News Bild Faschingsgesellschaft Lusticania zu Gast bei Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
Faschingsgesellschaft Lusticania zu Gast bei Bischof Dr. Rudolf Voderholzer

Darum ist Fasching eine katholische Erfindung

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Regensburg, 7. Februar 2023

„Ich freue mich mit der Lusticania, dass es nach zwei Jahren Coronapause nun wieder losgehen kann mit dem Faschingfeiern und ich hoffe, dass die Einbußen, so wie sie viele Vereine erleiden mussten, nicht zu groß sind.“ So begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Dienstagabend im Ordinariat die Regensburger Faschingsgesellschaft Lusticania mit ihren Prinzenpaaren, Tanzgarden und dem ganzen Präsidium.

Prinzen-Walzer und Bischöflicher Segen

Bevor es „Alles Walzer“ heißen konnte, musste aber erst noch der rote Teppich eingerollt werden. „Eigentlich müsste der ja ausgerollt werden für die anwesenden Tollitäten“, so der Bischof schmunzelnd, „aber dann könnten wir uns nicht an den Tanzdarbietungen erfreuen“. Regensburgs Oberhirte entpuppte sich als Freund des Walzers und der Standardtänze und applaudierte fleißig mit. Neben der Kindergarde mit Gardetanz legten Prinzenpaar Alex I. (Alex Pjetrog) und Prinzessin Maria I. (Maria Neft) sowie Kinderprinzenpaar Louis I. (Louis Brandl) und Magali I. (Magali Reichinger) einen kessen Walzer auf den Steinboden, der sich aber auch als tanzbar erwies. Flankiert von Präsident Armin Haucke, Bezirkspräses Pfarrer Michael Alkofer und Bezirksvorsitzenden Herbert Lorenz war Bischof Rudolf ein aufmerksamer Zuschauer, der immer kräftiger in den Schlachtruf der Lusticania, einem dreifachen "Lusticania olé!", einstimmte. Mit einem Narrhalla-Marsch und zwei Gardemädchen wurde er zur traditionellen Ordensverleihung begleitet. Sitzungspräsident Fritz Niebler führte gekonnt durch das Programm und durfte dann auch den geistlichen Höhepunkt des Abends ankündigen, den bischöflichen Segen für alle Anwesenden, den er auf Fürsprache der Gottesmutter und des Seligen Gesellenvaters Adolph Kolping (1813-1865) spendete.

„Ohne Kirche keinen Karneval“

Kirche und Karneval, wie der Fasching im Rheinland genannt wird, sowie Fastnacht und Fastenzeit gehören einfach untrennbar zusammen. Aus dem anfänglich nur auf einen Abend beschränkten ausgelassenen Feiern vor Beginn der Fastenzeit, der Fastnacht oder auch Fasenacht, wurde nach und nach ein Fest aus mehreren Tagen und später sogar Wochen.

Der Begriff Fasching hat wohl seinen Ursprung in den Worten vaschanc und vaschang, die so viel wie „Fastenschank“ bedeuten, also der letzte Alkoholausschank vor der damals noch strengen Fastenzeit. Auch in dem im Rheinland oder Venedig üblichen Begriff Carneval, soll ein Hinweis auf die nahende Fastenzeit stecken. So wird „Carne vale“ mit „Fleisch lebe wohl“ übersetzt. Man verabschiedete sich von fleischlichen Genüssen jedweder Art. Denn nicht nur das gute Essen gehörte zum Karneval bzw. der Fastnacht, sondern auch vielfältige ausgelassene Sinnenfreuden der Bevölkerung, die der Kirche verständlicher Weise überhaupt keine Freude bereiteten.

Bischöfliche Faschingsorden

Seit dem Jahre 2014 wird der Regensburger Bischof jährlich mit dem Saison-Orden der Faschingszunft Lusticania ausgezeichnet. Die Verleihung findet jeweils im Bischöflichen Ordinariat statt. Bischof Rudolf befindet sich auch damit in guter mitbrüderlicher Gesellschaft. In Regensburg erhielt der damalige Kolping-Präses und spätere Passauer Bischof Wilhelm Schraml (†2021) bereits 1981 den „Orden vom Goldenen Humor“, die höchste Auszeichnung der Lusticania, verliehen. Der frühere Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann (†2018) erhielt 2005 in Aachen den „Orden wider den tierischen Ernst“ und sogar der emeritierte Bischof von Rom war Inhaber eines hohen Faschingsordens: Als Münchner Erzbischof wurde Joseph Kardinal Ratzinger (†2022) 1989 mit dem „Karl Valentin-Orden“ der Narrhalla ausgezeichnet. Am Anfang der Faschingsgeschichte in der Domstadt steht dann auch ein Bischof: Im Jahre 1249 wird der Regensburger Bischof Albert I. von Pietengau (regierte 1247-1259) von der römischen Kurie angewiesen, das allzu arge Treiben der Schüler der Regensburger Domschule beim sog. maskierten "Bischofsspiel" zu unterbinden. Der Benediktiner-Abt Wernher von Prüfening beklagte sich bei der römischen Kurie über diese, die allzu arg ihren Schabernack mit den Mönchen und Mitarbeitern von Kloster Prüfening getrieben hatten.

Katholische Faschingsgesellschaft

„Sowas gibt es wahrscheinlich auch nur in Bayern“, bemerkte mal ein Faschings- und Karnevals-Experte. Ob er damit Recht, wer weiß, sicher ist, die Faschingsgesellschaft Lusticania Regensburg wurde 1958 im Kolpinghaus St. Erhard Regensburg gegründet und deren Träger war bis 1981 auch die Kolpingfamilie St. Erhard. Nach einer kurzen Pause hob der Kolpingwerk Bezirksverband Regensburg die Lusticania wieder aus der Taufe und sie bildet heute neben der bereits 1848 gegründeten Narragonia einen festen Bestandteil des Faschingslebens in Regensburg. Ihre kirchlichen Wurzeln erkennt man auch an der Vielzahl von geistlichen Ordensträgern: Unter den Rittern des „Ordens vom Goldenen Humor“ zählt man fünfzehn Priester oder Diakone, neben dem Domprediger Dr. Werner Schrüfer (Ordensverleihung 2002) und dem ehemaligen Bischöflichen Finanzdirektor und Domdekan, Prälat Robert Hüttner (1984) alle Diözesan- und Bezirkspräsides des Kolpingwerkes. Eine Kinderprinzessin, so wie Prinzessin Magali I. (Magali Reichinger), die auch Pfadfinderin ist, das gab es sicher schon oft. Aber eine Kinderprinzessin, deren Urururgroßvater ein Cousin vom Heiligen Bruder Konrad von Parzham (1818-1894) war, das ist wirklich eine Rarität. Bischof Rudolf ließ sich die verwandtschaftlichen Bande vom Prinzessinnen-Vater Andreas Reichinger genauer erklären. Dass die Familie nun auch noch in St. Konrad Regensburg zuhause ist, das freute ihn sehr, war doch seine erste Kaplanstelle auch eine Bruder Konrad-Pfarrei.

Text und Fotos: Carl Borromäus Prämaßing/jas



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