„Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen“
Nachruf – Prof. em. Prälat Dr. Heinrich Groß
„Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen“ – Dieser Vers aus dem Buch der Psalmen (73,28), der auf dem Sterbebildchen von Herrn Prof. em. Prälat Dr. Heinrich Groß abgedruckt ist, erscheint wie eine Überschrift über der Vita des Verstorbenen, war es doch Zeit seines Lebens sein Bemühen, durch die intensive Beschäftigung mit der göttlichen Offenbarung in der Heiligen Schrift Gottes Nähe zu erfahren und anderen Mitmenschen diese Nähe zu vermitteln.
Am 13. September 1916 in Bonn geboren, begann der Verstorbene seine theologischen Studien 1937 in Trier. Nach einer schmerzhaften Unterbrechung durch den Krieg und die amerikanische Gefangenschaft wurde er 1947 in Trier zum Priester geweiht und schlug den Weg der wissenschaftlichen Erforschung des christlichen Glaubens ein. 1951 über die „Weltherrschaft als religiöse Idee im AT“ promoviert, habilitierte sich Heinrich Groß nach Studien am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom 1955 über die „Idee des ewigen und allgemeinen Weltfriedens im Alten Orient und im AT“.
Schließlich folgte er 1968 den Ruf an die neu gegründete Regensburger Universität, wo er bis zu seiner Emeritierung 1983 den Lehrstuhl für Exegese des Alten Testaments inne hatte. In den Jahren seiner Lehr- und Forschungstätigkeit entstand ein reiches literarisches Werk. Über 100 Titel zählt die Bibliographie. Besonders hervorgehoben seien – um nur einiges zu erwähnen – ein zweibändiger Kommentar zum Buch der Psalmen, der Kommentar zu den Büchern Tobit, Judit und Ester in der Echterbibel und seine umfangreichen Beiträge zu den großen theologischen Handbüchern und Nachschlagewerken.
Darüber hinaus war er lange Jahre Konsultor der Päpstlichen Kommission für die Neo-Vulgata. Seine Verdienste wurden 1976 mit der Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten geehrt.
Neben seiner reichen wissenschaftlichen Tätigkeit war Prof. Groß zeitlebens ein engagierter, vorbildlicher Priester und Seelsorger, der sich eng mit der Diözese Regensburg verbunden fühlte. In zahlreichen Vorträgen, Führungen durch das Heilige Land und Exerzitien brachte er seinen Hörern die befreiende Botschaft Christi nahe. Über Jahrzehnte hinweg hat er bis ins hohe Alter als Hausgeistlicher im Regensburger Friedheim gewirkt.
Am 30. April 2008 hat der Herr über Leben und Tod seinen Priester heimgeholt in sein ewiges Reich.
Als Bischof von Regensburg danke ich dem Verstorbenen für seinen treuen und umsichtigen Dienst im Weinberg des Herrn als Priester und theologischer Lehrer. Möge der gute Gott, ihm auf ewig SEINE Nähe und das ewige Leben schenken! Requiescat in pace!
+ Gerhard Ludwig
Bischof von Regensburg