News Bild „Folge der Sehnsucht Deines Herzens“ - Äbtissin Laetitia Fech spricht im Interview über die Berufung zum Ordensleben

„Folge der Sehnsucht Deines Herzens“ - Äbtissin Laetitia Fech spricht im Interview über die Berufung zum Ordensleben

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Ein Leben im Kloster. Entscheiden sich dazu auch heute noch Menschen? Und wenn ja, warum? „Meist suchen sie Gebet, Gott und Gemeinschaft - und Konsequenz“, sagt die <link http: www.abtei-waldsassen.de abteineu _blank external-link-new-window>Äbtissin des Zisterzienserinnen-Klosters Waldsassen, M. Laetitia Fech OCist. Ihr Konvent hat in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder jungen Zuwachs erhalten. Auf eines achtet Äbtissin Laetitia bei der Aufnahme genau: eine echte Berufung ins Kloster ist „nie Flucht vor der Welt“ und muss „gesund und belastbar“ sein. Ein Interview.

 

Sehr geehrte Äbtissin, warum treten - auch heutzutage noch - Menschen in ein Kloster ein und widmen ihr Leben ganz Gott?

Es sind Menschen, die mitten im Leben stehen, die oft schon alles hatten und dennoch im Herzen eine Leere und Sehnsucht spüren, die materiell nicht gefüllt werden kann. Sie machen sich auf die Suche und wissen dann oft auch sehr genau, was sie wollen.

Gott  ruft auch heute immer wieder junge Menschen und berührt sie im Herzen – sie suchen ein klares und  konsequentes Ordensleben, wo neben der Erfüllung durch sinnvolle Arbeit es ihnen ganz wichtig ist, dass das Gebet in Gemeinschaft und persönlich wirklich gepflegt werden kann. Darum haben unsere klausurierten Klöster da besondere Chancen und Voraussetzungen.

 

Die Versuchungen der Welt sind groß und verlockend. Kann es sein, dass wir uns in diesem immer schneller drehenden Hamsterrad einfach langsam selbst verlieren und weniger schauen, was uns persönlich gut tut?

Ich glaube, dass viele für sich in Freizeit und Wellness durchaus Freiräume suchen. Das gelingt jedoch ab einer bestimmten Lebensphase nicht mehr tief genug und die Seele kommt nicht nach. Der Leib wird fast „vergöttert“ und die Seele ist „am Verhungern“- viele Menschen sind in unserer immer kurzlebigeren, kurzatmigeren Zeit aus dem Rhythmus und Maß gekommen, das jedes Leben braucht. Vielfach sind sie ausgebrannt und finden auch in der Therapie oft nicht die Hilfe, die sie bräuchten.

Warum meinen Sie hat gerade das Kloster Waldsassen so einen regen Zustrom an Nachwuchs von Ordensschwestern?

Ich würde den Zustrom nicht unbedingt als rege bezeichnen. Aber es kommen immer wieder Berufungen dazu. Seit 1995 sind  sieben Schwestern in unseren Konvent dazugekommen. Es sind vom alten Konvent noch drei Schwestern da zwischen 74 und 84 Jahren – das heißt, wenn diese sieben nicht gekommen wären (denn sechs Schwestern sind mittlerweile gestorben), gäbe es unser Kloster in Waldsassen heute wohl nicht mehr.

Warum immer wieder junge Berufungen kommen, kann ich nicht so genau sagen. Berufungen sind ein Geheimnis der Liebe Gottes und nicht Verdienst eines Klosters oder eines Menschen oder einfach so „machbar“. Es ist vielmehr ein Geschenk Gottes an uns Menschen.

Was wir als Menschen jedoch tun können, ist, „den Boden zu bereiten“, dass junge Frauen heute „Fuß fassen“ können.  Da gab es in Waldsassen sicher die besondere Chance, dass wir das Chorgebet zeitgemäß erneuern konnten (Deutsch und Lateinisch-beides) sowie durch gute, junge Stimmen neuen Schwung und Begeisterung in den Stundengebetvollzug bringen konnten. Durch die mehr als nötige Generalsanierung konnten Weichen für die Zukunft gestellt werden und neue Arbeitsbereiche geschaffen werden, die in unserer Zisterziensischen Spiritualität verankert sind ebenso wie in der Regel des Hl. Benedikt.  Durch Einrichtungen wie unser Gästehaus, die Umweltstation, die Stickerei oder den Klosterladen haben wir uns als Gemeinschaft von Zisterzienserinnen im „Heute“ neu definiert. Zuvor hatten wir mit guter Begleitung und Supervision von außen überlegt, wie wir im 21. Jahrhundert als Gemeinschaft der Zisterzienserinnen von Waldsassen einerseits in der Tradition verankert bleiben und doch neu orientiert in der Gegenwart leben können.


Mit welchen Vorstellungen und Wünschen kommen denn die jungen Frauen zu Ihnen ins Kloster?

So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch die Vorstellungen. Meist suchen sie Gebet, Gott und Gemeinschaft - und Konsequenz.  Wer heute ins Kloster eintritt, sucht vor allem das. Trotzdem ist es schon so, dass viele wieder gehen: Zwei Drittel gehen – ein Drittel bleibt, so ist etwa der Schlüssel der Auswahl.

Unser Leben im Kloster darf nie Flucht vor der Welt sein. Es geht um eine echte Berufung, persönliche Liebe zu Gott, das verbindet uns miteinander, das Ziel miteinander zu Gott und mit Gott zu gehen. Die Berufungen müssen gesund und belastbar sein. Das ist leider immer weniger der Fall. So können wir für unsere jungen Schwestern nur danken. Und wenn junge Schwestern da sind, dann ziehen diese auch wieder junge Schwestern nach.


Was war der Grund, warum Sie sich persönlich für ein Leben als Ordensschwester entschieden haben?

Durch eine tiefe persönliche Berufung im Herzen, die mir geschenkt wurde. Ich hatte es von mir aus nie so gewollt. Gott hat mich gefunden und er ist die Liebe meines Lebens. Ich konnte nicht mehr anders als ihm folgen.


Haben Sie diese Entscheidung jemals bereut?

Bereut habe ich sie nie. Aber sehr viel gezweifelt und einige tiefe „Täler“ habe ich schon durchschritten. Wie es im „richtigen Leben“ draußen auch so ist; uns Ordensleuten wird es nicht leichter gemacht auf unserem Weg, jede muss um Treue ringen. Da gibt es „Höhen und Tiefen“ - das ist ganz normal. Ich würde meinen Weg jeden Tag wieder gehen - ich bin glücklich im Herzen!


Was glauben Sie ist der Grund, warum aktuell so viele Menschen aus der Kirche austreten?

Das Phänomen der Austrittswelle gibt es doch nur in Europa und den reichen Ländern; weltweit hat die Kirche sogar Zuwachs. Den Menschen in Europa geht es zu gut, der Wohlstand macht „satt“ und die Menschen glauben, alles selber machen zu können ohne Gott! Und doch ist es für mich erstaunlich, wie viele Menschen, die nicht mehr zur Kirche gehören, dennoch Suchende sind. Und darauf kommt es doch an! Da können unsere Klöster Zufluchtsorte sein - und das sind wir auch oft.

 

Was würden Sie jungen Frauen und Männern raten, die sich mit dem Gedanken tragen ins Kloster einzutreten?

„ Komm und sieh“: Folge der Sehnsucht Deines Herzens. Antworte der leisen Liebe, die im Herzen da ist, denn ER ist uns immer zuvor an Liebe. Ohne sie können wir nicht antworten.



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