News Bild Feierliche Einweihung des Zentraldepots für die Museen und Archive in Regensburg

Feierliche Einweihung des Zentraldepots für die Museen und Archive in Regensburg

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Regensburg, 30. September 2024

Am heutigen Montag wurde das neue Zentraldepot für die Museen und Archive der Stadt Regensburg und der Diözese Regensburg eingeweiht. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und der evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler segneten gemeinsam im Anschluss an einen Festakt den Gebäudekomplex.

Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg, Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer und Kulturreferent Wolfgang Dersch begrüßten die Gäste, bevor Walter Jonas, Regierungspräsident der Oberpfalz, Dr. Dirk Blübaum, Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, und Dr. Bernhard Grau, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, Grußworte an die Gäste richteten. Der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen gestaltete die Feier musikalisch.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Bischof Dr. Rudolf Voderholzer lobten in ihren Begrüßungsworten das vollendete Projekt: Der Bau des Depots, so das Stadtoberhaupt, ist ein nachhaltiger Beitrag, um unsere Kulturgüter für unsere künftigen Generationen zu sichern und zu erhalten: „Wir nehmen unsere kulturpolitische Verantwortung ernst und wollen die kulturelle Überlieferung der Vergangenheit zukunftsfest machen“, so Maltz-Schwarzfischer. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer freute sich, das Depot, fast bezugsfertig, mit Gottes Segen seiner Bestimmung übergeben zu können. Im Namen des Bistums Regensburg bedankte er sich für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Regensurg bei der Realisierung, die sich, rechne man die Vorplanungen mit ein, über 10 Jahre hinweg gestreckt hat. Sein Dank galt auch allen, die das Großprojekt ermöglicht bzw. bei der Umsetzung daran beteiligt waren. Das neue Depot, so der Bischof, ist das kulturelle Gedächtnis von Stadt und Bistum Regensburg. Der Regierungspräsident für die Oberpfalz, Walter Jonas, hob Bayern als Kulturstaat hervor: „Dieses Projekt war nicht nur in finanzieller Hinsicht ein Kraftakt, sondern auch ein umfassendes Zusammenwirken. Nun blickt man mit etwas Neid und Bewunderung auf Regensburg. Das Depot wird eine große Menge von Kunst- und Alltagsgegenständen beherbergen. Unsere Geschichte kann nicht umfassend erforscht werden, wenn man nicht auch die Kirchengeschichte im Blick hat. Dass sowohl die Diözese als auch die weltlichen Archive sich hier in einem Projekt zusammenfinden ist hervorragend und beispielsgebend“, so der Regierungspräsident. Dr. Dirk Blübaum, Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, bedankte sich für die komplexe Arbeit, die in Regensburg umgesetzt wurde und die er mit seiner Dienststelle fachlich und finanziell unterstützt hatte. Die Kooperation beider Partner sei beispielshaft und sollte, so die Hoffnung von Dr. Blübaum, Schule machen, denn auch der Kulturbetrieb müsse sich den Herausforderungen der Gegenwart stellen. Im Depot werden rund 90 Prozent der musealen Artefakte des kulturellen Erbes der Regensburger langsam zu sehen sein, im Museum hingegen nur 10 bis 15 Prozent. „Das Depot ist also der Hort des Entdeckens, der Vielfalt des  Bewahrens. Das Depot ist im Endeffekt die Quelle aus der das Museum seine Arbeit speist. Hier liegen die mit Händen zu greifenden Nachweise. Hier lagern die Geschichten, die dringend erzählt werden müssen“, erklärte der Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. Dr. Bernhard Grau, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, bezeichnete das Depot in seinem Grußwort als Multifunktionsgebäude. Die Kooperation ist innovativ, ungewöhnlich, vorbildhaft und ermutigend. Es entsteht so ein hochmoderner Kultur- und Wissensspeicher, der in der bayerischen Archivwelt aber auch darüberhinaus zweifellos Maßstäbe setzt. Dass sogar noch Flächen für bauliche Erweiterungen zur Verfügung stehen, zeugt von einem Weitblick, der nach seiner Erfahrung nicht selbstverständlich ist, so Dr. Grau.

 

Im Anschluss segneten Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Regionalbischof Klaus Stiegler gemeinsam das Gebäude, bevor Architekt Georg Zunner die Schlüsselübergabe an Bischof und Oberbürgermeisterin vollzog. Dazu hatte er zwei historische Scheren mitgebracht, versehen mit dem Wappen von Stadt und Bistum, mit dem beide das Eröffnungsband offiziell durchschnitten.

Dr. Maria Baumann, Diözesankonservatorin für das Bistum Regensburg, betonte: „Der Tag der Einweihung ist für uns ein Tag großer Freude und Dankbarkeit. Mit der Unterstützung Vieler konnten wir den Bau unfallfrei und auch in schwierigen Coronazeiten errichten und damit einen Kulturspeicher für das Erbe unserer Vorfahren schaffen. Der dauerhafte Erhalt der vielfältigen Sammlungen vom Heiligenbildchen über mittelalterliche Skulpturen und Gemälde bis zur zeitgenössischen Lüpertzfigur ist eine zentrale Aufgabe unserer Museen. Das neue Zentraldepot macht uns die Weitergabe des Kulturguts an zukünftige Generationen möglich und gewährleistet die Sicherheit aller, die mit großer Leidenschaft an den Objekten arbeiten. Die Kunstsammlungen des Bistums Regensburg haben jetzt eine neue Heimat!“

