„Freut euch, denn der Herr ist da“ – Bischof Rudolf feierte Pontifikalamt zu Ehren des seligen Berthold von Regensburg
Sie ist keine Kirche mehr, doch einmal im Jahr wird die Minoritenkirche am Dachauplatz ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Am vergangenen Samstag feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer dort ein Pontifikalamt zu Ehren des seligen Berthold von Regensburg. Er war einer der bekanntesten Prediger des Mittelalters. Bestattet ist er in der Minoritenkirche.
Seine Predigten zogen 200.000 Zuhörer an
Der selige Berthold von Regensburg wurde um 1210 in Regensburg geboren. Nach seinem Studium in Magdeburg wurde er als Prediger auf Wanderschaft gesandt. 1263 bestimmte ihn Papst Urban IV. zusammen mit Albertus Magnus als Prediger für Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Die Predigten zeichneten sich durch seine volkstümliche Sprache aus. Und so sollen bis zu 200.000 Zuhörer von seinen Predigten angezogen worden sein. Berthold starb 1272 und wurde in der mittlerweile säkularisierten Regensburger Minoritenkirche begraben, die heute zum Historischen Museum gehört. Jedes Jahr feiert der Bischof zu Ehren des Seligen dort ein Pontifikalamt.
Freude ist ein Geschenk
„Jetzt freu dich!“ – ein solcher Aufruf sei ein Paradox. So griff Bischof Rudolf die Bezeichnung des dritten Adventssonntags „Gaudete“ auf. Freude könne nicht auf Knopfdruck aufgerufen werden, Freude sei ein Geschenk. Wohin falsch verstandene Freude führen könne, zeigten die Versuche mancher, sie mithilfe von Drogen manipulativ herbeizuführen.
Im Gefängnis: Freude bestärkt Paulus
Der Aufruf zur Freude, der aus dem Philipperbrief des Paulus stammt, ist nicht abstrakt. Vielmehr geht es um eine Erinnerung. Wer sich auf dunkle Zeiten fixiere, der ziehe sich hinunter. Deshalb nenne Paulus gleich im Anschluss den Grund der Freude: „Freut euch, denn der Herr ist da.“ Die Gegenwart des Herrn soll Gemeinschaft schenken. Die Freude, von der Paulus erfüllt ist, habe ihm selbst Kraft gegeben. Den Philipperbrief musste er aus dem Gefängnis schreiben. Den Grund zur Freude habe er sich dennoch nicht nehmen lassen.
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Paulus habe sich in einer ähnlichen Situation befunden wie Johannes der Täufer, der im Tagesevangelium aus dem Gefängnis seine Jünger zu Jesus aussendet. Die Freude über die Gegenwart Gottes habe auch der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer zum Ausdruck gebracht. Er verfasste vor 75 Jahren aus der Haft im Gestapo-Gefängnis Berlin für seine Verlobte das Lied: „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“
Der Anblick der Krippe erfüllte sie mit Freude
Berthold war Prediger Jesu in der Nachfolge des Franziskus. Auf den Gründer der Minderbrüder geht wohl die Tradition der Weihnachtskrippen zurück – Krippen zeigen den christlichen Glauben in Freud und Leid. Diese Gedanken bezog Bischof Rudolf auf das Apostolische Schreiben „Admirabile signum“, in dem Papst Franziskus die Bedeutung der Krippen hervorhebt.