"Formen des geweihten Lebens im Bistum sind Ausdruck der barmherzigen Liebe des Vaters" - Bischof Rudolf Voderholzer feiert Pontifikalvesper zum Tag des Geweihten Lebens
Rund um den Dom herrscht großer Trubel, der Regensburger Faschingszug bahnt sich seinen Weg durch die mittelalterliche Innenstadt. Am Straßenrand versuchen einige Ordensschwestern die Straße zu überqueren, doch die vorbeiziehenden Musikkapellen und Wagen machen es fast unmöglich. Neben der Gruppe scheint eine Mitschwester zu stehen, die eigentümlicher Weise in der einen Hand ein Bierglas und in der anderen einen Mann hält. Das Habit der vermeintlichen Ordensfrau ist nur ein Faschingskostüm. Ob die junge Regensburgerin weiß, das heute im Dom Bischof Rudolf Voderholzer mit den Ordensleuten und geistlichen Gemeinschaften die Vesper feiert, ob sie erahnen kann, was es heißt, sich ganz in den Dienst der Kirche zu stellen, so wie es die Ordensleute tun?
Als die Vesper um 15 Uhr beginnt ist der Faschingszug längst weitergezogen und die Stimmungslieder werden vom Gesang der Domspatzen abgelöst. Bereits zum vierten Mal kann Bischof Rudolf den "Tag des geweihten Lebens" begehen, den Papst Johannes Paul II. im Jahre 1997 neu geschaffenen und mit dem Fest der “Darstellung des Herrn” verbunden hatte. Damit sollten, so der Wunsch des Heiligen Vaters, alle Formen des geweihten Lebens in der Kirche nicht nur gewürdigt sondern auch gefördert werden.
"Das Jahr des geweihten Lebens geht weiter..."
Mit dem Fest der Darstellung des Herrn am 2. Februar endet das "Jahr des geweihten Lebens". Am 8. Dezember 2015 hatte Papst Franziskus das außerordentliche "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" feierlich in Rom eröffnet. Beide Jahre, so der Bischof, hätten eine große geistliche Schnittmenge. Bischof Rudolf hatte die zurückliegende Woche in Rom bei der Vollversammlung der Glaubenskongregation verbracht und berichtete in seiner Predigt von der Privataudienz der Kommissionsmitglieder bei Papst Franziskus. Dieser hatte den Anwesenden mit der Frage nach den sieben Leiblichen und Geistlichen Werken der Barmherzigkeit einen kleinen Schreck eingejagt. "Man soll diese nicht auswendig können", so der Bischof, "sondern inwendig, verinnerlicht haben und leben". Die Leiblichen Werke der Barmherzigkeit sind: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Gefangene besuchen und Tote bestatten. Die Geistliche Werke der Barmherzigkeit: die Unwissenden lehren, die Zweifelnden beraten, die Trauernden trösten, die Sünder zurechtweisen, den Beleidigern gern verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen beten. Er gab den Vorschlag des Papstes weiter, den Freitag in besonderer Weise als Tag der Barmherzigkeit zu leben. Seinen Aufruf im Hirtenbrief zur Fastenzeit 2015 erneuerte Bischof Rudolf, auch über das Jahr des geweihten Lebens hinaus, in den Pfarreien den Kontakt zu den Orden und geistlichen Gemeinschaften zu pflegen. Er dankte den Ordensleuten für ihren vielfältigen Dienst in der Kirche von Regensburg und erinnerte an viele Begegnungen im zurückliegenden Jahr: Besuch bei den Mallersdorfer Schwestern in Südafrika, Josephi bei den Franziskanerinnen in Aiterhofen, Benediktsfest in Metten, Besuch bei den Klarissen in Dingolfing und zum Jubiläum in Kloster Waldsassen bei den Zisterzienserinnen.
Besonders freute es Bischof Rudolf, dass er den neuen Konvent der Franziskanerinnen vom Unbefleckten Herzen Mariens in Schwandorf hatte segnen dürfen. Freudig blickte er auch auf das Jubiläum 800 Jahre Dominikaner in Regensburg, das heuer mit verschiedenen Aktionen gefeiert werden kann. Mit dem Tagesgebet schloss er seine Predigt ab: "Herr, unser Gott, du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen. Gib, dass wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten und die Menschen lieben, wie du sie liebst. Darum bitten wir durch Jesus Christus."
"Ein ganzer Saal voller Berufungen"
Im Anschluss an die Vesper zogen rund 200 Ordensleute und Mitglieder geistlicher Gemeinschaften vom Dom zum Diözesanzentrum Obermünster, um sich dort miteinander auszutauschen. Von Ordinariatsrätin Maria-Luisa Öfele, der Leiterin des Referats Orden und Geistliche Gemeinschaften im Bischöflichen Ordinariat, wurde ein Grußwort verlesen, da sie zurzeit in Rom bei den Internationalen Tagen des geweihten Lebens ist. Dabei dankte sie den zahlreich erschienen Ordenschristen und Vertretern geistlicher Gemeinschaften für alle Aktionen im Jahr des geweihten Lebens, "mit denen sie andere Menschen an der Freude ihrer Lebensform haben teilhaben lassen". Neben den alten Orden der Karmeliten, Dominikanerinnen und Barmherzigen Brüder, Prämonstratenser und Augustiner Chorherren, waren auch junge Gemeinschaften, wie die Dienerinnen vom Heiligen Blut aus Regensburg und Aufhausen vertreten. Zahlreiche Ordensleute konnten schon auf ein langes Ordensleben zurückblicken, aber auch viele junge waren gekommen, so die Augustiner Chorherren aus Paring oder die Prämonstratenser aus Windberg. Zu diesem Gedankenaustausch waren auch die Mitglieder der geistlichen Gemeinschaften eingeladen, so. z.B. die Fokolare, die Schönstattbewegung oder die Oblaten des Dominikanerordens, Mitglieder des Neokatechumenalen Weges und auch Familiaren des Deutschen Ordens und Grabesritter.
Stichwort: Gott geweihtes Leben
Mit "Gott geweihtes Leben" bezeichnet die Kirche all jene, die nach einem verbindlichen, lebenslangen Versprechen sich Christus ganz hingeben, deren Ganzhingabe die Kirche auch eine rechtliche Form gibt und diese damit anerkennt. Das sind die Ordensmänner und -frauen in den traditionellen Orden ebenso wie in den Ordensgemeinschaften oder den Gesellschaften apostolischen Lebens, in den Säkularinstituten oder auch die Gott geweihten Jungfrauen (Virgines consecratae), eben alle, die nach den evangelischen Räten der Jungfräulichkeit, der Armut und des Gehorsames leben.