News Bild Weitere Vorführung von „Sonnenaufgang über Kalkutta“ am kommenden Samstag im Regina Filmtheater
Weitere Vorführung von „Sonnenaufgang über Kalkutta“ am kommenden Samstag im Regina Filmtheater

Mutter Teresa rüttelt auf

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Regensburg, 15. Juni 2023

Und wenn es wirklich so wäre? Wenn die heilige Mutter Teresa von Kalkutta ins eigene Leben eingreift wie sie das laut den verschiedenen Zeugnissen im Film „Sonnenaufgang über Kalkutta“ immer wieder getan hat und tut? Nun gibt es eine weitere Vorführung des Streifens im Regina Filmtheater Regensburg.

Schönheit nach den Maßstäben dieser Welt

Das Regina Filmtheater bietet eine weitere Vorführung des Films am kommenden Samstag, 17. Juni, um 15 Uhr an.

Dass Mutter Teresa eine besondere Person auf Erden war, steht außer Zweifel. Selbst Kritiker attestieren ihr, dass sie viel Gutes getan hat. Und dass sie auf weltlichen Ruhm – Bekanntheit, Geld und Schönheit nach den Maßstäben dieser Welt – nichts gab, ergibt sich aus ihrem Lebenswandel und ihrem Handeln selbst. Klar, zeitgebunden erscheinen die vielen Bilder, fotografische Aufnahmen wie auch Bewegtbilder, die sie in Kalkutta, aber auch mit dem heiligen Johannes Paul II. zeigen. Wie viel ist seit ihrem Tod 1997 geschehen? Wie haben sich Anmutungen geändert?

Ist das Mirakelsucht? Personenkult? Wichtigtuerei?

Ihre Botschaft, die Botschaft der radikalen Liebe, mit der ernstgemacht werden muss, hat sich überhaupt nicht geändert. Davon konnten sich rund 100 Zuschauer und Zuschauerinnen überzeugen, die am vergangenen Mittwochabend ins Regina Filmtheater gekommen waren, darunter auch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Weihbischof Dr. Josef Graf. Die Vorführung fand im Rahmen der Film-Gespräch-Reihe „Mensch im Fokus“ des Regina Filmtheaters und der Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg (KEB) mit Unterstützung des Vereins zur Förderung des internationalen katholischen Filmes statt. Die Zeugnisse („Wortspenden“), die hier zu hören und zu sehen waren, gehen unter die Haut, wenn auch bekannte Gegenfragen aus der Gesellschaft in einem sich schnell hören lassen. Ist das nicht Mirakelsucht? Personenkult? Wichtigtuerei?

Ermutigung statt Vergnügen

Diakon Walter Karger, der für den „Verein zur Förderung des internationalen christlichen Filmes“ einstand, sagte gleich in einführenden Worten: „Mutter Teresa hat sicher nicht im Auge gehabt, wie ihr Leben auf andere wirkt.“ Nicht nur das Praktische, sondern auch das Gebet sei ein Dienst am Nächsten, wusste Karger, und, egal, wo wir wirken, unbewusst gäben wir immer ein „gutes Beispiel“ – wenn wir uns denn an den Werten Mutter Teresas, nämlich: den eigentlich christlichen ausrichten. „Der liebe Gott wird das sehen und etwas bewirken“, behauptete der Diakon. Und völlig zurecht korrigierte er seinen eigenen Wunsch vorab, viel Vergnügen zu haben, in ein „Lassen Sie sich ermutigen“.

Alles Falsche oder Halbe fällt ab

Natürlich ist in dem Streifen einiges an Szenen gestellt. Wie sollte ernsthaft die Aufzeichnung in einer Abtreibungsklinik authentisch ins Werk gesetzt werden, in der die dann bekehrte Spanierin zuvor arbeitete? Und fürchterliche Dinge verbrach? Aber das Zeugnis – in Einzelheiten wie auch als Gesamtfilm – ist glaubhaft und führt den Auftrag des Lebensschutzes wie auch der Wertschätzung der Armut vor Augen. Ist es nicht eine alte Tradition der Kirche, dass die Armen in Wirklichkeit die Reichen sind? Ist das in der Tat unsere Überzeugung? Der Film rüttelt auf, sich wenigstens anfang- und schmerzhaft dieser Verpflichtung zu besinnen. Alles Falsche oder immerhin Halbe fällt ab und so nahm es denn auch konkret nicht wunder, dass während des kurzen Abspanns sowie danach, am Ende der Vorführung, wartende Stille herrschte sowie bei nicht wenigen der Vorsatz, es künftighin im eigenen Leben besser zu machen. Vielleicht wäre es nicht zu viel gesagt, anzunehmen, dass etwas Heilsames in diesen kostbaren Momenten des Übergangs in den Alltag zu verspüren war.

Das Filmgenre mag das des Verkündigungsfilms sein, gewiss, dennoch sind die Einstellungen und Bilder derart empirisch, dass bald erscheint, dass der Glaube in der unsentimentalen und schnörkellosen Wirklichkeit am meisten wirkt und, im Übrigen, statt Gefühlsduselei sich eine geistliche Erfahrung vollzieht, die auf den Grund des Christlichen schaut und das vor Augen führt, worum es „eigentlich“ geht.

Durch Crowdfundigung zustande gebracht

Ein Film, übrigens hauptsächlich durch Crowdfunding zustande gebracht, der keinen fortschreitenden Plott mit Déroulement und Katastrophe aufweist, dessen innere Bewegung allerdings in jeder noch so detailhaften Bewegung steckt. Wer verstehen möchte, warum ernsthaften und suchenden Christen etwas in der Welt nicht aufgeht, sie an einem Geheimnis des Bösen zu knabbern haben und diese Figurationen des – letztlich – Nichts uns gefangen halten, uns hindern, das Angemessene, das Richtige: die Liebe zu tun, der wird diese Mächte der Unterwelt in vielerlei Hinsicht auf der Leinwand mit Schrecken erfahren, wie auch den Hinweis auf das, was uns davor zu schützen vermag.

Die Kirche erscheint dann in einem anderen Licht

Schwarz-weiß-Malerei? Übertriebene Dichotomien oder gar neurotische Blicke auf eine „komplexe Wirklichkeit“, die der moderne, postmoderne oder postpostmoderne Mensch eben zu bestehen habe? Mehr oder weniger glücklich? Nein, statt Verdrängung der Berufung, die sichtbarlich so oft geschieht, zeigen engagierte Christen, wie es um uns steht. Und die Kirche und die tägliche Praxis von manchen ihrer Teile erscheint dann in einem anderen Licht. Es ist eine Diagnose mit klarem Therapievorschlag. Vielen wird das nicht schmecken, schon gar nicht behagen. Aber wie sollte es auch anders sein? Oder, um Diakon Walter Kargers Aussage eingangs zu wiederholen: „Lassen Sie sich ermutigen.“

Text und Bilder: Prof. Dr. Veit Neumann



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