Gott ermöglicht Andersheit – Bischof Voderholzer diskutiert in Lambach mit Gläubigen aus der charismatischen Gemeindeerneuerung
Am Dienstagnachmittag hat Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in Lambach im Bayerischen Wald bei einer Konferenz für Leiter von Gemeinschaften aus der charismatischen Erneuerug über die göttliche Dreifaltigkeit als das Spezifikum christlichen Glaubens gesprochen. „Brot des Lebens“ ist eine katholische charismatische Bundgemeinschaft in der Erzdiözese München, die Kardinal Friedrich Wetter anerkannt hat. Die Gemeinschaft „Brot des Lebens“ hat für eine Leiterschulung Vertreter aus ähnlichen Gemeinschaften aus ganz Europa für eine Woche lang im Kolping-Ferienhaus Lambach versammelt. Der Regensburger Bischof hielt den Vortrag in der englischen Sprache, auch die Diskussion fand weitgehend auf Englisch statt.
Das Besondere am christlichen Glauben und auch an der Wirklichkeit des dreieinigen Gottes liegt darin begründet, dass in Gott Andersheit möglich ist und tatsächlich auch ist, dass diese Andersheit aber keine Unterordnung oder Abwertung erfordert. Im Gegenteil: In Gott selbst ist Liebe, Gott ist die Liebe. Dies ist das Vorbild dafür, Andersheit im menschlich-irdischen Leben auszuhalten, ohne in eine Gleichmacherei zu verfallen. Das bezieht sich nicht zuletzt auf den Unterschied von Mann und Frau. Zeitgeistige Strömungen versuchen derzeit, diese zu verwischen. Auch erklärte der Bischof von Regensburg die feinsinnige theologische Pointe, dass Gott den Menschen aus Liebe erschaffen hat. Aber er ist nicht auf den Menschen angewiesen. Dass Gott nun gerade nicht auf den Menschen angewiesen ist, ist nicht als ein Mangel an Liebe misszuverstehen, sondern diese Tatsache ist in Verbindung damit zu sehen, dass Gott dem Menschen das Leben geschenkt hat, das von freier Souveränität geprägt ist. Damit ist auch dem Menschen die Freiheit eröffnet, sich für oder gegen Gott zu entscheiden.
Bei dieser Gelegenheit zeigte sich Bischof Voderholzer verwundert darüber, dass in medialen Berichten über kirchliche Aktivitäten allenfalls höchst selten maßgebliche theologische Aussagen wiedergegeben werden. Er sprach sich dagegen aus, die Kirche auf eine moralistische Anstalt zu reduzieren. „Ohne das entscheidende Theologische, das wir zu sagen haben, wird die Moral auch bald weg sein“, sagte Dr. Voderholzer.
Was die kleinen kirchlichen Gemeinschaften betrifft, sagte der Bischof: „Diese kleinen Gruppen, in denen der Glaube gelebt und bezeugt wird, sind für die Zukunft der Kirche lebensnotwendig.“ Solche neuen Formen der Gemeinschaft unterhalb der Ebene der Diözese und der Pfarrei sollten aber offen sein und über den Tellerrand ihrer selbst hinaussehen können.
Diese Forderung war bei dem Leitertreffen in Lambach überdeutlich verwirklicht. In einer folgenden Gesprächsrunde mit 12 Leitern stellten diese ihre Einsätze in England, Irland, Belgien und Syrien vor, um nur einige zu nennen. Bischof Voderholzer zeigte sich sehr interessiert an der Frage, wie die katholische Kirche in Deutschland von außen wahrgenommen wird. Dass die katholische Kirche in Deutschland an geistlicher Tiefe zulegen könne, fand einen breiten Konsens.
An dem Treffen nahmen etwa 150 Personen teil, darunter sehr viele Kinder. Sie nutzten die Schönheit des Ortes, der Natur und das neue Playmobil-Schiff, um eine glückliche Zeit spielend zu verbringen. Der Leiter der Konferenz, Bernhard Stock, ist für die Vereinigung von Gemeinschaften mit dem Namen „Schwert des Geistes“ unter anderem in der europäischen Region für diese jährlichen Konferenzen zuständig. Sie finden in unterschiedlichen Ländern statt.