Auch Dr. Camilla Weber, Archiv- und Bibliotheksdirektorin für das Bistum Regensburg, freut sich über die gelungene Fertigstellung des neuen Depots: „Für das Zentralarchiv bedeutet die Fertigstellung insofern einen Meilenstein, als nun umfangreiche Bestände - vor allem aus den Pfarreien - klimatisch und sicherheitstechnisch adäquat untergebracht werden können. Das Depot ist für uns in erster Linie für die Aufnahme der Pfarrarchive konzipiert, da im Zuge der Zusammenlegung der Pfarreien und des Abbaus des kirchlichen Immobilienbestandes die Pfarreien immer weniger in der Lage sind, ihr historisches Schriftgut adäquat zu verwahren. Gerade auf diesem Gebiet soll das Depot eine verstärkte Entlastung der Pfarreien ermöglichen. Diese Unterbringung wird im Laufe des Jahres 2025 schrittweise erfolgen. Zudem werden in den kommenden Jahren weitere Archivbestände aus der ganzen Diözese hinzukommen. Die Kapazität in den drei Stockwerken ist auf ca. 20 Jahre Zuwachs ausgelegt.“
 

 

Wie ein gemeinsames Großprojekt entsteht

Direkt an der Autobahn A3 Nürnberg-Passau wurde das Depot in einem Stadtteil von Regensburg, geplant vom Architekturbüro Georg Zunner aus Amberg und dem leitenden Architekten Armin Keck, begleitet von Depotplanerin Marushi Yoshida (YCONS yoshida-conservation), errichtet. Die Gebäudegrundfläche beträgt 7.000 Quadratmeter, die Geschossflächen ca. 16.700 Quadratmeter. Davon entfallen ca. 60 % auf das Gebäude der Stadt und ca. 40 % auf das Gebäude der Diözese. Die Investitionen belaufen sich bei der Stadt Regensburg auf 31 Millionen Euro, bei der Diözese Regensburg auf 23 Millionen Euro. Das Gebäude ist 185 Meter lang, 12,5 Meter hoch und 38 Meter tief. So sieht das neue Depot aus: ein gemeinsamer Kulturspeicher von Diözese und Stadt Regensburg. In jedem Bauteil sind jeweils Archiv und Museumssammlung untergebracht, links städtisch und rechts kirchlich.

Am 11. September 2019 fand der Spatenstich statt, bis September 2020 wurden 421 Bohrpfähle zur Gründung gesetzt. Am 21. September 2020 wurde coronakonform der Grundstein gelegt, am 27. Oktober 2021 das Richtfest gefeiert. Die Planung reicht bis 2014 zurück, die Entscheidung für einen neuen Kultur- und Wissenschaftsstandort der Stadt und der Diözese Regensburg wurde 2018 getroffen. Bei der Stadt war die Motivation die schiere Raumnot, bei der Diözese war es die definitive Ansage des Brandschutzes, dass die bisherigen Depotgebäude nicht weiter genutzt werden dürfen, sowie zugleich die bisherige Raumnot.

Der Bau der Diözese gliedert sich in drei Bereiche auf: Der Zentralbereich mit Anlieferungszone, Quarantäne- und Dekontaminationsräumen, Restaurierungswerkstätten und Büros für Mitarbeiter und Forschungsgäste. Nach Osten schließt sich ebenfalls zweigeschossig das Depot der Kunstsammlungen des Bistums an, dann das Bischöfliche Zentralarchiv mit drei Ebenen. Rund 50.000 Objekte wurden und werden für den Umzug gesichert und verpackt, vom Heiligenbildchen bis zur Kanzel, von Lichtmesskerzen bis zur modernen Skulptur. Ein gemeinsames Depot: Ziel waren und sind die Synergieeffekte: Im Betrieb steht die gegenseitige Unterstützung bei Raumnutzungen im Mittelpunkt. Ein Kooperationsvertrag regelt das Miteinander.

Stadt und Diözese haben sich für unterschiedliche Dekontaminationsanlagen entschieden. Bei der Diözese Regensburg wird das Kunstgut beim Einzug einen Durchgang in einer feuchtegeregelten Warmluftbehandlung (von ICM®) durchlaufen (ohne Chemikalien und Gase, möglichst wenig Energieeinsatz und umweltfreundlich). Dem Bauherrn ist es wichtig, dass auch eine Schadstoffabreicherung erfolgen kann. Die Stadt plant eine Stickstoffanlage. Bei gegenseitiger Nutzung können die Objekte über einen Verbindungsgang innerhalb des Gebäudes und seiner klimatischen Bedingungen transportiert werden.

Die Restaurierungswerkstätten des Bistums werden je nach Bedarf externen Fachrestauratoren temporär zur Verfügung gestellt.

Die Fassade

Die Fassadengestaltung mit dem Titel „Schützen und Bewahren“ stammt von den Künstlern Susanna und Bernhard Lutzenberger aus Bad Wörishofen, die die Arbeit nach Auslobung eines Künstlerwettbewerbs umgesetzt haben. Zwei Hände ziehen sich über die Fassade: Die geöffnete Hand, eine aufnehmende Geste, steht für sammeln, bergen und erhalten. Die behütende Hand – sie schützt, sichert und erinnert dabei auch an die segnende Bedeutung des Handauflegens.

Text und Fotos: Jakob Schötz
(jas)

 

 



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