News Bild Gemeinsames Gedenken an den Fall des „Eisernen Vorhangs“ vor 25 Jahren Erste Veranstaltung der Reihe „Diözesankomitee vor Ort“ diesmal im „Centrum Bavaria Bohemia“ in Schönsee

Gemeinsames Gedenken an den Fall des „Eisernen Vorhangs“ vor 25 Jahren Erste Veranstaltung der Reihe „Diözesankomitee vor Ort“ diesmal im „Centrum Bavaria Bohemia“ in Schönsee

Home / News

Am vergangenen Dienstag hat Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zusammen mit Stadtpfarrer Wolfgang Dietz in der Pfarrkirche St. Wenzeslaus in Schönsee eine Dankvesper gefeiert. Anlass war der 25. Jahrestag des Falles des „Eisernen Vorhangs“. Im Anschluss daran veranstaltete das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Regensburg ein Zeitzeugengespräch im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee.

Heuer ist ein positives und freudiges Jubiläum

Nach den einleitenden Worten von Stadtpfarrer Dietz zu Beginn der Dankvesper und der musikalischen Umrahmung des Kirchenchors griff Bischof Rudolf in seiner Predigt zunächst auf ein Ereignis aus diesem Jahre zurück: Er erinnerte an den 99. Katholikentag, der im Mai in Regensburg stattgefunden hatte. Bereits an jenen Tagen wurde des Falls des „Eisernen Vorhangs“ gedacht, wobei der Friede gewahrt wurde. Das sei heuer ein „positives und freudiges Jubiläum“, das den ebenso präsenten Gedenkanlass bezüglich des Beginns des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren überstrahle. Er selbst, sagte der Bischof, habe insofern einen besonderen Bezug zur bayerisch-böhmischen Grenzregion, da seine Mutter aus dem Sudetenland stammt.

Als Christen gemeinsam helfen

In einem kurzen Rückblick ließ Bischof Rudolf die Ereignisse vom November 1989 bis zum Beginn der Präsidentschaft von Vaclav Havel im Dezember 1989 Revue passieren und dankte den zahlreichen Menschen, die sich für diese positiven Entwicklungen eingesetzt haben. Im Besonderen nannte er Papst Johannes Paul II., dem Europa viel für diese politische Wende verdanke. Europa bilde nun auch den Wendepunkt, um von der Vergangenheit in die Zukunft zu blicken. Das Gebiet an der Grenze zwischen Bayern und Böhmen sei von einer Grenzregion ins Herz Europas gerückt. Bischof Rudolf zitierte dabei Benedikt XVI., der in Europa mehr sieht als einen gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraum: eine geistige sowie spirituelle Größe. Bischof Rudolf erinnerte jedoch auch an die Notwendigkeit für Europa heute, seine Wurzeln und das geistige Selbstbewusstsein nicht zu vergessen. Sein Wunsch für die Zukunft ist daher, als Christen gemeinsam zu helfen, um sich neu für Europa zu begeistern, Mauerreste abzubauen und weiterhin neue Brücken zu schlagen und zu betreten.

An dieses Anliegen wurde bereits im Anschluss an die Vesper mit einem Zeitzeugengespräch angeknüpft. Das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Regensburg mit seiner Vorsitzenden Michaela Halter lud zur ersten Veranstaltung der neuinitiierten Reihe „Diözesankomitee vor Ort“ ins Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee ein. Neben zahlreichen Interessierten aus der gesamten Umgebung begleitete auch Bischof Rudolf den Abend.

Wallfahrten ein bedeutender Teil der Grenzüberwindung

Nach Grußworten der Komiteevorsitzenden Michaela Halter und der Schönseer Bürgermeisterin Birgit Höcherl, die auf die „steinernen Zeitzeugen“ in der Region hinwies, stellte Moderatorin Sonja Ettengruber aus Straubing die drei Teilnehmer der Gesprächsrunde vor. Nach einer kurzfristigen Absage von Dominik Kardinal Duka aus Prag konnte Jana Dirriglova, Bürgermeisterin der Gemeinde Loučim nahe dem Grenzübergang Rittersteig-Sankt Katharina, als Zeitzeugin von tschechischer Seite gewonnen werden.

Des Weiteren erzählten Egid Hofmann, Altbürgermeister des Markts Neukirchen beim Hl. Blut und ehemaliger Zollbeamter am Grenzübergang Eschlkam, und Haymo Richter, Chronist und Wanderführer aus Bad Kötzting, wie sie das historische Ereignis erlebt haben. Richter zeigte anhand vieler Fotografien anschaulich, wie die Grenze vor und nach dem November 1989 ausgesehen hatte, und betonte vor allem die seit 1990 stattfindenden grenzüberschreitenden Wallfahrten von böhmischer Seite nach Neukirchen b. Hl. Blut. Diese Wallfahrten machen auch für Hofmann einen bedeutenden Teil der Grenzüberwindung aus. Durch seine Arbeit an der Grenze war diese für ihn immer präsent, jedoch konnte er sich erst nach der Öffnung selbst damit auseinandersetzen und ist heute so aktiv in der Region tätig.

Von der Unüberwindbarkeit des Vorhangs zu einer offenen Region

Bürgermeisterin Dirriglova, die zur Zeit der Grenzöffnung 19 Jahre alt war, beschrieb den Fall des „Eisernen Vorhangs“ als einprägsames Ereignis, bei dem ihr vor allem die Freundlichkeit und vorbehaltlose Offenheit von deutscher Seite im Gedächtnis geblieben sind. Alle drei betonten den enormen Wandel des Grenzgebiets, vorher von der Unüberwindbarkeit des Vorhangs geprägt, zu einer offenen Region, in der laut Bürgermeisterin Dirriglova „Freundeskreise entstehen, in denen Nationalität keine Rolle spielt“. Neben diesen Freund- und Partnerschaften seien laut Hofmann auch viele Arbeitskreise und Zukunftsprogramme initiiert worden, die von tschechischer und bayerischer Seite gemeinsam entwickelt und realisiert werden.

Er unterstrich dabei die verbindende Kraft des katholischen Glaubens als gemeinsame kulturelle Grundlage, besonders in Bezug auf die grenzüberschreitenden (Wallfahrts)Wege. Abschließend resümierten Hofmann, Dirriglova und Richter eine sehr positive Entwicklung, die es gilt, auch in Zukunft in diese Richtung weiterzuführen.



Nachrichten