News Bild Gesellschaft für bedrohte Völker: Appell an Kirchen und Bundesregierung

Gesellschaft für bedrohte Völker: Appell an Kirchen und Bundesregierung

Größerer Einsatz für Christen bitter nötig

Home / News

Göttingen / Regensburg, 30. November 2024

Zum ersten Advent fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die deutsche Bundesregierung, die demokratischen Parteien sowie die großen Kirchen in Deutschland auf, ihren Einsatz für christliche Gemeinschaften und die Religionsfreiheit zu verstärken.

„Auch im Jahr 2024 hat sich die Situation der Christen vielerorts nicht verbessert. Im Gegenteil: In vielen Ländern wie Nordkorea, Indien, Pakistan, Afghanistan, Iran, Jemen, Saudi-Arabien, Eritrea, Somalia, Sudan, Libyen und Nigeria sehen sich christliche Gemeinschaften zunehmender Gewalt ausgesetzt. Insbesondere radikale Islamisten sunnitischer oder schiitischer Prägung bedrohen die Religionsfreiheit von Christen und religiösen Minderheiten wie den Yeziden, Bahá’í, Mandäern und Juden“, warnt der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido heute in Göttingen.

„Ein Grund für die Verfolgung von Christen und anderen religiösen Minderheiten ist der Fanatismus und die Intoleranz islamistischer Regierungen, Milizen und Gruppen. Sie wollen nicht, dass Andersgläubige die Freiheit haben, ihren Glauben zu leben oder sich gar für einen anderen Glauben zu entscheiden. Im Iran wächst beispielsweise die Zahl der Menschen, die zum Christentum konvertieren. Sie werden durch das Mullah-Regime massiv verfolgt“, berichtet der Menschenrechtler.

„Auch die Lage der kurdischen Christen aus Afrin ist prekär. Etwa 1.200 von ihnen leben seit der Vertreibung aus ihrer Heimat durch die türkische Armee und islamistische Söldner im Jahr 2018 noch immer in Zelten in Geflüchtetenlagern. Sie werden die Weihnachtsgottesdienste in Baracken im Niemandsland im Nordwesten Syriens feiern. Auch dort werden sie fast täglich von der Türkei angegriffen, unter anderem mit Kampfdrohnen“, sagt der Nahostreferent.

„Im Irak geht die Zahl der Christen immer weiter zurück. Durch die Abschottung Westeuropas hat sich die Fluchtbewegung zuletzt verlangsamt, dennoch wollen viele Angehörige religiöser Minderheiten auswandern“, erklärt Sido. Schätzungen über die Zahl der noch im Irak lebenden Christinnen und Christen gehen weit auseinander und liegen zwischen 150.000 bis maximal 275.000. Vor 40 Jahren waren es noch 1,5 Millionen. Eine Volkszählung, die im November 2024 begonnen hat, könnte bald genauere Zahlen liefern.

„Christen in arabisch-islamisch geprägten Ländern blicken mit großer Hoffnung auf Deutschland. Denn die Religionsfreiheit ist ein Grund- und Menschenrecht, das in allen wichtigen internationalen Konventionen und Erklärungen sowie im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert ist“, erklärt der in Syrien geborene Menschenrechtler. „Der diesjährige Besuch des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Ägypten in Begleitung von Bischof Anba Damian, einem Würdenträger der koptischen Kirche, war ein positives Zeichen für die Christen in Ägypten und der gesamten arabisch-islamisch geprägten Welt. Doch bei reinen Gesten darf es nicht bleiben. Die Bundesregierung muss sich nachhaltig für die Rechte der Christen weltweit einsetzen“, fordert Sido.

Text: GfbV

(sig)



Nachrichten