„Es gibt keine Alternative zum Gespräch der Religionen“: Bischof Joachim Ouédraogo (Burkina Faso) über den erfolgreichen christlich-muslimischen Dialog in seiner Heimat
„Land des aufrichtigen Menschen“ – so heißt Burkina Faso in der Sprache seiner Einwohner. Das westafrikanische Land mit rund 20 Millionen Einwohnern liegt südlich des Nigerbogens und grenzt an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana sowie an die Elfenbeinküste. Es gilt in ganz Afrika als beispielhaftes Vorbild für den interreligiösen Dialog und ist im diesjährigen „Monat der Weltmission“ Oktober das Partnerland des internationalen Missionswerks missio.
Jede Familie in Burkina Faso ist multireligiös
Bischof Joachim Ouédraogo aus der dortigen Diözese Koudoudgou ist in diesen Tagen zu Gast im Bistum Regensburg, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Er steht wie kein Zweiter für genau diesen Dialog der Religionen. Denn bereits in seiner eigenen Familie hat der katholische Priester genügend Anschauungsmöglichkeiten in punkto Toleranz und religiöser Offenheit, wie er schmunzelnd zugibt: „Mein eigener Bruder ist ein evangelischer Priester – und unter meinen Verwandten sind auch Muslime und Anhänger traditioneller afrikanischer Naturreligionen. Aber Probleme haben wir dennoch keine – denn das Blut der eigenen Familie ist dicker und auch stärker als das der religiösen Zugehörigkeit.“
So wie in der Familie von Bischof Joachim geht es nahezu in jeder Familie in Burkina Faso zu. Und das seit Jahrzehnten. Laut Bischof Joachim ist der „interreligiöse Dialog“ in Burkina Faso eher als „dialogue de vie“, also als „Dialog des Lebens“ zu bezeichnen. Denn die Menschen dort reden nicht einfach mit einem Muslim oder mit einem Katholiken, der ihnen fremd ist, sondern vielmehr mit ihrem eigenen Bruder, ihrer Tante oder ihren Freunden. Miteinander anstatt Nebeneinander. „Man feiert zusammen, betet zusammen und steht sich in schwierigen Lebenssituationen bei“, so Bischof Ouédraogo.
Starker Zusammenhalt gegen Extremismus und Terror
Die burkinische Bevölkerung ist traditionell sehr gemischt. 60 Prozent sind Muslime, 25 Prozent Christen, 15 Prozent Anhänger der traditionellen Religionen. Schon von der Schulzeit an werden deshalb in Burkina Faso Toleranz und Dialogbereitschaft den Kindern nahegebracht. Doch natürlich, räumt Bischof Joachim im Gespräch ein, gibt es auch so manches Problem im interreligiösen Alltag Burkina Fasos: „Das kann bei gemischtreligiösen Ehen zwischen Christen und Muslimen der Fall sein oder wenn sich junge Menschen zum Studium ins Ausland aufmachen und dort beispielsweise mit extremistischen islamistischen Strömungen in Berührung kommen. Auch die über 1300 Kilometer lange Grenze mit unseren Nachbarländern kann nicht immer geschützt werden – und kann dazu führen, dass terroristische Gruppierungen von außen für Unruhe in Burkina Faso sorgen.“
Das erste terroristische Attentat der Geschichte der jungen Republik ereignete sich im Januar 2016 in der Hauptstadt Ouagadougou. Knapp 30 Menschen starben. Seitdem häufen sich die Attacken, insbesondere im Norden und Osten des Landes, an der Grenze zu Mali, mit Dutzenden Toten. Doch für Bischof Joachim gibt es keine Alternative zum interreligiösen Dialog – genauso wie für die Mehrheit seiner Landsleute. „Wir müssen einander die Angst voreinander nehmen, miteinander über unser Leben und unseren Glauben sprechen und schließlich unser Leben teilen. Auch dann wird es sicherlich immer noch Extremisten geben – aber sie werden so keine Chance haben.“
Erkenntnisse, die auch für den interreligiösen Dialog hierzulande gelten können.
Weitere Möglichkeiten der Begegnung mit Bischof Joachim Ouédraogo im Bistum Regensburg (7. bis 10. Oktober 2017)
7.10. (Samstag)
- 16 Uhr: Treffen und Austausch mit Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit und (afrikanischen) Flüchtlingen im Pfarrheim Abensberg.
- 18 Uhr: Vorabendmesse in der Klosterkirche der Karmeliten in Abensberg (mit Predigt)
8.10. (Sonntag)
- 10.30 Uhr: Gottesdienst in Pfarrei Herz Jesu Teublitz (mit Predigt, anschließend Brunch, Begegnung und Austausch)
- 17 Uhr: Vortrag im Pfarrzentrum Waldthurn
- 21 Uhr: Gottesdienst „Blaue Stunde“ für junge Leute, St. Paul in Regensburg
9.10. (Montag)
- 12 Uhr: Mittagsmeditation im Regensburger Dom (2 mal 5 Minuten meditative Gedanken, dazwischen Orgelspiel)
19 Uhr: missio-„Abend der Begegnung“ im „Leeren Beutel“, Regensburg
Ansprechpartner für alle Termine: Ruth Aigner, <link>weltkirche@bistum-regensburg.de, 0160/90702543