News Bild Erzbischof Charles Bo SDB von Yangon aus Myanmar/Birma Gast bei Katholikentag in Regenburg - Seit 2001 unterstützt das Bistum Regensburg die Kirche in Myanmar mit einem Stipendienprogramm für Laien

Erzbischof Charles Bo SDB von Yangon aus Myanmar/Birma Gast bei Katholikentag in Regenburg - Seit 2001 unterstützt das Bistum Regensburg die Kirche in Myanmar mit einem Stipendienprogramm für Laien

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„Ich freue mich schon auf den Besuch beim Katholikentag in Regenburg und darauf, die Diözese Regensburg persönlich kennen zu lernen, die seit 14 Jahren unsere Kirche in Myanmar(früher Birma) mit einem Stipendienprogramm für Laien kontinuierlich unterstützt hat.“ Erzbischof Charles Bo, der den Salesianern angehört, konnte und wollte kurz vor Weihnachten seine Neugier beim Vorbereitungsgespräch in Yangon auf seinen Besuch in Regenburg nicht verbergen. Bereits im Antwortschreiben auf die Einladung von Bischof Rudolf im Sommer letzten Jahres hatte er seine Freude zum Ausdruck gebracht, dass er dieses große Katholikentreffen miterleben dürfe. Auch sein Anliegen, die Freundschaft zwischen den Bistümern zu stärken und die Arbeit der Kirche im Bistum Regensburg näher kennen zu lernen, hatte er betont. Dabei könnten die Ausgangspositionen kaum unterschiedlicher sein: Erzbischof Charles Bo kommt aus einem Land Südostasiens, das wohl wie kein anderes für den Buddhismus steht. In ihm sind die Christen mit etwa 5 % und die Katholiken mit gut 1% der Bevölkerung eine kleine Minderheit unter 90% Buddhisten. Nach Jahrzehnten der Militärherrschaft gibt es Hoffnung auf Wandel. Grund dafür sind die Entlassung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest, eine zumindest formal zivile neue Regierung, einige Gesetzesänderungen und die Hoffnung auf faire Wahlen im Jahr 2015.

 

Vielfältiges Programm beim Katholikentag

Erzbischof Charles Bo hat sich für seinen Besuch in Regensburg einiges vorgenommen. Rechtzeitig zur Eröffnung kommt er aus Rom und freut sich auf den Abend der Begegnung, um das Bistum unterhaltsam kennen zu lernen. An der Universität wird er an einem Podium zur Frage nach der Rolle der Christen für die gesellschaftliche Entwicklung in Myanmar teilnehmen. Geplant ist seine Teilnahme am Gottesdienst der Werke und am Empfang für die Weltkirche im Kolpinghaus. Auf dem Bistumsplatz wird während des Katholikentages über die Kirche in Myanmar und das Regensburger Stipendienprogramm informiert. Der Erzbischof wird dort einige Zeit als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. Als Konzelebrant bei Gottesdiensten wird er die Verbundenheit der Christen über die Grenzen hinweg auch auf diese Weise zeigen. Nach dem Katholikentag wird er noch einige Tage im Bistum bleiben und mit Fachstellen im Ordinariat Erfahrungen austauschen. Er wird Einrichtungen in der Diözese, insbesondere im Erziehungsbereich besuchen, um für den Aufbau solcher Einrichtungen in seiner Diözese Erfahrungen zu sammeln.

 

Neue Herausforderungen für Kirche und Stipendiaten

Um den Besuch im Bistum vorzubereiten und um zu erkunden, wie aus Sicht der dortigen Kirche unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen das Stipendienprogramm eventuell modifiziert werden sollte, haben kurz vor Weihnachten Dompropst Dr. Wilhelm Gegenfurtner und Dr. Heinrich Geiger vom Katholischen Akademischen Ausländerdienst (KAAD) Myanmar besucht. Der KAAD hat die fachliche Betreuung des Programms übernommen. Dr. Wilhelm Gegenfurtner ist derzeit im Vorstand des KAAD und hat vor 14 Jahren als Vorsitzender des KAAD das Stipendienprogramm mit initiiert. Mit dabei war auch Gregor Tautz von der Katholischen Erwachsenenbildung. Er hat seit Jahren die Kontakte zur Kirche in Myanmar gepflegt und ist beim Katholikentag für die Podiumsdiskussion mit Erzbischof Charles Bo mitverantwortlich, ebenso für die Präsentation des Projektes auf dem Bistumsplatz während des Katholikentages. Im Rahmen der Katholischen Erwachsenenbildung informiert er bei Vorträgen über die Kirche in Myanmar und das Stipendienprogramm.

