Haiti: Elendsquartier am Strand

Gewalt, Klimawandel, Inflation: Hungerkrisen in Lateinamerika

„Hunger-Hotspot“ Haiti


Essen / Regensburg, 20. Juni 2025

„Gewalt, Klimawandel, wirtschaftliche Ungleichheit und Inflation lassen die Anzahl der Hungernden in Lateinamerika steigen.“ So fasst Thomas Wieland, Leiter des Bereichs Ausland beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, die Zahlen des UN-Berichts „Hunger-Hotspots“ zusammen. Dieser wurde gerade von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und dem Welternährungsprogramm veröffentlicht.

Der besorgniserregendste Hunger-Hotspot in Lateinamerika und der Karibik ist dem Bericht zufolge Haiti. Die massiv gestiegene Bandengewalt und die Folgen des Klimawandels sorgen auf der Insel in der Karibik dafür, dass sich die Zahl der Menschen, die hungern, nochmals erhöht hat. 5,7 Millionen Haitianerinnen und Haitianer haben nicht genug zu essen – davon leiden 2,1 Millionen unter extremem Hunger und 8.400 fallen in die Kategorie 5, die im Bericht als Katastrophe beschrieben wird. „Wir unterstützen unsere Partnerorganisationen vor Ort bei Schulspeisungen und der Versorgung von Familien mit Lebensmitteln, die von Banden vertrieben wurden“, erklärt Adveniat-Bereichsleiter Thomas Wieland.

Sorge bereitet dem Lateinamerika-Hilfswerk, dass auch in Ländern wie Bolivien und Kolumbien die Zahl der Hungernden steigt. In Kolumbien sind es die seit mehr als einem halben Jahrhundert andauernden Kämpfe zwischen Guerillas, Paramilitärs und der staatlichen Armee, die zu mehr als acht Millionen Vertriebenen geführt haben. 15 Prozent der kolumbianischen Bevölkerung hungern dem Bericht zufolge. „Neben dem jahrzehntelangen Engagement im Friedens- und Versöhnungsprozess legt Adveniat einen weiteren Schwerpunkt der Projektförderung auf ökologischen Landbau“, erläutert Wieland. Wenn sich die Menschen in ihren Dörfern selbst mit angepassten Anbaumethoden versorgen können, mache sie das unabhängiger und resilienter gegenüber Guerillas, Paramilitärs und kriminellen Banden einerseits und den Folgen des Klimawandels andererseits.

Mit vergleichbaren Projekten hilft das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland auch den Menschen in Bolivien. Dort sind 2,2 Millionen Menschen vom Hunger betroffen, knapp 20 Prozent der Bevölkerung. „Angesichts der Inflation und fehlendem Treibstoff für Laster und Traktoren wir die Zahl jedoch weiter steigen“, befürchtet Thomas Wieland, der erst vor Kurzem in dem südamerikanischen Land war. „Denn ohne Diesel kommen die Produkte nicht zu den Menschen und die Saat nicht auf die Felder.“ Deshalb wird das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat weiter die kirchlichen Strukturen bis in die entlegensten Dörfer nutzen, um die Hungernden und Armen mit Projekten zur Selbstermächtigung unmittelbar und langfristig zu unterstützen.

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten mehr als 1.000 Projekte mit 33,8 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.

Text: Adveniat

(sig)

Weitere Infos

Unser Bild: Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Geschlagen ist es durch schwere Naturkatastrophen. Dazu kommen Korruption, eine komplett außer Kontrolle geratene Bandenkriminalität und politische Instabilität. In den Slums ist drohen Mord und Totschlag; die Ärmsten der Armen fliehen bis an den Strand, wo sie im Elend hausen. 



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