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Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag im Hohen Dom zu Regensburg

„Es ist vollbracht“

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Regensburg, 29. März 2024

Punkt 15 Uhr begann die Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag in der Regensburger Kathedrale St. Peter mit Bischof Rudolf Voderholzer, den Weihbischöfen, dem Domkapitel, dem Stiftskapitel von St. Johann sowie zahlreichen Gläubigen. Es ist die überlieferte Todesstunde Jesu. Im Mittelpunkt der Karfreitagsliturgie stehen die gesungene Johannespassion, die den Leidensweg Christi beschreibt, die Enthüllung des Kreuzes in drei Schritten durch den Bischof sowie die Verehrung des Kreuzes durch Bischof, Priester und Gläubige. Das Kreuz wird dazu durch den Mittelgang der Kathedrale getragen. Unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß gestalteten die Regensburger Domspatzen die Feier musikalisch.

„Sie haben uns – zur Sterbestunde Jesu – das größte Drama der Weltgeschichte miterleben lassen“, betonte Bischof Rudolf in seiner Predigt mit Blick auf die gesungene Johannispassion. Zu den Besonderheiten der Passion, so der Bischof weiter, gehöre nicht nur, dass sie uns Jesus als den Souverän auch im Leiden zeigt. Aus freiem Willen tut er das Werk der Erlösung, und zum Schluss kann er gleichsam wie ein Künstler rufen: „Es ist vollbracht“. Eine weitere Besonderheit stelle auch die Chronologie, die Zeitangabe dar, an welchem Tag die Passion sich ereignet. Während die drei synoptischen Evangelien berichten, dass Jesus am Paschafest selbst hingerichtet wurde, geschieht dies bei Johannes einen Tag früher, am Rüsttag. Historiker, so der Bischof, gehen mittlerweile mehrheitlich davon aus, dass die Chronologie des Johannes auch geschichtlich die zutreffende ist, denn eine Hinrichtung am Festtag selbst war wohl im Jerusalemer Kontext eigentlich nicht denkbar.

Johannes löse damit nicht etwa das christliche Ostergeheimnis vom jüdischen Pascha, sondern er begründet es sogar noch tiefer darin. Denn Jesus wird am Rüsttag, dem Vorbereitungstag des Paschafestes, zur selben Stunde am Kreuz hingerichtet, in der im Tempel die Pascha-Lämmer geschlachtet werden. „Damit ist gesagt: Er ist das wahre Paschalamm, das wahre Osterlamm. Obwohl es dieser tiefen Symbolik entspricht, kann es doch auch geschichtlich wahr sein. Erst recht sogar! Damit enthüllt sich auch, was der erste Titel bedeutete, mit dem Jesus im Johannesevangelium belegt wird: Ganz zu Beginn schon verweist Johannes der Täufer seine Jünger auf Jesus mit den Worten: ‚Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt‘“, erklärte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer.

 

Kreuzesopfer des Lammes versöhnt Himmel und Erde

Jesus als das neutestamentliche Pascha-Lamm befreit die Menschheit nicht nur von einzelnen Sünden, sondern von der „hamartia tou kosmou“, der „Sünde der Welt“, das ist die alle Menschen betreffende und bedrückende Last der Gottesferne und Todverfallenheit. Das Kreuzesopfer des Lammes versöhnt Himmel und Erde, so der Bischof weiter. Und: Die Lamm-Gottes Thematik nimmt denn auch in der frühchristlichen Verkündigung einen beträchtlichen Raum ein. In der Botschaft der Geheimen Offenbarung des Johannes spielt das Lamm, das geschlachtet war, sogar eine zentrale Rolle. Als das Symbol für Christus schlechthin öffnet es das Buch mit den sieben Siegeln und entschlüsselt somit das Geheimnis der Geschichte. „Die Hingabe Jesu am Kreuz offenbart die Liebe Gottes als das entscheidende Motiv von Schöpfung und Erlösung. Das Lamm und das Kreuz, diese beiden Symbole, sie gehören zusammen, sie interpretieren sich gegenseitig. Und sie bestimmen nicht nur die Liturgie und die christliche Bilderwelt, sondern auch das Brauchtum und die Volksfrömmigkeit. Das Lamm vor allem dann an Ostern, und heute am Karfreitag das Kreuz. Wir werden es gleich aufrichten in unserer Mitte, um es zu verehren als das Zeichen unseres Heiles, und den anzubeten, der als das wahre Lamm sich daran für uns hingegeben hat: Und wir alle sind eingeladen, vor dem Kreuz das Knie zu beugen“, so der Regensburger Oberhirte an die Gläubigen gerichtet.

 

Text und Fotos: Jakob Schötz



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