Auf dem Besuchsprogramm in Yangon stand ein Treffen mit ehemaligen Stipendiaten, die sich letztes Jahr zu einem Alumni-Association zusammengeschlossen haben. In Gesprächen mit zahlreichen Bischöfen wurden bisherige Erfolge, Probleme und neue Möglichkeiten des Stipendienprogramms erörtert. Zu den Gesprächspartnern gehörten Erzbischof Charles Bo, der derzeitige und der zukünftigen Erzbischof von Mandalay, der Vorsitzenden der Bischofskonferenz, der Sekretär der Bischofskonferenz, der Caritasdirektor des Landes und der Projektkoordinator der Bischofskonferenz. Es war die einhellige Meinung, dass das Programm bisher nicht nur individuell viel Gutes für die Stipendiaten bewirkt hat. Die Stipendiaten haben auch nach ihrer Rückkehr bei ihrem zweijährigen freiwilligen Dienst, zu dem sie sich vor dem Studium verpflichtet haben, in den Heimatdiözesen wichtige Impulse gegeben. Einige haben in Deutschland oder Thailand ihr Studium fortgesetzt oder sind inzwischen bei Bistümern oder Orden angestellt. Andere arbeiten bei beim Roten Kreuz, bei UNO-Einrichtungen oder in der Wirtschaft. Manche überlegen, ein selbständiges Arbeiten im Erziehungsbereich in enger Zusammenarbeit mit der Kirche.

Neue Arbeitsfelder kommen in den nächsten Jahren hinzu, die zukünftig auch bei der Wahl der Studienfächer berücksichtigt werden müssten. So sind in Fragen der Menschenrechte juristisch gebildete Leute gefragt. Nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges ist die Versöhnungsarbeit und entsprechend ausgebildetes Personal ein großes Thema. Die neue Gesetzeslage erlaubt die Gründung kirchlicher Schulen. Die alten Missionsschulen, die einen ausgezeichneten Ruf genossen haben, waren im Zug der Ausrufung eines „Buddhistischen Sozialismus“ den 60erJahren des letzten Jahrhunderts entschädigungslos enteignet worden. Ein neuer Schwerpunkt der Katholischen Bischofskonferenz ist auf dem Hintergrund der gewalttätigen Konflikte zwischen Buddhisten und Muslimen in Myanmar der interreligiöse Dialog. Auch hier ist fachkundige Mitarbeit nötig.

 

Dompropst Dr. Gegenfurtner: Engagement des Bistums hat sich gelohnt

„Wenn man das Engagement und die Liebe dieser jungen Menschen zur Kirche erlebt sowie die Stimmen der Bischöfe hört, dann gibt es keinen Zweifel, dass das Geld aus Regenburg gut angelegt ist“, so Dompropst Dr. Wilhelm Gegenfurtner im Rückblick auf die Reise. Besonders beeindruckt hat ihn auch der Besuch in dem kleinen Dorf, in dem die Caritas zusammen mit UNICEF ein Kinderschutzprogramm betreibt, das Kinder vor Mangelernährung bewahren und die Erziehung verbessern soll. Es dient aber auch dem Schutz vor der Rekrutierung als Kindersoldaten und vor Menschenhandel zur Prostitution. „Hier ist Kirche wirklich an der Seite der Armen. Hier bei der Qualifizierung von Mitarbeitern helfen zu können, ist eine lohnende und nachhaltige Aufgabe“, zeigte er sich überzeugt. „Wenn, was alle hoffen, der Prozess der Öffnung in Myanmar weitergeht, dann haben unsere Stipendiaten als Christen in der Zivilgesellschaft ganz neue Möglichkeiten der Mitgestaltung. Dabei sollten wir sie weiter unterstützen“, zeigte er sich überzeugt.

