News Bild Gertraud und Roland Skriwan blicken zurück auf 60 Jahre Ehe
Gertraud und Roland Skriwan blicken zurück auf 60 Jahre Ehe

Den Humor nicht vergessen

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Regensburg, 6. September 2023

Die Besucher des Werktagsgottesdienstes in der Alten Kapelle staunten nicht schlecht. Plötzlich waren sie Teil einer Diamantenen Hochzeitsfeier. Vor genau 60 Jahren – selber Ort, selber Tag – versprachen sich Gertraud und Roland Skriwan in der Basilika Unsere Liebe Frau zur Alten Kapelle die Treue. Zu diesem Anlass waren sie am 21. August zurück in ihre Hochzeitskirche gekommen. Kanonikus Erhard Schmidt segnete das Paar am Ende der Messfeier. Die Gottesdienstbesucher klatschten. Jeder Hochzeitstag ist ein Grund zur Freude. Wer allerdings die Diamantene Hochzeit erleben darf, hat definitiv was zu erzählen:

 

Wo sind Sie sich zum ersten Mal begegnet?

Frau Skriwan: Das war im Jahre 1961. Roland war als Beamter bei der Stadt Regensburg tätig und ich in der Verwaltung des evangelischen Krankenhauses. Da sind wir uns begegnet. Wir können nicht sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war, es hat sich entwickelt. Wir haben uns angefreundet und später auch lieben gelernt.

Herr Skriwan: Wir haben schnell gemerkt, dass wir viele gemeinsame Interessen haben. Wir haben die schöne Umgebung von Regensburg bis hin zum Bayerischen Wald erkundet und waren auch zusammen beim Skifahren.

 

Woher wussten Sie, dass der jeweils andere, der richtige Partner fürs Leben ist?

Herr Skriwan: Das weiß man am Anfang noch nicht. Wichtig sind die gemeinsamen Interessen und Werte. Wir waren noch recht jung – 23 und 21 Jahre. Aber unsere berufliche Situation hat uns Sicherheit gegeben. Und so haben wir beschlossen, zusammen zu bleiben und haben uns Weihnachten 1962 verlobt. Ein halbes Jahr später, am 21. August 1963, haben wir in der Alten Kapelle in Regensburg geheiratet.

 

Wie blicken Sie heute auf Ihren Hochzeitstag vor 60 Jahren zurück?

Herr Skriwan: Es war aufregend. Ich meine, jeder ist irgendwie aufgeregt, wenn jemand heiratet. Bei uns kam dann noch die Konfessionsverschiedenheit dazu. Wir sind beide christlich erzogen worden, meine Frau evangelisch und ich katholisch. In der damaligen Zeit war die Konfessionsverschiedenheit ein Ehehindernis. Wir mussten uns verpflichten, die Ehe vor einem katholischen Priester einzugehen und unsere Kinder katholisch zu erziehen. Eine ökumenische Trauung gab es damals noch nicht. Wir hatten also keine Wahl. Entweder nicht kirchlich heiraten oder katholisch heiraten. Das war für uns als junges Paar nicht einfach, vor allem auch nicht für die Familie meiner Frau.

 

Kanonikus Erhard Schmidt segnete das Paar am Ende der Messfeier.

Wie leben Sie die Konfessionsverschiedenheit in der Ehe?

Herr Skriwan: Unsere beiden Töchter haben wir katholisch erzogen. Sie haben auch die Kommunion und Firmung empfangen. Wir haben gemeinsam am Pfarreileben teilgenommen und mitgeholfen. Als die Kinder erwachsen waren, hat sich Gertraud wieder etwas mehr in der evangelischen Gemeinde engagiert und war auch viele Jahre im Ökumenischen Arbeitskreis tätig. Heute gehen wir einmal in die katholische und das andere Mal in die evangelische Kirche, aber immer gemeinsam.

 

Häufig nennen Paare als Grund für ihre Trennung, dass sie sich auseinandergelebt haben. Haben Sie einen Rat, wie man die Verbindung zueinander nicht verliert?

