute Wege sind.

„In dem, was wir tun, repräsentieren wir den, der uns sendet“ betonte P. Jakob und legte ein großes Veto dafür ein, sich selbst anzunehmen und transparent zu bleiben. „Wir sind alle kostbar vor Gott. Er umwirbt uns mit seiner Liebe“. Jeden Tag müsse die Sendung neu angenommen werden, auch wenn es manchmal schwerfällt. „Sendung bedeutet, mit offenen Händen leben“ erklärte der Referent und wies hin auf die innere Haltung, auf das Verfügbarsein, das Leben in der Spannung und das stets Offensein. Dem könne nur entgegenwirken, die Sendung lebendig zu halten, sich immer wieder damit auseinanderzusetzen, immer wieder zu den Wurzeln zurückzukehren.

Vier Gründe nannte der Pater als Zitat von Carlo Kardinal Martini, warum Sendung und Sendungsbewusstsein absterben können: Mangel an Gebet, zu wenig Wachsamkeit im leiblichen Beriech, verpasste geistliche Bildung und „die raffinierte Lebenslüge“, wenn das Leben nicht mehr echt ist.

Kleine Arbeitsgruppen beschäftigten sich anschließend mit den Impulsfragen zu diesem Thema. Dabei wurde im großen Plenum klar: gesandt ist man in vielen Bereichen von der Küche über die Krankenstation, den Kindergarten, die Seelsorge bis hin zur Nähstube. Alle Bereiche des Lebens sind eingeschlossen. Konkret erzählte beispielsweise Generaloberin Sr. Anita Heimerl von den Aiterhofener Franziskanerinnen, dass sie in jungen Jahren immer ihre Schwester von den Strahlfelder Missionsdominikanerinnen als „Gesandte“ nach Rhodesien betrachtet und in gewisser Weise bewundert hat, bis ihr bewusst wurde, dass ihr Sendungsauftrag, ihre Missio, hier in Deutschland genauso wichtig ist. Ein schönes Zeugnis legten auch Frater Felix Biebl und P. Ephrem Helvoirt von den Prämonstratensern ab. Frater Felix trat im März 2011 als 26-jähriger Novize in den Konvent ein, um in der Gemeinschaft ganzheitlich der Kirche zu dienen. Er sieht den Orden der Prämonstratenser momentan in voller Blüte mit vielen Neueintritten in den vergangenen Jahren.

P. Ephraim kam 1957 aus Holland nach Windberg. Damals habe es geheißen: Niederbayern oder Indien. Er habe sich für Niederbayern entschieden, „weil die Zugfahrt bequemer und kürzer war“, obwohl die Erfolgschancen des Neuaufbaus eher gering waren. „16 Jahre hatten wir überhaupt keine Interessenten oder Neueintritte“ erzählte der 80jährige. Im Rückblick frage er sich, ob es damals „Kommando“ oder „Sendung“ war, quasi als Missionar nach Windberg zu gehen. Nun, nach den langen Jahren könne dieser Schritt freilich als Segen betrachtet werden, wie ihm die Gemeinschaft der Ordensleute versicherte.

Einen breiten Bereich nahm beim Austausch auch die Frage ein, wie man sich gegenseitig in der Sendung stützen und unterstützen kann. Und hier wurde deutlich, dass Sendung Begleitung und Gemeinschaft mit Gleichgesinnten braucht. Die Spannungsaufgabe zwischen Last und Aufgabe könne mit ausgesprochenem Dank und Lob, dem Zusprechen von Mut und der Orientierung am Ordensgründer besser aufrechterhalten werden.

Mitorganisatorin des Regionaltages Sr. Carmina Unterburger berichtete, dass der Wahlspruch der Mallersdorfer Schwestern „Die Liebe Christi drängt uns“ zum Verständnis der Sendung beitrage. Das Evangelium zu verkünden durch die Werke der Liebe, sei eine wichtige Aufgabe. Früher sei dies mehr nach außen getragen worden durch die Arbeit in Kindergärten, Schulen und verschiedenem mehr. Nun, da viele Schwestern ein hohes Alter erreicht haben, seien diese Werke der Liebe mehr nach innen gerichtet: „Zu der Schwester neben mir.“

Ein besonderer Tag war dieses Treffen für Sr. Bernarda Zellner von den Aiterhofener Franziskanerin. Sie konnte ihren 72. Geburtstag in der großen Gemeinschaft von Ordensleuten feiern und sie erzählte dabei, dass sie ihre Ausbildung in der Nähstube begonnen hat, 1958 in den Orden eingetreten sei und nun seit Jahrzehnten die Paramentenstickerei leite. So hat sie ihre Sendung angenommen und das ganze Leben hindurch treu durchgetragen. „Ich würde es sofort wieder tun“ gestand Sr. Bernarda lachend.

Zum Abschluss bedankte sich Ordinariatsrätin Maria Luisa Öfele für das Zeugnis der Sendung, die hier alle bei diesem Regionaltag gegeben haben. Eine große Fülle an mutmachenden Berichten sei zusammengekommen, von denen noch lange gezehrt werden kann.



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