Gedenken an NS-Opfer Dr. Adolf Freiherr von Harnier in Straubing
Vor 70 Jahren starb Dr. Adolf Freiherr von Harnier nach 6-jähriger Haft im Zuchthaus Straubing an Hungertyphus. Der bayerische Patriot und zum katholischen Glauben konvertierte Anwalt war ein Gegner des nationalsozialistischen Regimes und wurde schon im August 1938 von der Gestapo verhaftet. Mit einer Gedenkfeier werden am kommenden Dienstag, 12. Mai 2015, in Straubing Gläubige aus dem Erzbistum München und Freising an das NS-Opfer Dr. Adolf Freiherr von Harnier erinnern. Menschen aus der Region sind zur Mitfeier herzlich eingeladen.
Das Gedenken beginnt um 15 Uhr in der Justizvollzugsanstalt Straubing. Treffpunkt ist am Tor. Um 16 Uhr wird der Münchner Priester Janusz Zurawski eine Statio am Grab im Straubinger Friedhof (Friedhofstraße, Abt. C6) halten. An der Feier werden auch Louis Freiherr von Harnier, ein Sohn des NS-Widerständlers, sowie dessen Tochter teilnehmen.
Zeuge für Christus
Dr. Adolf Freiherr von Harnier war seit dem Hitlerputsch (1923) ein scharfer Gegner der NS-Ideologie. Der auch in der Opferpfalz tätige Anwalt verweigerte jeglichen Beitritt zur NSDAP und zu NS-Verbänden wie dem NS-Juristenbund. Unter Protest gegen die Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut trat er aus der Deutschen Adelsgenossenschaft aus. Schon 1934 schrieb er: „ Wie lange noch? Die Staatsgewalt in Händen eines Irren; der Irre in Händen von Verbrechern.“ Im gleichen Jahr konvertierte Harnier auch zum katholischen Glauben.
Harnier hat einen Kreis um sich versammelt, der in erster Linie die Zeit nach dem Zusammenbruch des Regimes im Auge hatte. Dabei wurde er von Anfang an bespitzelt und am 3.8.1938 zusammen mit 150 weiteren Personen verhaftet. Er wurde als Hauptgestalt in einem Hochverratsprozess zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Dr. Adolf Freiherr von Harnier starb am 12. Mai, dem Tag als er aus dem inzwischen von Amerikanern besetzten Zuchthaus entlassen werden sollte, entkräftet und an Hungertyphus.
Die Katholische Kirche hat Harnier in das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Dort sind unter dem Titel „Zeugen für Christus“ vor allem Lebensbilder von mehr als 700 katholischen Märtyrern zusammengetragen.
Harnier wird auch durch das vor wenigen Tagen in München eröffnete NS-Dokumentationszentrum gewürdigt. Dort wird der katholisch motivierte Widerstand gegen Hitler am Beispiel des Harnier-Kreises dargestellt.