Herr Skriwan: Natürlich gibt immer ein Auf und Ab im Leben. Da heißt es, immer wieder neu aufeinander zugehen. (Frau Skriwan: Mein Mann legt jetzt gerade einen Arm um mich.) Wir können nur raten, jede Krise gemeinsam durchzustehen. Manchmal dauert es etwas länger, manchmal nicht so lang. Miteinander sprechen, nicht abblocken und sagen, ich rede jetzt nichts mehr. Vielleicht muss man sich auch mal von kompetenter Stelle helfen lassen.

Frau Skriwan: Treue lohnt sich und ist wichtig für einen selbst, aber auch wenn man weiterdenkt, für die Kinder, die Enkel, Freunde. Wichtig ist auch der Humor. Nicht alles so ernst zu nehmen und auch mal lachen.

Herr Skriwan: Das mit den Hochzeitsfotos vor 60 Jahren ist auch fast zum Lachen, aber eigentlich auch nicht so lustig.

Von der Trauungsmesse vor 60 Jahren gibt es nur ein einziges Foto. 

Was ist mit den Hochzeitsfotos passiert?

Herr Skriwan: Ein Freund von mir war vorgesehen, zu fotografieren. Aber nach dem ersten Foto, wie wir in die Kirche hineingegangen sind, ist der Blitz ausgefallen. Das heißt, alle Bilder, die wir vor 60 Jahren am Altarraum gemacht haben, sind unscharf. Es gibt nur ein einziges scharfes Foto.

Frau Skriwan: Das Blumenmädchen, das auf dem Foto auch noch mit drauf ist, ist meine Nichte und jetzt auch längst Oma.

Die Feier der Goldenen Hochzeit fand 2013 ebenfalls in der Alten Kapelle statt.
 

Was würden Sie im Rückblick als die schönsten Momente ihrer Ehe bezeichnen?

Frau Skriwan: Da war natürlich die Geburt unserer beiden Töchter. Das ist für jede Mutter ein großes Erlebnis. Claudia wurde 1965 noch in Regensburg geboren, Carina erst etliche Jahre später in Würzburg, wohin wir 1966 aus beruflichen Gründen hingezogen sind. Besonders schön waren auch unsere vielen Reisen. Angefangen mit unserer Hochzeitsreise an den Gardasee und nach Venedig. Später mit den Kindern, Freunden und der Betriebssportgemeinschaft.

Herr Skriwan: Wir haben in den letzten Jahren auch mehrere Reisen allein, also nur zu zweit, gemacht. Das sind schon wunderbare Erlebnisse.

 

Sie haben zusammen Sport gemacht?

Frau Skriwan: Ja! Gymnastik und Schwimmen. Ab 1983 sind wir beide der Betriebssportgemeinschaft beigetreten. Wir haben eine Schwimmgruppe zusammen gegründet und sind seitdem dabei.
Herr Skriwan: Auch jetzt noch mit unseren über 80 Jahren.

 

v.l.n.r. Gertraud Skriwan, Roland Skriwan, in der Mitte ihre beiden Töchter Claudia und Carina, Bischof Dr. Franz Jung. Das Foto entstand nach dem Dankgottesdienst für Gold- und Diamantjubilare am Kiliansplatz in Würzburg. Foto:© Vincent Poschenrieder (POW)

Was verbindet Sie mit Regensburg?

Herr Skriwan: Wir sind beide in Regensburg aufgewachsen. Hier haben wir uns kennengelernt. Wir lieben die Stadt. Seit 20 Jahren fahren wir regelmäßig zu unserem Hochzeitstag von Würzburg nach Regensburg und besuchen die heilige Messe in der Alten Kapelle und feiern dann mit den noch lebenden engeren Verwandten in Regensburg. Dieses Jahr zur Diamantenen Hochzeit habe ich mich im Vorhinein an das Stiftskapitel gewandt. Die haben uns „mit offenen Armen“ aufgenommen und Herr Kanonikus Erhard Schmidt hat uns einen Segen zum Jubiläum gespendet. Wir sind ihm sehr dankbar! Als die Besucher am Ende dann auch noch geklatscht haben, war ich sehr berührt! Das haben wir nicht erwartet.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Fotos: Titelbild: links: © Vincent Poschenrieder (POW), rechts: Familie Skriwan,
alle weiteren Fotos von Familie Skriwan zur Verfügung gestellt
Interviewfragen: Jacinta Fink



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