 

Zum Hintergrund des Stipendienprogramms

Unterstützung der Katholiken als Minderheit unter jahrzehntelanger Militärherrschaft

Mit etwa 700.000 Katholiken bei einer geschätzten Bevölkerung von weit über 50 Millionen machen die Katholiken nur gut ein Prozent der Bevölkerung aus. Die Christen insgesamt kommen auf etwa 5 % Bevölkerungsanteil. Nicht nur die Minderheitensituation ist für die Christen ein Problem. Auch die Tatsache, dass die meisten Christen in entlegenen Bergregionen leben, die jahrzehntelang von Bürgerkriegen heimgesucht waren, und in denen sehr schlechte Schulbedingungen herrschen, bestimmt die Lebenssituation der Christen. Oftmals leben sie seit Jahrzehnten als Flüchtlinge in Lagern in Nachbarländern oder innerhalb der Landesgrenzen. Da in den vergangenen Jahrzehnten von Universitäten und Studenten immer wieder Widerstand gegen die menschenverachtende Regierung organisiert wurde, blieben die Universitäten manchmal jahrelang geschlossen und junge Menschen konnten ihr Studium nicht beginnen oder fortsetzen. Zudem wurden die Abschlüsse für ein Weiterstudium im Ausland nicht anerkannt. Da die katholischen Familien zum Großteil aus armen Verhältnissen stammen, war für viele trotz eines zum Studium qualifizierenden Schulabschlusses die Arbeit mit den Eltern auf den Reisfeldern die einzige Lebensperspektive.

 

Modellhafte Kooperation eines deutschen Bistums mit vielfältigen Partnern

Auf diesem Hintergrund startete das Bistum Regenburg zusammen mit den Bistümern in Myanmar, der kirchlichen Assumption-Universität der Montfort-Brothers in Bangkok und dem Katholischen Akademischen Ausländerdienst (KAAD) im Jahr 2001 ein gemeinsames Projekt. Katholische Laien sollten in Thailand die Möglichkeit zu einer qualifizierten akademischen Ausbildung erhalten. Die Universität erlässt die ansonsten sehr hohen Studiengebühren und das Bistum Regenburg übernimmt die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Begleitung der Studierenden in Bangkok. Der KAAD mit seinen Erfahrungen mit Stipendiaten aus aller Welt an deutschen Universitäten organsiert Auswahl und studienbegleitende Betreuung. „Diese Zusammenarbeit eines deutschen Bistums mit der Katholischen Kirche eines sehr unterentwickelten Landes unter Einbeziehung eines besser entwickelten Landes aus dem gleichen Kulturkreis ist ein einmaliges Modell, das wir geschaffen haben“, so der Asienreferent des KAAD, Dr. Heinrich Geiger. Bisher kamen über 40 Studierende in den Genuss des Programms.

 

Drei Ziele des Projektes

Neben der Förderung der persönlichen Lebenschancen der Stipendiaten verfolgt das Programm zwei weitere Ziele. Die Unterstützung der Bistümer durch das erworbene Fachwissen und die Ausbildung von Laien, die qualifiziert an der Entwicklung der Gesellschaft mitwirken sollen. Die Stipendiaten verpflichten sich, nach Studienabschluss zwei Jahre als „Freiwillige“ für ihre Diözesen zu arbeiten. Sie unterstützen als Computer-Fachleute oder im Management ihre Diözesen, unterrichten als Englischlehrer in kirchlichen Bildungseinrichtungen oder unterstützen die Caritas auf verschiedenen Feldern. Oft setzen sie diese Tätigkeit in der Kirche auch danach fort. Das dritte Ziel, als katholische Laien die Gesellschaft mitzugestalten, war in Zeiten der Militärdiktatur praktisch nicht möglich. In einer sich öffnenden Zivilgesellschaft bieten sich heute dagegen christlichen Laien neue Möglichkeiten der Mitwirkung in Wirtschaft und Gesellschaft, für die sie durch das vom Bistum Regensburg und seinen Partnern ermöglichte Stipendienprogramm fachlich sehr gut qualifiziert sind.

Autor: Gregor Tautz

 



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